feiert Weihnachten
kam nur ein dumpfes Krächzen heraus, das hörte sich ganz ähnlich an wie Papagei Plemplem, wenn er sich erschreckt hatte. Tatsächlich war auf den Holztieren jede Menge hässlicher Staubfusseln festgeklebt.
Krrrrrrrh!, wiederholte Nele kläglich. Sie räusperte sich heftig. »Das wusste ich doch nicht, Papa«, sagte sie kleinlaut. »Ich wollte dir doch nur eine kleine Freude machen.«
Herr Winter schüttelte unwillig den Kopf. »Mach mir bitte die Freude und verschwinde so schnell wie möglich, Nele. Und richte Adelheid aus, dass ich die Erbsensuppe später esse. Mir ist der Appetit vergangen.«
Auch Nele hatte danach keinen großen Hunger mehr. Und das lag nicht daran, dass sie sich nichts aus Erbsensuppe machte.
Lustlos schob sie die Erbsen auf ihrem Teller hin und her, bis Großtante Adelheid ganz gereizt sagte: »Also bitte, Nele. Es kann wirklich nicht immer nur Pfannkuchen oder Milchreis zum Mittagessen geben. Andere Kinder würden sich über einen warmen Teller Suppe freuen. Vielleicht denkst du mal ein wenig darüber nach.« Sie räumte den halbvollen Teller weg und schickte Nele in ihr Zimmer, damit diese sie nicht beim Backen störte. Sie musste dieses Weihnachts-Muffins-Rezept dringend noch weiter üben.
»Ach, Sammy«, stöhnte Nele und schlang ihre Arme fest um seinen Hals. »Ich glaube, Gutes tun ist unheimlich anstrengend. Vielleicht halten es ja deshalb so wenige durch, was glaubst du? Ich habe jetzt schon keine Lust mehr.«
Sammy sah Nele aufmerksam an und schüttelte energisch den Kopf. »Wuff. Wuffwuffwuff.«
Nele seufzte. »Ja, ich weiß. Für die eigene Gitarre, die ich mir zu Weihnachten wünsche, müsste ich es eigentlich noch mal versuchen. Meinst du das?«
Neles schlauer Hund wackelte zustimmend mit den Ohren. »Wuffwuffwuff.«
Nele grinste und zwickte ihn vorsichtig in seine linke Pfote. »Okay. Die Parole lautet also: Mir doch egal, ob es den anderen passt oder nicht. Besser so?«
»Klingklingkling!«, antwortete Plemplem für Sammy. »Klingklingkling.« Großzügig ließ er eine kandierte Walnuss vor Nele fallen. Anscheinend hatte der Burgherr mit seinen guten Taten bereits begonnen.
Das achte Kapitel
bringt Neles Kopf zum Dampfenlässt den Briefträger ordentlich schwitzenNele und David unweihnachtlich zankenmacht einer Ritterrüstung Beineund endet mit einer schlimmen Nachricht
Das Tierheim macht dicht!
In der nächsten Woche hatte Nele kaum Zeit, Gutes zu tun. Anscheinend hatten sich die Lehrer abgesprochen, ihren Schülern vor den Weihnachtsferien noch einmal richtig viele Hausaufgaben aufzubrummen.
Selbst Frau Kussmund zauberte anstelle von leckeren Zimtsternen die neuen schweren Textaufgaben aus ihrer Aktentasche. Das war nicht besonders nett. Nele und den anderen Kindern rauchten trotz des vielen Schnees so die Köpfe, dass einfach keine weihnachtliche Stimmung aufkam.
Der Schneemann auf dem Schulhof ließ traurig seine karottige Nase hängen. Sogar Basti und Florian verging die Lust auf verbotene Schneeballschlachten gründlich, nachdem sie noch eine Zusatzaufgabe aufgebrummt bekamen.
Mal ehrlich: Wie sollte man da in weihnachtliche Stimmung kommen?
Außer den Müll vor das Burgtor zu tragen oder Papas Sägespäne über den Hof zu verteilen, damit der Briefträger nicht auf den vereisten Pflastersteinen ausglitt, waren keine guten Taten drin.
Der Briefträger kam jeden Vormittag mit einer prall gefüllten Posttasche in die Burg Kuckuckstein. Schließlich war Großtante Adelheid eine echte Weltenbummlerin und auf allen fünf Kontinenten so bekannt wie ein bunter Hund. Deshalb bekam sie aus fernen Ländern Weihnachtskarten mit vielen bunten Briefmarken darauf. Der indische Prinz Usambara, der Adelheid im Sommer sogar mit seinem fliegenden Teppich entführen wollte, schickte gleich zehn total kitschige Karten auf einmal.
»Der Typ ist so ein Schleimer«, lästerte David. »Besser, er hätte uns allen ein cooles Geschenk geschickt, anstatt das Geld für Porto zu verschwenden.«
Ausnahmsweise musste Nele ihrem Bruder Recht geben. Auf jeder Karte klebte zentimeterdick goldener Glimmer und darunter stand immer der gleiche Satz:
Der süßen Heidi die liebsten Weihnachtsgrüße, dein treuer Usi.
»Wirklich peinlich«, pflichtete Nele ihm bei. »Wie kann man Großtante Adelheid nur Heidi nennen?«
Trotzdem half sie später mit Feuereifer, die Karten mit Samtbändern an die Schnur zu binden, die Adelheid quer durch den Rittersaal gespannt hatte. Daran baumelte
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