Feind des Feindes
Logistik.
Und als sich dann herausstellte, daß einer der gefangenen Terroristen Carl selbst war, ein Offizier aus einem einigermaßen freundlich gesinnten Land und somit kaum ein Terrorist, hatte sie improvisiert und sich aus der Affäre gezogen.
Sie war ein paar Jahre in Nordkorea ausgebildet worden. Die Nachrichtendienste dieses Staates waren Carl so gut wie unbekannt. Es bestand jedoch kein Zweifel, daß Mouna die theoretischen Grundlagen ihres Geschäfts beherrschte, und es war gewiß kein Zufall, daß sie den Rang eines Oberstleutnants bekleidete.
Eine ihrer gemeinsamen Erinnerungen verabscheute Carl jedoch. Auch dabei war es logisch und vernünftig zugegangen wie in einem Hörsaal, aber abscheulich war es trotzdem gewesen. Sie hatte ihn gebeten, die beiden Deutschen zu töten, um ihren Kampfgenossen zu zeigen, daß er kein echter Terrorist war. Sie hatte ihm ein Bajonett gereicht und ihm den Befehl gegeben, als hätte sie um eine Tasse Tee gebeten.
»Warum hast du mich gebeten, diese jungen Leute zu töten?«
fragte er schließlich.
Die Dunkelheit und das lange Schweigen gaben der Frage eine zusätzliche Schärfe. Ihre Antwort kam dennoch wie aus der Pistole geschossen.
»Um die anderen in meinem Verband zu überzeugen. Niemand darf an dem Befehlshaber zweifeln. Diese Figuren wären ohnehin hingerichtet worden, und du bist Offizier.«
»Logisch und einfach?«
»Ja, logisch und einfach. Irgendwelche Einwände?«
»Nein, aber es hat mir nicht gefallen.«
»Wem hätte es schon gefallen? Meinst du etwa, es hätte mir oder einem der anderen Jungs Spaß gemacht? Was hältst du eigentlich von uns? Es stand sehr viel auf dem Spiel.«
»Das ist immer so.«
»Ja, bei uns ist es immer so. Wir müssen um jeden Preis überleben, und das weißt du.«
»Hast du nicht gezögert, als du mich aufschneiden wolltest?«
»Mehr, als ich schießen mußte. An der Außenseite des Schenkels gibt es keine großen Blutgefäße, das war also ziemlich risikolos. Durch den Körper unter dem Schlüsselbein … na ja, die Blutbahnen verlaufen nicht immer gleich. Das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Eine große Arterie an der falschen Stelle, das wäre nicht sehr gut gewesen.«
»Meine Arterien sitzen offenbar dort, wo sie sollen.«
»Ja, Gott sei Dank.«
»Weißt du noch, was du damals sagtest?«
»Du meinst, bevor ich es tat?«
»Ja, kurz davor.«
»Ich sagte, ich empfände Liebe für dich, und das sei nicht das gleiche wie dich zu lieben, genau das habe ich gesagt.«
»Was bedeutet das? Ist das übersetztes Arabisch?«
»Ja, aber gut übersetzt. Ich empfinde Liebe für dich wie für einen Bruder, etwa so.«
»Leg dich jetzt hin und schlaf ein paar Stunden, dann übernehme ich die Wache.«
»Warum?«
»Ich übernehme die jetzige Wache, du den Rest der Nacht, und ich dann den Morgen, während du schläfst. Dann bist du frisch und munter, wenn du mir morgen meine Tauschwaren beschaffst.«
»Heckler & Koch MP 5?«
»Ja, am liebsten.«
Als sie sich in den dunkelsten Teil des Zimmers begab, um einige der Matratzen auf den Fußboden herunterzuziehen, glaubte er ein leises Kichern zu hören.
Der Alte fühlte sich wie ein Strafverteidiger. Der erste Teil seines Berichts lag jetzt fein säuberlich in Reinschrift vor. Der logische Aufbau seines Berichts war unanfechtbar.
Die Operation Big Red war über jeden Zweifel erhaben. Sie hatte stattgefunden. Die Feldwebel Stålhandske und Lundwall waren nachweislich mit einer Schnelligkeit in Tiefen getaucht, die lebensgefährlich war; und vermutlich war die Gefahr in dieser Hinsicht sogar größer gewesen, als sie selbst zu erkennen schienen.
Die medizinischen Anlagen sprachen für sich selbst.
Die Aussagen der Feldwebel stimmten perfekt miteinander überein und wurden noch unterstützt durch die Berichte der Kommandanten des Hubschraubergeschwaders, des Raketenträgers 37 und des U-Boots HMUB »Sjöbjörnen«.
Es waren unabhängige Zeugenaussagen von verschiedenen Personen, die mit Ausnahme Lundwalls und Stålhandskes nichts vom Ziel der Operation gewußt hatten, aber trotzdem stimmte alles überein. Big Red hatte stattgefunden, und das ließ sich jetzt endgültig feststellen, und zwar völlig unabhängig von dem politischen Verbot einer Inspektion der Überreste der drei Basen.
Der zweite Schritt der Beweisführung war ebenso logisch. Es gab in keinem einzigen wichtigen Punkt einen Grund, die Echtheit des KOSKOW-Berichts anzuzweifeln. Eine erhebliche Menge von
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