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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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grauenhaften militärischen Massaker an den Überresten der Baader-Meinhof-Bande zu Ende gegangen sei.
    Unter der Überschrift »Wußte die sozialdemokratische Regierung Bescheid?« fanden sich zahlreiche spekulative Behauptungen, die offenkundig darauf abzielten, die Verantwortung der früheren Regierung zuzuschieben. Als Beweis wurde angeführt, daß Carl bei mindestens einer Gelegenheit, möglicherweise auch zweimal, durch Regierungsbeschluß eine königliche Tapferkeitsmedaille erhalten habe. Was als Beweis dafür gewertet wurde, daß er immer mit Billigung der Regierung agiert habe.
    Es folgten einige Dementis und einige empörte Kommentare bürgerlicher Politiker. Schließlich wurde auf den Leitartikel des Tages verwiesen.
    Samuel Ulfsson zitterte die Hand, als er eine Zigarette anzündete und den Leitartikel aufschlug. Seine erste und einfachste Schlußfolgerung war, daß dies die größte Katastrophe war, die den Nachrichtendienst unter seiner Leitung je getroffen hatte. Sein zweiter Schluß war, daß die Artikel eigentlich nichts Greifbares enthielten, nichts, was bei der Säpo nicht ohnehin bekannt war. Dagegen fehlten Dinge, die bei der Säpo nicht bekannt sein konnten und die die Katastrophe möglicherweise noch größer gemacht hätten.
    VON IB ZUM SSI Dem Artikel lag der Gedanke zugrunde, daß die Sozialdemokraten nie gelernt hätten, die Sicherheit des Reiches ernst zu nehmen, und daß sie immer ihre Geheimagenten eingesetzt hätten statt der Sicherheits und Nachrichtendienstorganisationen. Wie groß die Katastrophen auch gewesen seien, in die sie infolge dieser Politik geraten seien, hätten sie hartnäckig an ihrer Einstellung festgehalten.
    Aber jetzt müsse endlich aufgeräumt werden. Falls dieses verantwortungslose Handeln zu dem jetzigen Agentenkrieg geführt habe, müsse im Land um jeden Preis die Ordnung wiederhergestellt werden. Als Sofortmaßnahme sei dringend erforderlich, ohne jede Rücksicht auf Geheimhaltung die Verantwortung der vorigen Regierung für das jetzt herrschende Chaos festzustellen.
    Der Leitartikel endete mit den Worten: »Jetzt ist der Verfassungsausschuß des Reichstags gefordert!«
    Der Wagen hielt an der Rückseite des Verteidigungsministeriums. Samuel Ulfsson betrat das Gebäude durch den Chauffeurseingang. Der Oberbefehlshaber saß schon im Wartezimmer des Ministers.
    »Du hast Expressen gelesen?« fragte der OB kurz.
    »Ja, auf dem Weg von Tyresö.«
    »Nun, zu welchen Schlüssen bist du gekommen?«
    »Das Ganze kommt von der Säpo, aber ich begreife die Absicht nicht. Wie sehr ich auch grübele, ich komme nicht dahinter.«
    Ihnen war wie Schuljungen zumute, die zum Rektor zitiert werden, um eventuell der Schule verwiesen zu werden. Eine Sekretärin führte sie in den großen hellen Raum mit der Aussicht auf Schloß und Strömmen.
    Das Zimmer war in einiger Unordnung. Überall lagen aufgeschlagene Aktendeckel und Dokumente herum, als hätte sich der neue Verteidigungsminister auf alles Mögliche gestürzt, um endlich all das zu erfahren, was ihm die jetzige Opposition fast mit Schadenfreude vorenthalten hatte.
    Vor dem Schreibtisch des Ministers standen zwei Stühle. Das war ein dezenter Hinweis darauf, daß diese Begegnung eher den Charakter eines Verhörs als einer Plauderei auf der Couchgruppe haben sollte. Die Atmosphäre war dick vor Unbehagen. Die Männer begrüßten sich sehr kurz und förmlich, bevor sie sich setzten.
    »Am besten, wir fangen gleich mit Sandström an«, begann der Verteidigungsminister einleitend in einem Tonfall, der von außerordentlicher Entschlossenheit kündete. »Der guten Form halber möchte ich sagen, daß ich den Inhalt dieses Gesprächs anschließend dem Ministerpräsidenten vortragen werde. Die Regierung wünscht folglich alle relevanten und vollkommen wahrheitsgemäßen Informationen in allen Fragen, die zur Sache gehören. Ist das verstanden?«
    Die beiden Offiziere nickten düster.
    »Also. Sandström. Was ist wahr an der Geschichte?« fragte der Verteidigungsminister im Stakkato und mit blitzenden Brillengläsern.
    »Nun, wir haben, hm, Hinweise darauf, daß sich Sandström seit seiner Flucht aus der Obhut der schwedischen Gefängnisbehörden in Moskau aufgehalten hat, nämlich bis vor kurzem, als er gestorben sein soll«, erwiderte der OB langsam und ohne den Minister aus den Augen zu lassen.
    »Gestorben sein soll?«
    »Ja, das ist die Information, die ich erhalten habe.«
    »Von Sam hier?«
    »Ja.«
    »Dann darf ich dich wohl

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