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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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bitten, diesen Bescheid etwas zu erläutern, Sam?«
    »Es stimmt. Ich habe dem Oberbefehlshaber solche Informationen gegeben.«
    »Hast du Hamilton nach Moskau geschickt?«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Und welchen Zweck hatte diese Entsendung?«
    »Wir hatten zwei Ziele. Das eine war, unsere Berichterstattung von dort zu modernisieren und ein Computerprogramm aufzubauen, um die Berichterstattung zu erleichtern und die Programme davor zu schützen, angezapft zu werden.«
    »Kann Hamilton so was?«
    »Ja, das gehört zu seiner Grundausbildung.«
    »Und der zweite Auftrag, das zweite Ziel?«
    Samuel Ulfsson holte tief Luft und überlegte, ob er um Raucherlaubnis bitten sollte, verzichtete aber darauf.
    »Das zweite Ziel war, Sandström zu fotografieren, um definitive Beweise dafür zu erhalten, daß er tatsächlich in Moskau arbeitete. Wir hatten nämlich Hinweise darauf. Definitive Beweise würden die Forderung nach zusätzlichen Geldmitteln erleichtern, die der Oberbefehlshaber beantragen wollte, um den Folgen von Sandströms Spionagetätigkeit entgegenzuwirken.«
    »Das war der ausdrückliche Auftrag, den du ihm gegeben hast?«
    »Ja.«
    »Nichts sonst?«
    »Nein.«
    »Nun, hat er den Auftrag ausgeführt?«
    »Ja, er brachte einen Film mit nach Hause, den ich habe zerstören lassen.«
    »Warum das denn?«
    »Weil… die Fotos nach Angaben Hamiltons Sandström als toten Mann zeigten… und… Ich hielt es für außerordentlich unpassend, solche Dokumente im Generalstab aufzubewahren oder auch nur einem der dort arbeitenden Kollegen zur Einsicht vorzulegen.«
    »Du hast die Bilder also selbst nie gesehen?«
    »Nein.«
    »Aber du gehst davon aus, daß Sandström tot ist?«
    »Ja.«
    Der Verteidigungsminister hielt urplötzlich inne, als hätte er plötzlich entdeckt, daß er dabei war, vermintes Gelände zu betreten. Er zögerte, bevor er seine unvermeidliche Anschlußfrage so formulierte, daß sie trotzdem für ihn irgendwie unverfänglich wurde.
    »Hamilton soll also auf eigene Faust gehandelt haben?«
    »Nein.«
    »Damit stellt sich eine sehr interessante Frage. Ist es denkbar, daß Hamilton von einem anderen als euch beiden hier einen Befehl erhalten hat, beispielsweise von der vorigen Regierung?«
    Der Minister richtete den Blick auf den Oberbefehlshaber, der damit offensichtlich angesprochen war.
    »Theoretisch ja. Es gibt jedoch keinerlei Anlaß zu vermuten, daß die vorige Regierung überhaupt etwas mit der Sache zu tun gehabt hat«, erwiderte der OB.
    »Aber die Regierung muß die Entscheidung, Hamilton nach Moskau zu entsenden, doch mitgetragen haben. Es ist doch undenkbar, daß sie von den, sagen wir, sehr speziellen Qualifikationen dieses Mannes keine Ahnung gehabt hat.«
    »Ja, aber Sorman vom Außenministerium wollte Hamilton aus ganz anderen Gründen loswerden, und das traf zufällig mit unseren Interessen zusammen«, erwiderte Samuel Ulfsson schnell, um seinem Oberbefehlshaber zu Hilfe zu kommen.
    »Weshalb wollte Sorman Hamilton loswerden?«
    »Das ist eine komplizierte Geschichte, die mit dieser Sache eigentlich nichts zu tun hat«, entgegnete Samuel Ulfsson in einem aussichtslosen Versuch, der Frage aus dem Weg zu gehen.
    »Aber die Regierung, die jetzige Regierung also, ist sehr daran interessiert, die Antwort zu erfahren. In den Zeitungen können Sie lügen, soviel Sie wollen, meine Herren, aber nicht hier drinnen. Also: Weshalb wollte Sorman Hamilton loswerden?«
    »Weil… ja, es hat etwas mit der Befreiung der schwedischen Ärzte im Libanon zu tun.«
    »Befreiung? Ihre Freilassung wurde doch durch Verhandlungen des Außenministeriums erreicht?«
    »Nein, das ist nicht die ganze Wahrheit. Sorman hat Hamilton mit einem Erkundungsauftrag in den Libanon entsandt, und dieser hatte nur sehr vage Anweisungen. Das Ganze endete damit, daß Hamilton gemeinsam mit palästinensischen Einheiten der PLO einen Schlag gegen die Entführer führte, sie tötete und die Geiseln mit einem Taxi zu den wartenden schwedischen Diplomaten schickte, die dann… ja, die dann offenbar in dem Glauben schwebten, es sei schwedischer Diplomatie gelungen, die Geiseln freizubekommen.«
    Zum zweitenmal während des Gesprächs schien der Verteidigungsminister für einige Augenblicke die Fassung zu verlieren, bis er sich erneut in das Verhör stürzte.
    »Um das bisher Gesagte zusammenzufassen«, begann er langsam, während er immer noch nachzudenken schien, »wurde Hamilton im Auftrag von Sorman, das heißt der Regierung,

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