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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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der Regierung, und einen offiziellen Regierungsbeschluß dazu gibt es nicht. Ich habe versucht, das in Erfahrung zu bringen. Also halten sie es erstens geheim, und zweitens will ich verdammt sein, wenn sie ihm diese Medaille nicht zweimal gegeben haben. Wir haben versucht, das herauszufinden, aber in dem Fall traue ich unseren Quellen nicht so ganz.«
    Anschließend wechselten die beiden Gesprächsteilnehmer übergangslos das Thema.
    »Es gibt eine Methode, diese verfluchte Quelle zu ermitteln und den Kerl zu identifizieren«, sagte Carl nachdenklich, nachdem sie sich den Abschnitt zum drittenmal angehört hatten.
    »Aber dazu werden wir uns auf das Gebiet der Polizei begeben müssen.«
    »Na, wenn schon«, sagte Stålhandske kalt. »Wenn es weiter nichts ist? Wir können doch nicht mit diesen Bändern zur Säpo gehen und sie bitten, sie bei sich zirkulieren zu lassen, damit sie herauskriegen, wer dieses verfluchte Arschloch ist.«
    »Nein«, erwiderte Carl nachdenklich, »aber wir können es vielleicht so einrichten, daß unser weiteres Vorgehen nur in einem einzigen Punkt illegal wird. Und das braucht nicht unbedingt rauszukommen. Außerdem glaube ich, daß es nicht einmal illegal ist. Kannst du bei mir zu Hause ein paar technische Spielzeuge einbauen?«
    »Aber ja, selbstverständlich.«
    »Hier, nimm meine Schlüssel. Du weißt, wo ich wohne. Bau in meiner Bibliothek ein paar Wanzen ein, so daß wir dort geführte Gespräche aufnehmen können. Tonbandgerät und die übrigen Dinge kannst du im Eßzimmer aufstellen!«
    Stålhandske suchte die notwendigen Geräte zusammen und machte sich auf den Weg. Carl und Joar Lundwall machten eine Berichtsakte fertig, der sie auch das Stimmtestmaterial beilegten.
    Anschließend rief Carl eine Person an, die er für den Abend zu einem Gespräch bei sich einlud. Die Einladung war so formuliert, daß der Gast sich ohne jeden Zweifel einfinden würde.
    Trotz der sich zäh hinziehenden Konferenzen, welche die Affäre unausweichlich mit sich gebracht hatte, fiel es dem Alten so leicht, im Verlauf der Ereignisse verschiedene komische und galgenhumoristische Pointen zu sehen, daß es ihn sogar selbst erstaunte.
    Im Augenblick war er zum Teil pensioniert und zum Teil entlassen, war aber gleichwohl im Zentrum der fieberhaft arbeitenden Maschinerie tätig, und das auch noch mit einem Zivilisten, der zum Verteidigungsminister gerannt war und geklagt hatte, er fühle sich ausgeschlossen. Aus diesem Grund war er jetzt genötigt, bei allem anwesend zu sein.
    Abgesehen von der rein physischen Bedrohung, dem Risiko neuer Attentate, war der Alte jetzt der Meinung, man habe die Lage weitaus mehr unter Kontrolle, als man am Sonntagnachmittag habe ahnen können, als Expressen mit dem Foto Carls auf der ersten Seite erschienen war.
    Dem neuen Verteidigungsminister war offenbar aufgegangen, daß man nicht zulassen durfte, daß sich der Skandal durch politische Einmischung noch ausweitete. Denn jetzt schwebte der Schatten der Operation Big Red sogar über dem Verteidigungsminister.
    Carls Zukunft draußen auf dem Feld war natürlich ruiniert. Andererseits hatte Carl inzwischen Stabsfunktionen übernommen, da die Ernennung zum neuen Leiter der Operationsabteilung schon erfolgt war. Außerdem hatte er schon mit seiner Arbeit begonnen. Rein psychologisch war dies für Carl die beste Lösung, ebenso für die beiden frischgebackenen Leutnants. Und die Bürger des Landes würden sich über das eventuelle Hinscheiden eines Landesverräters wohl kaum so erregen wie diese Abendzeitung.
    Es war nichts an Informationen durchgesickert, über die nur der Generalstab verfügte. Es waren nur solche Dinge veröffentlicht worden, die in dieser oder jener Form bei der Säpo bekannt waren, und darunter befanden sich nicht die journalistischen Leckerbissen, die zu einer ausgewachsenen internationalen Krise hätten führen können.
    Das war die Schreckensvision des Alten gewesen, als er die gestrige Zeitung gesehen hatte: eine umfassende internationale Publizität, von Sandströms Liquidierung bis hin zur Operation Big Red, gefolgt von einer innenpolitischen Krise in der Sowjetunion, in der der konservative stalinistische Flügel seine letzte Chance nutzte, Gorbatschow zu stürzen, und zwar mit Erfolg, worauf die Welt wieder in den Kalten Krieg zurückfiel. Es war nicht wenig, was er dem sogenannten Journalisten von Expressen zugetraut hatte, der für irgendeinen Fanatiker bei der Säpo, oder wer es sonst sein mochte, nur

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