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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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männlichen Dolmetscher als Reisebegleiter zuteilen. Ja, du verstehst, weshalb? Und was deine Freizeit draußen in der Stadt betrifft, mischen wir uns eigentlich nicht in das ein, was du da so treibst, aber du bist Diplomat und repräsentierst Schweden… also, schwarzer Geldwechsel und derlei, an so was ist nicht zu denken. Nicht nur, weil wir nicht gegen die Gesetze verstoßen dürfen, sondern es gibt ja auch Provokationen mit Frauen und…«
    »Entschuldigung, Oberst, darf ich mal unterbrechen?« sagte Carl, der sich anstrengen mußte, seine Ungeduld zu zügeln.
    »Ja, bitte sehr.«
    »Ich habe eine fünfjährige besondere Ausbildung im militärischen Nachrichtendienst hinter mir und arbeite etwa genauso lange im geheimen Teil des Nachrichtendienstes.«
    Der ihm gegenübersitzende Mann hatte seine Pfeife, die er während seines Vertrags langsam und gründlich gestopft hatte, noch nicht angezündet. Jetzt riß er ein Streichholz an und fing langsam an zu paffen, während er darüber nachzudenken schien, wie er auf Carls angedeutete Zurechtweisung reagieren sollte. Aber jetzt entschied er sich mit einem zögernden Lächeln.
    »In Ordnung«, sagte er, »lassen wir das einfach. Im Prinzip habe ich dir den vorgeschriebenen Vortrag schon gehalten. Jetzt gehen wir zu einer der Sprechkapseln hinüber, damit wir uns über die Technik unterhalten können.«
    Sie verließen den Raum, durchquerten den Korridor, worauf der Oberst ein Sicherheitsschloß öffnete. Sie betraten einen Raum mit dick isolierten Wänden und einer Einrichtung, die nur aus einem runden Tisch mit einer großen Kunststoffhaube darüber bestand sowie zwei Stühlen.
    Als sie unter dem Plastikschirm Platz genommen hatten, der wie eine Käseglocke aussah, änderte der Oberst sowohl Tonfall wie Haltung.
    »Um trotzdem noch ein wenig mit der Moral fortzufahren«, begann er entschlossen, »ich habe in bestimmten Papieren gelesen, daß du dir in der von dir so genannten illegalen Tätigkeit große Verdienste erworben hast. Laß mich also mit allem Nachdruck darauf hinweisen, daß wir hier keine illegale Tätigkeit betreiben. Es ist kein Sport, die Vorschriften zu dehnen, und ich sehe es nicht als Verdienst an, wenn jemand auf unerlaubte Weise Informationen beschafft. Ist das klar?«
    »Ja, vollkommen klar«, erwiderte Carl ruhig. »Ich bin jetzt in den legalen und relativ offenen Teil des Nachrichtendienstes versetzt worden. Ich bin nicht hergekommen, um mich zu blamieren, und habe schon ungefähr begriffen, worauf mein Job hinausläuft. Und um jedes Mißverständnis von vornherein zu vermeiden, ja, ich weiß ja nicht, wieviel du in diesen Papieren gelesen hast, aber ich habe keinerlei Waffen bei mir und habe auch nicht die Absicht, mir welche zu beschaffen, solange ich hier Dienst tue.«
    »Das wäre ja noch schöner. Wie du weißt, treten wir immer unbewaffnet auf. Nun, wie steht es mit diesen verdammten Maschinen?«
    Carl begann mit einer längeren Einführung. Dem Bericht Sams hatte er entnommen, daß die gesamte Berichterstattung aus Moskau eher zufällig und von stark schwankender Qualität war, was Sam zufolge auf mangelnder Systematik beruhte. Und in der Attaché und Nachrichtenabteilung des Generalstabs wurde das Personal manchmal unnötig durch Bearbeitungsprobleme belastet, kurz gesagt damit, aus schon eingegangenen Informationen neue herauszufiltern.
    Das war relativ diplomatisch ausgedrückt. Die Militärattachés in Moskau schienen in erster Linie ein komfortables Leben zu führen, um im übrigen in ihren Zimmern herumzusitzen und sich durch die Militärzeitung Kinsnaja Swesda hindurchzubuchstabieren und vom Zufall bestimmte Berichte zu verfassen.
    Die Systematisierung, die Carls Hauptaufgabe werden sollte, würde darin bestehen, ein sowohl praktisches als auch sicherheitsmäßig zufriedenstellendes EDV-Programm zu entwickeln, das an Ort und Stelle eingesetzt werden konnte. Was keine unüberwindlichen Schwierigkeiten bot, da Carls Spezialität gerade die Software war, die Entwicklung von Programmen und Systemen.
    Er habe sich folgendes gedacht, erklärte er seinem Vorgesetzten. Er wolle sämtliche Informationen klassifizieren und in drei Gruppen einteilen. Rot für das sensibelste Material, Orange für interessante, aber offene Informationen und Grün für reines Archivmaterial. Sämtliches mit Rot gekennzeichnete Material würde nur dann ins System gelangen, wenn bestimmte weitere Programme hinzugeschaltet würden, die sich normalerweise nicht in

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