Feind des Feindes
denke da an einen Journalisten, den du kennst, wie ich glaube«, sagte der Alte vorsichtig.
Carl biß die Zähne zusammen, sagte aber nichts, worauf der Alte fortfuhr.
»Ich glaube, es wäre nicht schlecht, wenn du Sorman selbst entgegentrittst und gleichzeitig Kontakt mit jemandem bei der PLO aufnimmst, damit die deine Version bestätigen können.«
»Wozu soll das gut sein?« fragte Carl grimmig. Er verabscheute den Gedanken, sich mit Journalisten abgeben zu müssen.
»Weil es nicht angehen kann, daß wir einen Lügner als Abteilungschef beim Nachrichtendienst haben. Du mußt weiß wie Schnee aus dieser Geschichte herauskommen, denn sonst fängt ein gewisser Oberstleutnant sofort wieder an, seine Bewerbungsunterlagen abzustauben, und da er ebenso konservativ ist wie der Verteidigungsminister… nun ja, ich halte es ganz einfach für wichtig.«
»Und an welchen dieser Journalisten hast du gedacht? Wenn du Wennström oder Expressen sagst, werde ich auf der Stelle Harakiri begehen.«
Der Alte hob seine großen buschigen Augenbrauen in die Uhu-Position und lächelte Carl fast spöttisch an, während er mit seiner Antwort zögerte.
»Nein«, sagte er schließlich, » Expressen wäre vielleicht nicht ganz angebracht. Aber was hieltest du vom Rundfunk, etwa vom Echo des Tages ?«
»Du meinst Erik Ponti?«
»Ja. Immerhin kennst du ihn. Er hat dir doch bei dieser oder jener Operation geholfen, wenn ich mich recht entsinne?«
»Ja, das stimmt.«
»Dann also Ponti?«
»Genügt das?«
»Ja. Wenn man sich an ein Massenmedium wendet, das genügend interessante Informationen bietet, müssen die anderen das einfach abschreiben, so ist das nämlich«, stellte Samuel Ulfsson fest. Diese Weisheit hatte er dem Oberbefehlshaber zu verdanken, der wiederum ein paar Psychologen der Streitkräfte auf Trab gebracht hatte, um die Kunst zu erlernen, wie man im eigenen Land einen Propagandafeldzug führt.
Carl empfing Erik Ponti in seiner vorübergehend unmöblierten Wohnung. Ponti trug eine grüne Feldjacke. Vielleicht war es sogar die gleiche Jacke, die er vor vier Jahren getragen hatte, als er von einem übereifrigen schwedischen Sicherheitsbeamten des Polizistenmordes verdächtigt worden war. Das schien inzwischen sehr lange her zu sein. Ponti war schon etwas ergraut, wirkte aber noch immer durchtrainiert.
Carl bat seinen Gast in den völlig leeren Raum, in dem er die Stehlampe aus seinem Schlafzimmer untergebracht hatte. Sie setzten sich in eine Ecke und lehnten sich mit dem Rücken an die Wand. Ponti hatte ein großes Tonbandgerät mitgebracht, das er sich um die Schulter gehängt hatte, dazu einen Stapel Reservebänder.
»Was willst du mich fragen?« wollte Carl wissen, als Ponti seine Ausrüstung geordnet hatte.
»In erster Linie nach dem, was Sorman heute vor dem Verfassungsausschuß ausgesagt hat. Das ist ja das eigentliche Nachrichtenmaterial, aber auch sonst gibt es vielleicht ein paar tausend interessante Fragen.«
»Es ist aber nicht sehr wahrscheinlich, daß du darauf eine Antwort bekommst.«
»Nee, leider. Vielleicht sollten wir uns erst darüber unterhalten, worüber wir überhaupt sprechen können. Übrigens ist es dazu höchste Zeit, wie ich finde.«
»Wieso?«
»Ich habe dir doch damals geholfen, als du bei der Säpo warst und mit Jihaz ar-Rased Kontakt haben wolltest. Den hast du offenbar bekommen, und so seid ihr wohl auf die richtige Spur gekommen?«
»Ja. Das dürfte dir kaum entgangen sein, als die Dinge auf die Spitze getrieben wurden.«
»Das Massaker in Viggbyholm?«
»Genau. Bei dieser Geschichte gab es etwas, worüber ich immer wieder nachgegrübelt habe. Vielleicht kannst du mir weiterhelfen, weil du Journalist bist.«
»Ja?«
»Am nächsten Tag war Expressen voll mit Meldungen über libysche Terroristen. Es hatte den Anschein, als wäre es eine wohlvorbereitete Kampagne gewesen. Kann es so gewesen sein?«
»Selbstredend. Jetzt arbeiten sie doch auch wieder nach dem gleichen Strickmuster.«
»Die Israelis hatten der Firmenleitung wohl ins Ohr geblasen, daß es eine libysche oder palästinensische Terroraktion geben würde. Aber wie zum Teufel konnte Expressen der Sache so schnell auf die Spur kommen?«
»Weil entweder ihre israelischen Quellen oder die bei der Säpo es ihnen erzählt haben.«
»Und dann schreibt ihr Journalisten einfach ab? Ich habe diese Methode nie kapiert. Wie es heißt, soll dieser Wennström jetzt irgendeinen großen Journalistenpreis bekommen. Gilt das in eurer
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