Feind des Feindes
Branche als etwas Großartiges, womit der Mann sich beschäftigt?«
»Aber ja. Große Schlagzeilen, großer Verkauf und Heldentaten des aufdeckenden Journalismus.«
»Dann könntet ihr diesen Preis doch direkt an die Quelle bei der Säpo schicken, von der die ganze Geschichte stammt.«
»Natürlich. Vor ein paar Jahren, als Expressen einen vermeintlichen Skandal aufdeckte, als schwedische Unternehmen Geschäfte in Libyen machten, hätten sie den Preis genausogut direkt an den israelischen Nachrichtendienst schicken können. Manche Journalisten schreiben nach Diktat, es ist einfach so.«
»Aber wenn die Angaben völlig falsch sind?«
»Wenn es um Säpo-Material geht, läßt sich das nie beweisen. Wie sollen etwa die Kurden beweisen, daß es nicht zu ihren Gewohnheiten gehört, unsere Ministerpräsidenten zu ermorden?«
»Aber diesen Agentenkrieg gibt es doch gar nicht.«
»Nein, das ist mir auch schon aufgegangen. Gib mir eine Reihe von Interviews, die lang und ausführlich genug sind, dann kriege ich auch diesen Preis. Zusammen mit deinem Freund Wennström.«
»Ein guter Witz.«
»Ja, aber so funktioniert es. Du selbst bist im Augenblick weltweit eine Sensation, da du nach den Verhören vor dem Verfassungsausschuß nichts mehr gesagt hast.«
»Warum will Expressen es aussehen lassen, als befänden wir uns im Krieg mit der Sowjetunion?«
»Das wollen sie gar nicht. Sie wollen nur große Schlagzeilen über Dinge, die sie exklusiv bringen können und zu denen sie Quellen haben. Und Quellen haben sie ja schließlich, denn sie haben die Säpo. Die Frage ist also, warum die Säpo es so aussehen lassen will, als wärt ihr und nicht sie im Krieg mit GRU und KGB.«
»Ich glaube kaum, daß sie das wollen. Die Säpo-Führung glaubt nämlich genausowenig wie wir an diesen Unfug, und Näslund beteuert, es sei keins ihrer üblichen Propagandamanöver.«
»Glaubst du daran?«
»Ja, dieses eine Mal glaube ich Näslund.«
»Ihr wart damals doch nicht gerade Busenfreunde?«
»Nein, aber jetzt interviewst du mich einfach, ohne daß wir darüber gesprochen haben, worüber wir uns unterhalten sollen.«
»Du kannst mir einmal unter deinem Namen Dinge auf Band sprechen, beispielsweise alles über die Geschichte mit Sorman. Du kannst mir gegenüber auch als anonymer Informant auftreten. Dann werden wir dich eine gutunterrichtete Quelle beim Nachrichtendienst nennen, und ich behalte deine Identität für mich.«
»Und woher weiß ich, daß ich mich darauf verlassen kann?«
»Weil du durch das Gesetz geschützt bist. Ich würde gegen das Grundgesetz verstoßen, wenn ich gegen deinen Willen deinen Namen preisgäbe.«
Carl ließ einen eigentümlichen Laut hören, eine Mischung aus Lachen und Schnauben.
»Das Grundgesetz! Das nehmen manche so leicht, als wäre es ein Parkverbot.«
»Mag sein, aber für mich bedeutet es das tägliche Brot. An dem Tag, an dem man mich mit einem Typen wie diesem Wennström bei Expressen verwechselt, kann ich aufhören, mich Journalist zu nennen. Die entscheidende Frage lautet also: Läßt sich eine Verbindung zwischen der gesteuerten Kampagne in Expressen und den Morden herstellen, die tatsächlich stattgefunden haben, und wie sieht diese Verbindung aus?«
»Mitten hinein in den Kern des Problems?«
»Ja, anders geht es wohl kaum.«
»Ich kann diese Frage nicht beantworten, so gern ich es auch täte.«
»Ach was! Es ist doch ernst. Warum schafft ihr kein Gegengewicht gegen diese Kampagne? Warum willst du dich nicht verteidigen? Du kannst dir ja wohl vorstellen, wie du morgen in Expressen dargestellt wirst.«
»Nein. Wie denn?«
»Mit schiefem Glorienschein. So begann es auch für Oliver North. Erst jetzt kommt allmählich die Wahrheit über diesen sogenannten Helden ans Licht, für den die Wahrheit ebensowenig bedeutet wie das Leben anderer Menschen. Das sind faschistische Übermensch-Ideale, so was muß gestoppt werden, es muß eine Untersuchungskommission geben und ein Ende der Selbstherrlichkeit der Spionagedienste in Schweden. Und so weiter. Muß ich weitermachen?«
»Nein, das klingt überzeugend.«
»Was sollen wir dann in den Echo -Sendungen von morgen sagen? Wie widerlegst du die Anklagen Sormans?«
»Es gibt noch eine Partei, bei der du dich vergewissern kannst.«
»Welche?«
»Die PLO.«
»Das habe ich schon getan.«
Ponti grinste breit, als er Carls Erstaunen sah.
»Und was haben sie gesagt?« fragte Carl, als er seine Fassung wiedergewonnen hatte.
»Quellen beim
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