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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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diese Konspiration etwas mit den Morden zu tun habe, erstens, und zweitens, was mit einem solchen Verdacht anzufangen sei.
    Eigentlich sei das eine Sache für die Polizei, das heißt für Näslund. Es sei aber kein angenehmer Gedanke, einen solchen Verdacht den Polizisten von Näslund mitzuteilen, die vermutlich sofort zum Telefon greifen würden, um die ganze Geschichte an die Massenmedien weiterzugeben. Sie würden wahrscheinlich behaupten, die Streitkräfte hätten die Polizei ausspioniert und den Versuch gemacht, Polizeibeamte zu diffamieren, und so weiter. Gleichzeitig, fuhr Samuel Ulfsson fort, könne die Situation gefährlich werden, wenn der Verdacht zutreffe. Da einfach die Hände in den Schoß zu legen und auf neue Terroranschläge zu warten, sei vermutlich so falsch, daß man sogar diskutieren könne, ob eine solche Passivität überhaupt legal sei.
    »Ob wir zur Regierung gehen können? Nein, wohl kaum. Die muß sich dann an Näslund wenden, und damit läuft alles wieder auf das gleiche hinaus.«
    »Kronanwalt oder Reichsanwalt? Nein, die würden sich auch nur sofort an Näslund wenden.«
    »Ich habe mir ein paar Freiheiten erlaubt«, bemerkte Carl widerwillig, als sie das Problem eine Zeitlang hin und her erörtert hatten.
    Das Gespräch verstummte. Die anderen betrachteten ihn abwartend, so daß er nur fortzufahren brauchte.
    »Ich habe unsere Informationen an die Polizei weitergegeben, an Kommissar Rune Jansson in Norrköping. Ja, das ist der Mann, der dort die Ermittlungen leitet. Ich war der Meinung, daß das formal nicht falsch sein kann.«
    »Wie hast du das gemacht?« wollte der Alte wissen.
    »Über einen Zwischenträger, eine Polizeibeamtin. Damit haben wir die Information also an die Einheit bei der Polizei weitergegeben, die hauptsächlich mit der Sache zu tun hat, auf dem Dienstweg und anonym. So brauchen wir Näslund im Augenblick nicht zu erklären, woher wir Gluchers Identität kennen. So habe ich es mir jedenfalls gedacht.«
    »Es hätte nicht geschadet, wenn du diesen Vorschlag erst einem von uns vorgelegt hättest«, brummelte Samuel Ulfsson. Er sah jedoch eher nachdenklich als mißbilligend aus.
    »Schon möglich, aber so, wie die Dinge jetzt liegen, brauchen wir keinen neuen Entschluß zu treffen, und es kann ja nicht falsch sein, mit einer Angelegenheit, die mit Recht in die Zuständigkeit der Polizei fällt, zu einem Kriminalkommissar zu gehen. Außerdem bleibt uns Näslund und sein Publizitätskarussell erspart«, stellte der Alte fest.
    »Eine andere Frage ist aber, wie wir mit unserem eigenen Publizitätskarussell umgehen sollen«, bemerkte Samuel Ulfsson fast nebenbei. Als die anderen ihn anstarrten, mußte er widerwillig fortfahren. »Der Oberbefehlshaber liegt mir nämlich in den Ohren. Er ist der Meinung, Carl sollte sich für ein paar Interviews zur Verfügung stellen, etwa mit Svenska Dagbladet . Das Interesse dürfte überdies nicht gerade geringer werden, nachdem uns dieser Sorman als Lügner hingestellt hat.«
    »Kann man mir befehlen, mich für ein Interview zur Verfügung zu stellen?« fragte Carl besorgt.
    »Im Prinzip ja, würde ich meinen«, seufzte Samuel Ulfsson.
    »Habt ihr irgendwelche Vorschläge? Und noch etwas: wie kann es uns gelingen, dieses Sorman’sche Dementi aus der Welt zu schaffen? Genügen Carls schöne blaue Augen, oder gibt es eine andere Möglichkeit?«
    »Natürlich gibt es eine andere Möglichkeit«, sagte Carl impulsiv, »denn Sorman hat eins nicht bedacht: Die PLO schätzt es nicht, wenn man eine Abmachung mit ihr dementiert. Man könnte ja sagen, es habe sich um eine gemeinsame schwedisch-palästinensische Operation gehandelt. Außerdem hat die PLO bestimmte politische Zusagen von mir erhalten, die ich auf Anweisung Sormans weitergegeben habe.«
    »Davon hast du uns aber noch nichts erzählt«, sagte der Alte mit einer Mischung aus Mißvergnügen und Erstaunen.
    »Nein, ich hielt das damals für nicht so wichtig. Sorman wollte ein Visum für einen neuen Vertreter beim PLO-Büro in Stockholm zusagen, außerdem noch einiges andere, was natürlich jede Bedeutung verloren hat, seit die Volkspartei an der Regierung ist.«
    »Wieso?« fragte Samuel Ulfsson.
    »Sie sind Araberhasser und hassen die PLO ganz besonders. Das ändert aber nichts daran, daß die PLO sich gern im Glanz der Rettungsaktion sonnen möchte. Außerdem bleiben ihnen jetzt ja nur zwei Alternativen, dafür oder dagegen, und da entscheiden sie sich natürlich dafür.«
    »Ich

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