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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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gewünschten Teilnehmer durchgestellt hatte, meldete sich dieser: »Hallo, hier Wennström, Expressen… «
    Hörten die Russen also die Zentral e ab und nicht den einzelnen Anschluß? Die Kassetten enthielten die Gespräche der letzten Tage, die der Expressen -Reporter an seinem Diensttelefon geführt hatte.
    Sie teilten das Material nach bestimmten Kriterien in drei Gruppen ein. Stålhandske gelang es ziemlich schnell, die uninteressanten Gespräche, das heißt diejenigen, die sie vorerst als uninteressant beurteilten, auf ein neues Band mit programmiertem Zeitcode zu überspielen. Dabei ging es beispielsweise um Gespräche mit Personen, die sich wie Journalistenkollegen anhörten oder als solche identifizieren ließen, um Diskussionen darüber, ob jemand Wennström sein nachgerade selbstverständliches Recht auf den Großen Journalistenpreis des Jahres streitig machen könne, sowie ein paar Gespräche, in denen offenbar von Seitensprüngen und ähnlichem die Rede war.
    Auf dem entsprechenden separaten Band mit dem gleichen Zeitcode nahmen sie die Gespräche auf, die zur Sache gehörten: Wennströms Diskussionen mit seiner Quelle bei der Sicherheitspolizei.
    Die Quelle nannte nie ihren Namen. Wahrscheinlich war es nicht nötig. Die beiden schienen einander recht gut zu kennen.
    Der nächste Schritt war so selbstverständlich, daß Carl darüber gar nicht zu diskutieren oder ihn anzuordnen brauchte, nämlich die Überspielung ausgewählter Teile des Gesprächs des Journalisten mit seiner Quelle bei der Säpo. Lundwall und Stålhandske schnitten zunächst alles heraus, was der Journalist sagte, und schnitten beim nächsten Schritt alles heraus, was die Quelle als Beamten der Sicherheitspolizei identifizieren konnte. Auf diesem Band befanden sich schließlich nur Serien ausgewählter Stimmproben.
    Der folgende Schritt erforderte eine kurze Beratung. Carl war aus einleuchtenden Gründen nicht geeignet - man würde es später entdecken können, was zu Komplikationen führen konnte.
    Stålhandske kam wegen seines finnlandschwedischen Akzents nicht in Frage. So mußte Lundwall den Expressen- Journalisten anrufen, während die beiden anderen das Telefonat mitschnitten.
    Lundwall gab sich als besorgte anonyme Quelle beim Nachrichtendienst aus. Er beklagte sich über das verantwortungslose Handeln von Expressen und beschwerte sich über die Methoden, Lügen und Spekulationen des Blatts, so daß der Journalist mit mehr oder weniger hochnäsigen Äußerungen darauf reagierte. Dieses Material genügte für die spätere rein technische Auswertung.
    Stålhandske analysierte die Geräusche des Originalbands, um festzustellen, ob redigiert oder geschnitten worden war.
    Carl und Joar Lundwall maßen die Schwingungen der beiden Stimmen, die sich zumindest für ein ungeübtes menschliches Ohr wie ein und dieselbe Person anhörten. Die Computertechnik würde jedoch jeden noch so geschickten Nachahmer entlarven.
    Das Ergebnis war nicht unerwartet. Die Bänder schienen echt und unredigiert zu sein. Sie enthielten mit absoluter Sicherheit Gespräche des Journalisten Wennström mit einem nicht identifizierten Informanten.
    Erst danach begannen die drei, sich für den Inhalt der Bänder zu interessieren. Sie hörten sich die interessanten Abschnitte in einem immer wiederkehrenden Turnus an, während technisches Personal in einem Nebenzimmer Abschriften anfertigte.
    Die Abschriften wurden mehrmals kopiert und nach Berichtsmaterial und Arbeitsmaterial getrennt, in dem man Notizen machen konnte.
    Die rein sachlichen Mitteilungen der Quelle waren nicht sonderlich überraschend. Es wurde von diesem Hamilton gesprochen, davon, was er getan und getrieben hatte, daß die Regierung einverstanden gewesen sein müsse; dann klagte die Quelle darüber, woher die Regierung wohl das Recht nehme, solche Halbirren und James Bonds in die Welt zu schicken, was jetzt zu dieser Katastrophe im Agentenkrieg geführt habe.
    Nur eins überraschte Carl wirklich. Sie hörten den Abschnitt drei oder viermal ab. Es war eine Passage mit der anonymen Quelle: »Ich fresse einen Besen, wenn die Sozis nicht hinter all dem stecken. Wie du weißt, trauen sie der Säpo nicht. Dauernd wollen sie der Säpo eins auswischen, und deshalb setzten sie ihr SSI jetzt genauso ein wie früher das IB, als wären sie so etwas wie eine gottverdammte Staatspolizei. Ich meine, weshalb hätten sie diesem Scheißkerl sonst diese Tapferkeitsmedaillen gegeben. Dazu braucht es ja einen Beschluß

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