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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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skeptisch.
    »Die gebräuchlichste Methode besteht darin, die Verlängerung des Rückenmarks mit einem spitzen und schmalen Gegenstand anzustechen. Das kleine Loch, wo die Haut durchstoßen wird, kann sich wieder so eng schließen, daß man keine äußere Verletzung erkennt. Um die richtige Todesursache zu finden, muß ein Pathologe mißtrauisch genug sein, um das Rückgrat aufzuschneiden, doch nicht einmal dann ist sicher, daß er das Einstichloch findet.«
    Der Pathologe nickte und schnaufte. Seine ganze Haltung ließ erkennen, daß das, was er gehört hatte, absolut überzeugend war.
    »Es gibt auch einige chemische Lösungen. Man kann Präparate injizieren, die aus verschiedenen Gründen schwer nachzuweisen sind und die eine Wirkung haben, die an einen Herzinfarkt denken läßt, aber das ist vor allem eine osteuropäische Technik«, fuhr Joar Lundwall fort. »Allerdings verhalten sich Militärs unter keinen Umständen so, daß sie dableiben und sich so aufführen wie die Mörder dieser beiden Männer. Es ist, wie soll ich sagen, nicht nur gegen das militärische Ethos, es ist auch unnötig riskant, am Tatort zu bleiben und Lärm zu machen, und vor allem ist es völlig unnötig. Es fällt uns sehr schwer, dies als militärische Gewalt anzusehen.«
    »Sind die Russen genauso ausgebildet wie wir im Westen? Ich denke an das, was Expressen über diese Spetsnaz-Jungs und all das gebracht hat?« fragte Rune Jansson.
    »Militärische Technik ist überall ziemlich gleich«, erwiderte Carl. »Wie bei Kampfflugzeugen etwa. Sie haben ungefähr die gleichen Leistungsdaten und die gleichen Funktionen, unabhängig davon, ob sie drei Kronen oder einen roten Stern an den Tragflächen haben. Ich bin natürlich einer Meinung mit meinem Kollegen. In dieser Vorgehensweise sehe ich keinerlei militärische Logik.«
    »Warum haben die Täter sich dann so aufgeführt?« hakte Rune Jansson nach.
    Carl zuckte die Achseln.
    »Das können wir nur raten. Darüber können wir genausoviel oder sowenig sagen wie du selbst. Haß, intensiver Haß, das wäre das Naheliegendste. Aber das paßt nicht zu der Tatsache, daß wir es mit zwei verschiedenen Opfern zu tun haben, zwischen denen vorerst noch keine nachgewiesene Verbindung besteht. Man kann einen unserer Jagdflieger vielleicht so hassen. Aber gleich zwei? Nun ja, das ist eure Sache bei der Polizei, das herauszufinden. Ihr müßt nach einer oder mehreren Personen suchen, die sich schon lange mit solchen Karatespielen befaßt haben, soviel steht fest. Wie mein Kollege hier gesagt hat, kann niemand einen solchen Schlag gegen den Kehlkopf führen, ohne es lange trainiert zu haben. Ich habe den merkwürdigen Eindruck, daß die Mörder uns etwas haben sagen wollen.«
    »Ja?« sagte Rune Jansson gespannt. »Uns was sagen wollen?«
    »Es ist zwar nur ein Gefühl, aber die Art, wie sie getötet haben, deutet irgendwie auf Show hin. Es ist, als hätten sie eine sensationelle Tat verüben wollen, als wollten sie viel Publizität und aufgeregte Spekulationen vielleicht ganz anderer Art, als wir bisher erlebt haben.«
    »Ihr glaubt also nicht daran, daß es die Russen gewesen sind«, stellte Rune Jansson fest.
    Die beiden Militärs schüttelten nachdrücklich den Kopf.
    »Keine Sekunde«, erwiderte Carl. »Einmal liegen furchtbare Risiken, politische Risiken nämlich, in einer solchen Angelegenheit. Wir können uns nichts vorstellen, was so große Risiken wert wäre. Zum andern sind die Opfer sowohl politisch wie militärisch relativ unwichtig. Also kann es schon aus diesen Gründen nicht stimmen. Und wie gesagt. Militärisches Personal würde sich aus einer Vielzahl von Gründen nie so aufführen, weder wir selbst noch der Feind. Niemals.«
    Samuel Ulfsson nahm zwei tiefe Züge hintereinander an seiner Blend Ultima und warf dem Mann, der ihm in diesem Augenblick an dem Konferenztisch gegenübersaß, einen mißbilligenden Blick zu. Dieser Abstand war gerade richtig, wie er meinte. Sektionschef Henrik P. Näslund sollte man nie näher als auf drei Armeslängen an sich heranlassen.
    Samuel Ulfsson war außer sich vor Wut, was bei ihm äußerst ungewöhnlich war. Dazu hatte jedoch nicht unerheblich die Tatsache beigetragen, daß er sich eine halbe Stunde vor Näslunds Ankunft gezwungen gesehen hatte, eine ganze Reihe von Fragen eines besonders unverschämten Fernsehjournalisten zu beantworten, für den ein Nein kein Nein gewesen war. In der abendlichen Nachrichtensendung Rapport würden sie offenbar die aus

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