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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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dürfte er aber fett werden und eine teuflisch piepsige Stimme kriegen.«
    Stålhandske nahm den Fuß vom Gashebel und fuhr an die Seite, um den ersten Krankenwagen passieren zu lassen.
    »Was willst du damit sagen?« fragte Carl, als sie weiterfahren konnten.
    »Nun ja, du hast sozusagen etwas zu tief gehalten. An dem Bündel, das da im Haus liegt, ist nichts mehr von einem Mann zurückgeblieben. Du hast wohl auf die Hüfte oder den Schenkel gezielt?«
    »Ja, ich glaube, ich wollte ihm die Hüfte wegschießen. Er muß sich im Augenblick des Schusses gedreht haben«, erwiderte Carl und sah aus dem Wagenfenster. Der nächste Krankenwagen passierte, dicht gefolgt von einem Polizeiwagen.
    »Sei so nett und ruf Sam für mich an«, sagte Carl zu Joar Lundwall. »Außerdem muß ich Åke recht geben. Du hast sehr sicher geschossen. Du hast offenbar hoch gezielt?«
    »Ja, hätte ich normal gezielt, hatten die Projektile nach dem Durchschuß die Kinder treffen können, die hinter dem Kerl standen. Wir hatten ja vollummantelte Munition mit hoher Durchschlagskraft, um notfalls auch kugelsichere Westen zu knacken. Ich glaube aber nicht, daß ich vorher viel nachgedacht habe.«
    Carl nahm den Telefonhörer und berichtete seinem Chef kurz, was geschehen war. Er bat ihn, mit den Ermittlungsbeamten in Norrköping Verbindung aufzunehmen.
    Anschließend fuhren sie schweigend in Richtung Stockholm weiter. Es war drei Minuten nach zehn am Lucia-Abend. Die bürokratische Prozedur beim Generalstab würde etwa eine Stunde dauern, schätzte Carl.
    Er würde es schaffen, nach Hause zu fahren, sich umzuziehen, den Wein zu holen und wie vereinbart etwa gegen Mitternacht bei Eva-Britt zu sein.
    EPILOG »Schwedische Militärwachposten in vorschriftsmäßiger Uniform, was auch eine Ausgehuniform einschließt, haben auf militärischem Gelände das Recht, ohne vorhergehende Warnung gezieltes Feuer zu eröffnen, wenn es im Hinblick auf den Ernst der Lage als unabweisbar notwendig erscheint.
    Die Streitkräfte besitzen eine generelle Waffenlizenz. Folglich gibt es keinerlei Beschränkungen, wenn es darum geht, in Hinblick auf die Situation schwedische Militärwachposten zu bewaffnen.«
    Mit diesen Hinweisen begann das Kommuniqué des Generalstabs, das am folgenden Morgen um 05.00 Uhr veröffentlicht wurde, noch rechtzeitig zu den ersten Echo des Tages- Sendungen.
    Ferner bestätigte der Generalstab, Personal des OP 5, dessen Identität mit Rücksicht auf die Sicherheit des Reiches und militärische Vorschriften geheim bleiben müsse, sei auf besondere Anweisung des Generalstabs als Wachposten beim Lucia-Fest der Küstenjägerschule eingesetzt worden, entsprechend dem Reglement.
    Da es Hinweise auf einen Terrorangriff durch Personal der schwedischen Polizei gegeben habe, habe es der Generalstab für unzweckmäßig gehalten, die Polizei im voraus über das zu informieren, was sich eventuell ereignen könne. Im übrigen seien die Streitkräfte ohnehin für ihre eigene Bewachung und den eigenen Sicherheitsdienst zuständig.
    Die Staatsanwaltschaft in Vaxholm konnte schon am Nachmittag mitteilen, daß es keinerlei Gründe dafür gebe, eine Voruntersuchung wegen irgendwelcher Verbrechen oder Dienstvergehen einzuleiten. Der Einsatz des Militärpersonals habe im Einklang mit geltendem Recht und den militärischen Vorschriften stattgefunden.
    Expressen hatte zunächst eine schwierige Zeit, aber dann gelang es dem Blatt doch, sich allen anderen Nachrichtenmedien geschmeidig anzupassen, was die Beobachtung des Prozesses gegen Polizeidirektor Glucher und dessen überlebenden Mittäter betraf, einen Polizeiassistenten, der bei der Ordnungspolizei in Stockholm Dienst getan hatte und zu einem schwer erklärbaren Sondereinsatz als Leibwächter für politisch hochgestellte Personen abkommandiert worden war, bei denen angeblich ein besonderer Personenschutz notwendig war.
    Rein rechtlich erwies sich der Prozeß als unproblematisch. Die Beweisführung bezüglich des Mordversuchs draußen in Vaxholm wurde als ausreichend angesehen, obwohl man darauf verzichtet hatte, das Militärpersonal, das dort den Wachdienst versehen hatte, als Zeugen zu laden. Die Verteidigung protestierte in diesem Punkt vergeblich. Erkenntnisse der Spurensicherung und bestimmte Zeugenaussagen überführten einen der überlebenden Attentäter der Morde an den zwei schwedischen Jagdfliegern in Linköping.
    Was die Morde in Näsbypark betraf, gab es im strengen Wortsinn des Gesetzes nichts, was

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