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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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wie sagen Sie noch schnell, im Affenhaus? Und im Reichstag weiß man auch nichts?«
    »Aber Sie haben etwas lauten hören, Herr Oberst?«
    Carl sah in den Rückspiegel. Ein Wagen, der eine Zeitlang hinter ihnen hergefahren war, bog jetzt ab und verschwand.
    »Na ja, Fregattenkapitän. Geheimnisse sind meist Dinge, die nicht herauskommen. Manchmal kommen sie heraus, meist jedoch nicht, zum Glück für uns. Haben Sie irgendwelche Vorschläge?«
    »Ja, aber ich begebe mich damit in die Gefahr, in technischer Hinsicht ein russischer Spion zu werden, und das ist nicht gerade das, was ich mir als Lebensziel erträumt habe.«
    Jurij Tschiwartschew lachte erneut hell auf, doch diesmal erschien sein Lachen etwas unmotivierter.
    »Wissen Sie was, junger Herr Fregattenkapitän? Ich hatte mir vorgenommen, meine Dienstzeit damit abzuschließen, daß ich Sie anwerbe. Solche Gedanken sind mir tatsächlich im Kopf herumgegangen, als ich Ihr außerordentliches Theater in Moskau verfolgte. Der Verfall des jungen, unglücklichen Militärattachés, der voller Bitterkeit auf seine Vorgesetzten ist, für immer von wichtigeren Aufgaben abgeschnitten, und all das. Das war doch in etwa Ihre Absicht, wie ich vermute?«
    »Ja, das war meine Absicht. Bisweilen glaubte ich, das Ganze sei zu offenkundig.«
    »Das war es auch, aber es war zugleich so russisch . Wir konnten uns nicht vorstellen, daß Sie so frech sein würden, ausgerechnet in Moskau ein russisches Spiel zu spielen. Jaja, aber das ist schon Vergangenheit. Können wir irgendwie ins Geschäft kommen?«
    »Ja, darüber grübele ich gerade nach. Die Frage ist, ob wir weitermachen können, ohne daß ich Sie anwerbe oder umgekehrt.«
    »Sie sind entweder frech oder verstehen nicht, was Sie sagen.«
    »Auf dem Rücksitz liegt ein Umschlag. Er enthält alle Angaben über Glucher. Ja, der Mann heißt so, Ihr Draht zu Expressen . Außerdem enthält er ein paar Fotos seiner Mitverschwörer, wie wir vermuten. Wir haben sie noch nicht identifiziert.«
    »Wo ist das Problem?«
    »Daß wir sie nicht abhören dürfen. Das wäre ein flagranter Bruch schwedischer Gesetze. Und natürlich darf ich auch Sie nicht um diesen Dienst bitten oder auch nur andeutungsweise davon sprechen. Das verstößt erstens gegen meine Befehle und zweitens gegen schwedisches Recht.«
    »Selbstverständlich. Ich höre, was Sie sagen. Und?«
    »Ich könnte ein Geschäft gebrauchen.«
    »Sie wollen einen Ausgleich schaffen, und wenn auch aus keinem anderen Grund, die Revisoren zufriedenzustellen, falls die Ihre Bücher prüfen?«
    »Ungefähr so. Haben Sie irgendeinen Vorschlag zu machen, Herr Oberst?«
    Das Gespräch verstummte, und Carl widmete sich aufmerksam dem Autofahren. Zum zweitenmal spielte er jetzt mit den Russen ein russisches Spiel. Das war dummdreist. Die Sicherheitspolizei jedoch, die schwedische nämlich, die in Carls Augen die schlechteste der westlichen Welt war, würde sonst allein dafür verantwortlich sein, den Feind des Feindes aufzuspüren und zu vernichten. Und bei der Wahl zwischen dem GRU und der schwedischen Säpo gab es für Carl kein Zögern. Solange man den Feind des Feindes suchte.
    »Mein junger Herr Fregattenkapitän«, sagte Jurij Tschiwartschew nach sehr langem Schweigen. »Wie schön wäre es doch, wenn Sie einer von uns wären. Nein, das war nur als allgemeine Überlegung gemeint. Ich habe Ihnen folgenden Vorschlag zu machen: Geben Sie mir das Material. Ziehen Sie Ihre eigenen Operateure ab. Wenn ich Ergebnisse liefern kann, die Sie in der Schlußphase gebrauchen können, machen wir ein Geschäft miteinander. Ich halte das für die korrekteste Form, Ihnen ein Geschäft vorzuschlagen.«
    »Die Schlußphase, falls es überhaupt zu so etwas kommt, müssen Sie unter allen Umständen uns überlassen.«
    »Ja, selbstredend. Gott schütze mich vor einer anderen Alternative. Es geht ja immerhin um Ihre eigene Polizei, Ihre eigenen Tschekisten.«
    »Gut. Wenn ich meinen Teil des Geschäfts vorbereiten soll, können Sie andeutungsweise sagen, was der Preis ist?«
    »Ja. Wir haben einen Kummer, einen großen Kummer. Da gibt es etwas, was uns sehr quält.«
    »Nämlich was?«
    »Wie konnten Sie diesen Informanten, wie hieß er noch, in Moskau finden?«
    »Sandström?«
    »Ja, genau.«
    »Ist das Ihr Kummer?«
    »Korrekt.«
    »Wer ist der Verräter beim GRU, oder gibt es eine andere Erklärung?«
    »Korrekt. Das ist der Preis.«
    »Ich werde Sie beim nächsten U-Bahnhof absetzen.«
    Die beiden Männer

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