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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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einem Beweis gleichkam, so daß die Angeklagten nicht mit letzter Sicherheit überführt werden konnten. Der Staatsanwalt argumentierte hier eher allgemein, daß Glucher gewiß Zugang zu Informationen über den verdächtigen Staatssekretär verfügt habe, und im Hinblick auf die äußeren Umstände der Tat, die große Ähnlichkeit mit den Morden in Linköping aufwiesen, könne es als sicher gelten, daß die Angeklagten auch in diesem Punkt schuldig seien.
    Die Angeklagten legten kein Geständnis ab, sondern gaben nur zu, sich in Vaxholm befunden zu haben. Der Polizeiassistent schwieg während des gesamten Prozesses beharrlich. Sein Chef, wie man Polizeidirektor Glucher von der Sicherheitsabteilung der Reichspolizeiführung aus verständlichen Gründen nannte, hielt, sobald man ihm das Wort erteilte, wirre politische Ansprachen über die Bedrohung, die Schweden zunehmend untergrabe. Es habe mit Palme und dessen willfähriger Politik gegenüber den Russen begonnen. Dem schwedischen Volk müßten endlich die Augen für das geöffnet werden, was da geschehe, denn sonst werde Schweden schon bald eine Sowjetrepublik sein.
    Der Polizeidirektor schien der Meinung zu sein, auf irgendeine Weise im Interesse der Nation gehandelt zu haben. Bestimmte Gesetze dürften einem übergeordneten Ziel wie der nationalen Unabhängigkeit Schwedens nicht im Weg stehen. Im übrigen sei dies eine Ansicht, die im Kern von vielen hochgestellten Personen in Schweden geteilt werde.
    Der Expressen -Reporter Wennström erhielt den großen Journalistenpreis des Verlagshauses Bonniers. Wennströms journalistische Arbeiten hatten zu einer der erschütterndsten Enthüllungen in der jüngeren schwedischen Geschichte geführt.
    In der Rundfunk-Sparte wurde Erik Ponti der gleiche Preis zuerkannt. Begründung: Seine Interview und Reportageserie über die neue Taktik und die neue Personalpolitik des schwedischen Nachrichtendiensts.
    Bei diesen Interviews hatte Carl Hamilton bestätigt, was in Schweden schon jedermann wußte oder zu wissen meinte, daß er nämlich selbst bei der Konfrontation mit der sogenannten Ledertruppe das Kommando gehabt habe.
    Die sowjetische Presse schrieb zum allgemeinen Erstaunen sehr ausführlich über das Ereignis sowie über den außerordentlich fähigen Offizier Carl Hamilton und seine Vergangenheit in einer kommunistischen Studentenorganisation. Ein Leitartikel der regierungsamtlichen Iswestija kommentierte fast schadenfroh die Gerüchte, welche die Kreise um die faschistische Polizeibande in Schweden verbreitet hatten, daß nämlich Carl Hamilton trotz seines kommunistischen Hintergrunds in Moskau irgendwelche feindseligen Akte begangen haben sollte.
    Ferner wurde angedeutet, nein, man gestand sogar offen ein, daß es bei der Unschädlichmachung der anti-sowjetischen und faschistischen Clique bei der schwedischen Polizei zu einer Zusammenarbeit des sowjetischen Nachrichtendiensts mit dem schwedischen gekommen sei.
    Der Generalstab weigerte sich anfänglich, diese sensationellen Angaben zu kommentieren. In der Interviewszene mit Erik Ponti bestätigte jedoch Carl Hamilton selbst, die sowjetischen Behauptungen entbehrten tatsächlich nicht einer gewissen Grundlage, allerdings habe ihm der Generalstab verboten, sich dazu näher zu erklären. Die Behauptung an sich könne er jetzt jedoch bestätigen. Bei der Informationsbeschaffung sei es tatsächlich zu einer Zusammenarbeit gekommen.
    Folglich sah es niemand als übermäßig erstaunlich an, daß der sowjetische Verteidigungsminister über die schwedische Botschaft in Moskau Fregattenkapitän Carl Graf Hamilton eine Einladung schicken ließ. Der Verteidigungsminister wolle ihm persönlich den Orden des Roten Sterns verleihen, eine Auszeichnung, die seit dem Großen Vaterländischen Krieg keinem westlichen Ausländer mehr zuerkannt worden sei.
    Den politischen Kommentaren zufolge, die der sowjetische Pressedienst APN danach an schwedische Massenmedien verteilte, mußten die Fregattenkapitän Hamilton jetzt zuerkannten Auszeichnungen allen anti-sowjetischen Spekulationen über eine Feindschaft zwischen den beiden Ländern endgültig ein Ende machen, ebenso den Gerüchten, besagter Fregattenkapitän habe während seines Aufenthalts als Militärattaché in Moskau ein Verhalten an den Tag gelegt, das mit seiner Stellung als Diplomat unvereinbar gewesen sei.
    Wenn es so gewesen wäre, hatte man ihn zum unerwünschten Ausländer erklären müssen, zur persona non grata, wovon aber keine

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