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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Ordensspangen?«
    »Mit, natürlich. Ich glaube, ich brauche dir den Grund nicht einmal zu erklären. Expressen möchte der Nation einen Schurken vorführen, wir wollen etwas anderes zeigen.«
    »Etwas unkonventionell für einen Offizier des Nachrichtendienstes, zur Litfaßsäule zu werden.«
    »Ja. Aber Schweden ist das Land der unkonventionellen Methoden. Uns bleibt jedoch nur dieser Ausweg. Wir wollen in dieser Angelegenheit siegen, und ich hoffe, daß auch du darauf eingestellt bist.«
    »Alles verstanden. Zu Befehl«, sagte Carl in einem vollständig mißlungenen Versuch, sarkastisch zu klingen.
    Samuel Ulfsson sah jedenfalls aus, als hätte er nicht den leisesten Anflug von Sarkasmus bemerkt.
    Weniger als eine Stunde später begann Carl mit seinem Verhör. Alles war wohlvorbereitet, er hatte sogar noch Zeit gefunden, seriösere Kleidung anzuziehen. Der Mann, der ihm auf dem smaragdgrünen Sofa gegenübersaß, war sichtlich nervös und sich ebenso sichtlich bewußt, als was Expressen und andere Medien Carl Gustaf Gilbert Hamilton beschrieben hatten, nämlich als den rücksichtslosen Mörder, als Schwedens James Bond.
    »Wie du verstehst, Lelle, wird es ein sehr ernstes Gespräch werden«, begann Carl betont langsam.
    »Ja, du sagtest, wir wollten über meine Stellung sprechen«, erwiderte der Hausmeister leise und mit gesenktem Blick. »Die Gewerkschaft ist der Meinung, daß ich fest angestellt bin.«
    »Ja, das ist möglich, aber ich fürchte, daß es hier um weit wichtigere Dinge geht als um meine eventuelle Verantwortung als Arbeitgeber. Aber schon in der Hinsicht habe ich dir einen sehr ernsten Vorwurf zu machen. Es geht jedoch in erster Linie um bestimmte Angaben, über die ich mit dir sprechen will.«
    Carl machte eine kurze Pause und hielt einen Bericht hoch, so daß sein Opfer einen schnellen Blick auf die erste Seite erhaschen konnte. Der Bericht war mit einem großen roten »Geheim«-Stempel versehen und hatte die Überschrift:
    Einbruch in mutmaßlicher Spionageabsicht 640117-1279 Kenneth Henrik Carlsson 510606-1377 Lars-Erik Sundberg Carl legte den Bericht umgedreht auf den Schreibtisch, sobald er das Gefühl hatte, daß sein Gegner das Wichtigste gesehen hatte. Dann fuhr er fort.
    »Du hast also einen gewissen Kenta gedungen, mit Hilfe deines Schlüssels hier ein Verbrechen zu begehen. Kentas Bezahlung waren 1 500 Kronen vor und 1 500 Kronen nach Verübung jedes Verbrechens. Oder?«
    »Darauf kann ich nicht antworten. Ich habe eine Erklärung unterschrieben, die mich zu absolutem Stillschweigen verpflichtet«, entgegnete Lars-Erik Sundberg.
    »Aha. Wem gegenüber denn?«
    »Darauf kann ich ebenfalls nicht antworten.«
    »Dann werde ich es beantworten. Dir ist hoffentlich klar, daß du der Spionage verdächtigt wirst. Und wie du vielleicht in der Zeitung gelesen hast, ist jetzt im Sommer bei der Säpo ein Maulwurf entdeckt worden, ein russischer Spion. Was du auch glauben magst, so hast du nicht für eine schwedische Behörde und in gesetzlicher Absicht gearbeitet, sondern für etwas völlig anderes.«
    Er machte eine Pause. Carl ermahnte sich, keine Drohungen zu äußern, da sich das in einer Abschrift nicht gut ausnehmen würde. Aber der mutmaßlich unfreiwillige Spion schien die entsetzliche Neuigkeit noch nicht verdaut zu haben und sah nicht aus, als wollte er etwas sagen. Er begann, sehr ängstlich auszusehen, was wohl eher an Expressen als an Carl lag.
    »Die Frage, ob die schwedische Regierung mir eine oder mehrere Auszeichnungen einer bestimmten Art verliehen hat, ist von außenpolitischer Bedeutung und für eine bestimmte fremde Macht von besonderem Interesse. Wenn du, in dem Glauben, für die Säpo zu arbeiten, dazu verlockt worden bist, für eine fremde Macht zu arbeiten, besteht eine nicht unbeträchtliche Möglichkeit, daß du mit heiler Haut davonkommst. Aber dann mußt du hier und jetzt anfangen, dich zu erklären«, fuhr Carl in etwas offensiverem Tonfall fort. Es hatte den Anschein, als würde die Maulsperre des anderen allmählich nachlassen.
    »Ich dachte, es war die Säpo«, sagte er plötzlich.
    »Aha, du glaubtest, es war die Säpo. Dann kann man verstehen. Wußtest du, daß dein Auftraggeber bei der Säpo arbeitet?«
    »Ja, er wies sich aus und hatte noch einen Typ bei sich, der auch Polizist war. Die sagten, du würdest wegen irgendwas verdächtigt werden.«
    »Und wie heißen diese Figuren nun?«
    »Der Chef hieß Glucher, Hans Glucher.«
    »Und der andere?«
    »Der hat nie

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