Feind des Feindes
geeignete Opfer gefunden worden waren.
Überdies gab es eine Zeugin, welche die Männer gesehen hatte, die als Täter in Frage kamen. Es war die Ehefrau eines der Jagdflieger in Linköping. Sie habe, erklärte sie, einen fremden Mann in ihrem Garten gefunden, als sie von hinten um das Haus herumgegangen sei. Der Mann habe jedoch seinen Polizeiausweis gezeigt und erklärt, es habe in der Gegend in der letzten Zeit sehr viele Einbrüche gegeben. Dann sei er zum Polizeiwagen gegangen, wie sie spontan sagte, obwohl sie später zugab, es sei ein ziviles Fahrzeug gewesen.
»Aber es ist doch nur natürlich, daß Fahnder einen neutralen Wagen fahren, oder?«
Sie glaubte sich an eine Acht im Kennzeichen erinnern zu können. Der Mann sei ein Riese gewesen, behauptete sie, ein typischer schwedischer Polizist, mittelblond, obwohl er keinen Östergötlands-Dialekt gesprochen habe. Sie selbst stamme aus Mjölby und kenne sich da aus.
Jetzt war dieser Wagen gefunden worden. Man hatte ungewöhnliche Mittel und große Energie darauf verwandt, die in letzter Zeit in der Gegend um Norrköping und Linköping gestohlenen Volvo-Fahrzeuge der 240er Serie zu finden.
Dieser Wagen war an dem Tag gestohlen worden, an dem es zu den Morden gekommen war, und stand auf einem Parkplatz unten am Fluß. An der Windschutzscheibe steckten zwei Strafzettel wegen falschen Parkens. Die Männer von der Spurensicherung hatten sich schon über den Wagen hergemacht. Zunächst ging es darum, ob es ihnen gelang, Fasern oder anderes im Wagen zu finden, was zu weiteren Funden zu Hause bei den Mordopfern paßte.
Rune Jansson hatte den Sicherheitschef des Geschwaders zu sich geholt. Es war immer besser, mit Militärs auf eigenem Territorium und nicht in ihrem Revier zu sprechen, da sie sonst nur anfingen, einen herumzukommandieren. Er hatte fast zu Zwangsmaßnahmen greifen müssen, um zu erfahren, wer eventuell Zugang zu den Adressen der Jagdflieger haben konnte. Es gab nicht viele Möglichkeiten.
1. Eine fremde Macht - polnische Gemäldeverkäufer waren auch in dieser Gegend von Haus zu Haus gezogen, und es war nicht auszuschließen, daß sie die Wohnungen der Flieger ausgekundschaftet hatten.
2. Die Personalabteilung des Geschwaders, dessen Sicherheitschef und Einsatzoffizier sowie der Wachhabende und eventuell einiges Büropersonal hatten die Möglichkeit, sich die gewünschten Angaben zu beschaffen.
3. Die Sicherheitspolizei.
4. Ranghöhere Organe, etwa der Luftwaffenstab.
Rune Jansson bezweifelte vorsichtig die Korrektheit der Reihenfolge, gab sich aber damit zufrieden, jetzt endlich konkrete Möglichkeiten zur Fortsetzung seiner Arbeit zu haben. Unter anderem würde eine bestimmte Zahl von Militärpersonal verhört werden. Ja, völlig unabhängig davon, ob es dem Oberstleutnant passe oder nicht.
Die Männer waren also rein zufällig ermordet worden, nur weil sie zu einem bestimmten Zeitpunkt allein zu Hause gewesen waren. Zwischen den Opfern und den Mördern gab es keine persönliche Beziehung. Trotzdem hatten die Opfer ihre Mörder ohne weiteres eingelassen.
Was darauf zurückzuführen sein konnte, daß die Mörder beispielsweise ihre Polizeiausweise gezeigt hatten, wie es einer von ihnen an dem fraglichen Tag offenbar schon einmal gemacht hatte.
In dem fraglichen Gebiet gab es jedoch keinerlei Fahndungseinsätze, die von den örtlichen Polizeibehörden angeordnet worden waren.
Die Wahl des Fahrzeugs, eines Volvo der 240er Serie, roch unleugbar ebenfalls nach Polizei.
Es war konkret, logisch und äußerst unangenehm. Nicht nur wegen der schrecklichen Selbstquälerei, welche die Fahndungsgruppe jetzt wie selbstverständlich befallen würde, wie immer, wenn Kollegen zur Zielscheibe polizeilicher Nachforschungen wurden.
Denn hier ging es in erster Linie nicht um die normale Polizei, sondern um den Teil der Ordnungsmacht, der manchmal ganz besondere Privilegien genoß und sowohl zur höchsten politischen Macht als auch zum Gesetz ein besonderes Verhältnis hatte: Säk.
In Rune Jansson stiegen unangenehme Erinnerungen an eine Mördermittlung auf, die auch zu den geheimen Spitzen der Gesellschaft geführt hatte, zu nationalen Interessen und streng geheimen Angaben und Personendaten, zu Personen, die nicht einmal unter ihren richtigen Namen hatten verhört werden dürfen. Die Akten dieser Mordermittlung lagen irgendwo im Keller in einem Pappkarton mit der Aufschrift Ermittlungen ergebnislos .
Was eigentlich nicht korrekt war. Die
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