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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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prügelte er in Stockholm eine Frau zuschanden, die zur Polizei ging und ihn wegen Körperverletzung - und Spionage anzeigte.
    Er hatte offenbar die Angewohnheit, allen seinen Frauen zu erzählen, daß er für die Russen spionierte.
    Die Säpo verhörte die Frau und ihn und kam zu dem Schluß, daß es keinerlei Grund gab, den Spion der Spionage zu verdächtigen, da er von einer Frau denunziert worden war. Die Mißhandlung der Frau war hingegen nicht ganz so angenehm, so daß man ihn mit einer Versetzung vom Russenbüro in eine Fahndungsabteilung einen Rüffel erteilte. Dort erhielt er noch besseren Einblick in die Arbeit des schwedischen Sicherheitsdienstes, so daß er die Russen beispielsweise davor warnen konnte, daß einer ihrer Nachrichtenoffiziere in Stockholm dabei war, zu den Schweden überzulaufen. Der Russe verschwand und landete im Gulag.
    Dann neue Dienstzeiten im Nahen Osten, neue Geschichten mit Alkohol und Frauen, neue Berichte gereizter UNO- Offiziere an die Säpo.
    Aber auch diese Memoranden verschwanden spurlos.
    Das Ganze ging bis 1979 weiter, als er von dem israelischen Sicherheitsdienst festgenommen wurde, der ihn auf erheblich rücksichtslosere Weise verhörte, als er es beim schwedischen Sicherheitsdienst erlebt hatte. Er gestand sofort alles.
    Schließlich wurde er nach Hause geschickt, wo es zum Prozeß kam. Dann geschah nichts mehr, bis ihm die Flucht gelang, weil sich seine Kollegen während eines Urlaubs »in Begleitung« nur herbeiließen, einen der zwei Ausgänge zu bewachen.
    Carl hatte mehr als fünftausend Seiten Akten über all das gelesen. Eines war ziemlich offenkundig.
    Der Verräter war beschützt worden. Jemand bei Säk zerstörte sämtliche Berichte, in denen er als Sicherheitsrisiko bezeichnet wurde, und jemand hatte ihn sogar schon während der Probezeit beim Russenbüro eingestellt. Dieser Jemand war sehr große Risiken eingegangen, um in der Firma einen russischen Spion zu schützen. Er hatte immer wieder warnende Hinweise verschwinden lassen und war natürlich selbst ein russischer Spion. DER PFAU war ein geeigneter Kandidat, denn er war der Chef gerade des Russenbüros gewesen; Sandströms ewig verzeihender und nachsichtiger Chef.
    Hatten die Russen den PFAU als im Grunde verbrannt angesehen? Hatten sie die schwedische Sicherheitspolizei dermaßen überschätzt, daß sie geglaubt hatten, diese könnte bei der Entdeckung, daß jemand die ganze Zeit einen russischen Spion beschützt hatte, Verdacht schöpfen, nachdem die Israelis Sandström auseinandergenommen und anschließend nach Hause geschickt hatten?
    Ein Mann wie Sandströms Chef hätte beim GRU kein langes Leben mehr vor sich gehabt oder sich nicht mehr lange auf freiem Fuß befunden, wenn er in einem westlichen Sicherheits oder Nachrichtendienst gearbeitet hatte.
    Nur in Schweden konnten solche Gestalten unbehelligt davonkommen, nur Schweden leistete sich Irre, die als solche ohne weiteres erkennbar waren, als Leiter der sensibelsten Abteilungen des militärischen wie des zivilen Sicherheitsdienstes. Wenn aber die Russen einen Hinweis darauf erhalten hätten, daß Sandströms Beschützer nicht auf Herz und Nieren geprüft wurde, hätten sie ihren eigenen Berichten nicht getraut. Sie hätten geglaubt, daß es sich um eine Art extremer Kriegslist gehandelt hatte, eine Kriegslist à la russe.
    Demnach hätte die Tatsache, daß der PFAU bei Sandströms Entlarvung nicht aufflog, in Wahrheit nur bedeutet, daß er tatsächlich aufflog?
    Folglich zeigten sich die Russen noch listiger, wenn sie einen Agenten verbrannten, der eigentlich schon verbrannt war? Wenn die nur wüßten, gluckste Carl leise vor sich hin.
    Die besorgniserregendste Schlußfolgerung war, daß die Russen bei der zivilen Sicherheitspolizei Schwedens sogar auf die Anwerbungspolitik Einfluß nehmen konnten. Wenn es so war, hatten sie im Affenhaus auf Kungsholmen außerordentlich großen Einfluß.
    Im Fall Sandström hatten sie jedoch nicht sonderlich klug gehandelt. Wer für sein eigenes Land ein so offenkundiges Sicherheitsrisiko darstellt, kann auch der anwerbenden Nation keinen großen Nutzen bringen.
    Was die Russen zumindest in diesem Fall hatten erfahren müssen. Sie mußten sich die Haare gerauft haben.
    Es war nahezu märchenhaft, daß es ihnen gelungen war, ihn überhaupt in irgendeine Form intelligenter Arbeit einzubinden. Wie hatten sie ihn eigentlich erzogen? Medikamente und hartes Training? Joggingrunden jeden Morgen, keine Frauen zum Würgen

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