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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Streitkräfte sind hier ja nicht sehr reichlich vertreten. Können uns solche Albernheiten nicht leisten. Wie war die Reise?«
    Der Oberst machte eine einladende Geste die Treppe hinauf, und Carl folgte einen Schritt hinter seinem Vorgesetzten.
    »Danke, ausgezeichnet. Bemerkenswertes Gefühl, hier zu sein.«
    »Bist du schon dazu gekommen, dir die Stadt ein wenig anzusehen?« fragte der Oberst, als sie die helle, lackierte Holztür mit dem Zahlenschloß erreichten, die zu der geschlossenen Abteilung führte.
    »Ja, ich habe gestern einen Spaziergang gemacht und mir die U-Bahn ein wenig angesehen«, erwiderte Carl, während er sich interessiert das Zahlenschloß ansah. Es war schwedischer Herstellung und relativ leicht zu öffnen.
    Sie begannen mit einem kurzen Rundgang durch die anderen Abteilungen, und Carl wurde den Personen vorgestellt, die ihnen zufällig über den Weg liefen.
    Nachdem sie ein weiteres Zahlenschloß geöffnet hatten, befanden sie sich in der geschlossenen Abteilung der geschlossenen Abteilung. Carl durfte sein Zimmer in Augenschein nehmen, das wie ein beliebiger schwedischer Büroraum aussah, abgesehen von dem Panzerschrank und dem Computer, der Bestandteil einer komplizierteren Ausrüstung war, als man sie in normalen schwedischen Büros vorfindet.
    »Wie ich höre, kannst du mit solchen Dingern umgehen«, sagte der Oberst und nickte zu dem Bildschirm hin. »Sind dir die Sachen recht?«
    »O ja«, erwiderte Carl etwas zerstreut, da er sich in dem Raum beim ersten Anblick etwas eingesperrt fühlte, »aber ja, es sind anständige Geräte. Mit denen werde ich schon etwas anfangen können.«
    »Du kennst dich mit so was aus, wie ich höre?«
    »Ja, das ist eins von zwei Dingen, auf die ich mich verstehe.«
    »Ach so. Hm, und was ist das zweite?«
    »Geheimer militärischer Nachrichtendienst, das, was die Russen illegalen Nachrichtendienst nennen.« Der Oberst erstarrte sichtlich.
    »Wir gehen in mein Zimmer«, sagte er kurz. Sie begaben sich ins Nebenzimmer, das weniger unpersönlich aussah, da es mit Dingen geschmückt war, mit denen normale Menschen ihre Büros dekorieren, Familienfotos und Bildern von Hunden und Booten.
    »Also«, begann Carls Chef und tastete nach seinem Pfeifentabak, den er in einem Tabakbeutel in der Jackentasche hatte, »zunächst möchte ich dich begrüßen und hier willkommen heißen. Nach dem, was man mir gesagt hat, wird deine Hauptaufgabe hier darin bestehen, etwas System in unsere Erkenntnisse zu bringen. Aber bevor ich damit fortfahre, laß mich zunächst sagen, daß alles, was wir hier sagen, abgehört werden kann. Davon gehen wir jedenfalls aus.«
    »Ihr habt doch vor einem Jahr Wanzen gefunden. Habt ihr die Büros seitdem nicht gesäubert?« fragte Carl erstaunt.
    »Doch, wir hatten einiges Personal hier… aber diese Leute waren ja von der Säpo.«
    »Ach so, so ist das«, seufzte Carl resigniert.
    »Also solltest du das künftig nicht vergessen. Können nicht auch Computer irgendwie angezapft werden, ich meine, ist es nicht ein bißchen riskant, unsere Archive zu speichern?«
    »Ja, natürlich, aber… habt ihr keine abhörsicheren Räume?«
    »Doch, wir haben ein paar Sprechkapseln draußen auf dem Flur, gleich neben dem Eingang zur Abteilung.«
    »Dann ist es vielleicht besser, wenn ich ein paar technische Aspekte erst später erkläre?«
    »Paßt mir ausgezeichnet. Dann kann ich gleich mit dem moralischen Vortrag anfangen. Was ich jetzt sage, muß ich dir laut Dienstvorschrift erklären, ist das klar?«
    »Ja, verstanden.«
    »Gut. Also. Es ist eher ungewöhnlich, daß wir lediges Personal herbekommen, du dürftest wohl der einzige sein, und … grundsätzlich ist alles Fraternisieren mit zivilen Russen, nun ja, und Russinnen natürlich auch, gegen die Vorschriften. Auf der Moskaukarte findest du einen roten Kreis, und wenn du den mal verlassen willst, mußt du das achtundvierzig Stunden im voraus anmelden, ebenso alle deine eventuellen Besucher. Bei den Reisen, die du irgendwann mal unternehmen wirst, kommt es darauf an, daß du dich an die Vorschriften hältst, vor allem an das Fotografierverbot, ja, Notizen darf man sich machen. Wenn wir selbst reisen, nehmen wir ja immer die Frauen mit, nicht nur weil… nun ja, du verstehst schon. Sondern auch, weil es gut ist, einen Zeugen bei sich zu haben, falls es zu Diskussionen darüber kommt, was in bestimmten Situationen passiert ist oder nicht. Du verstehst? In deinem Fall werden wir dir also einen unserer jungen

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