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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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gestoppt?«
    »Ja. Vermute ich richtig, daß die Vettern selbst nicht die Wache übernehmen?«
    »Ja, die halten sich für so etwas wie Chefs. Hast du Einfluß in eurer Organisation?«
    »Bis vor kurzem ja. Im Augenblick sieht es nicht so gut aus. Aber wir werden sehen, wie es hier läuft.«
    »Ich werde versuchen, dir deine Waffen zu besorgen, wenn du mir eins versprichst.«
    »Zusagen kann ich erst geben, wenn ich die Waffen gesehen habe. Davon hängt nämlich vieles ab.«
    »Zum Beispiel?«
    »Eine Waffe mit Schalldämpfer und Nachtzielgerät bedeutet, daß zwei von ihnen außer Gefecht gesetzt sind, ohne daß die anderen überhaupt kapieren, was los ist.«
    »Ein Wachposten und dann der nächste, der herauskommt, um nachzusehen, was los ist?«
    »Ja, zum Beispiel. Ohne Nachtzielgerät und Schalldämpfer haben wir eine völlig andere Mathematik und ganz andere Zusagen.«
    »Ich warte mit der Bestellung bis morgen früh. Solche Sachen werden wir wahrscheinlich sowieso aus Beirut holen müssen.«
    »Kann also dauern?«
    »Ja.«
    »Wie lange denn?«
    »Vierundzwanzig Stunden.«
    »In Ordnung. Besteht das Risiko, daß sie die Geiseln woanders hin verlegen?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil sie am Leben bleiben wollen. Falls sie glauben, daß uns ihr Aufenthaltsort bekannt ist, werden sie sich nicht unnötig in Gefahr begeben wollen. Andernfalls werden Sie sich davor hüten, entdeckt zu werden.«
    »Du bist gut, Mouna, verdammt gut. Du verstehst dich sogar darauf, Freunde zu foltern.«
    Es wurde still im Raum. Jetzt hatte er das Thema endlich angeschnitten. Es war vollkommen dunkel im Zimmer.
    Sie rutschte vorsichtig zu ihm hinüber und zog den Stuhl leise hinter sich her. Dann knöpfte sie ihm das Hemd auf und betastete mit der Handfläche die fünf langen Narben auf seinem Brustkorb.
    Sie knöpfte ihm das Hemd zu, ohne etwas zu sagen. Er mußte lange warten, bis sie etwas herausbrachte.
    »Ich habe später vom Ende der Geschichte gelesen. Es ist jedenfalls gut ausgegangen«, sagte sie schließlich. Sie flüsterte fast.
    »Ja«, flüsterte er unbewußt zurück, »weil ich gefoltert worden war, kauften mir die Terroristen nach meiner Rückkehr die Geschichte ab. Es hing tatsächlich sehr viel daran. Du hast richtig gehandelt und hattest recht. Ich hege also keinen Groll mehr.«
    »Habt ihr sie alle bekommen?«
    »Ich glaube, wir erwischten dreizehn, aber zwei sind davongekommen. Ich möchte am liebsten nicht darüber sprechen. Ich habe diese Operation nie gemocht.«
    »Warum?«
    »Weil ich in meiner verfluchten schwedischen Naivität glaubte, es liefe alles darauf hinaus, diese deutschen, französischen und belgischen Terroristen möglichst vollzählig an einem Ort zu schnappen, um sie dann vor Gericht zu stellen.«
    »Das war wirklich naiv, würde ich sagen.«
    »Statt dessen haben wir sie ermordet. Hast du der schwedischen Botschaft in Damaskus den Tip gegeben, daß ich mich bei den Syrern befand?«
    »Ja, natürlich. Sonst hätten sie dich ernsthaft gefoltert, um herauszufinden, wie alles zugegangen ist. Nachdem die schwedische Botschaft eingeschaltet war, ging das nicht mehr.«
    »Clever.«
    »Nein, nicht sonderlich, aber vernünftig.«
    Das Gespräch erstarb, und sie zog sich vorsichtig von ihm zurück. Sie begaben sich wieder auf ihre Beobachtungsposten und tauschten während der nächsten Stunde nur kurze Mitteilungen aus, die mit dem Beobachtungsziel zu tun hatten.
    Mouna hatte etwas an sich, was er nicht verstehen konnte, und er grübelte über den Grund dafür nach.
    Sie hatte noch nie etwas getan, was er als operativen Fehler hatte beurteilen müssen. Sie war vollkommen rational, zumindest ließ sich das nachträglich immer wieder feststellen.
    Doch Sandkastenspiele und nachträgliche Überlegungen sind eine Sache. Die Wirklichkeit eine vollkommen andere.
    Als Jihaz ar-Rased erfahren hatte, daß westdeutsche Touristen in Damaskus gewesen waren, um Waffen mit einer unglaublichen Vernichtungskraft einzukaufen, hatte sie auf feindlichem Territorium ein Unternehmen eingefädelt, wie es in der Nachkriegsgeschichte ohne Beispiel war.
    Sie hatten im Zentrum von Damaskus gegen die Terroristen - und Carl - zugeschlagen und die Gefangenen anschließend mit einem gestohlenen syrischen Armeelastwagen durch drei oder vier syrische Militärsperren geschleust.
    Es war wirklich schwierig, ein solches Unternehmen zum Erfolg zu führen. Dazu brauchte man eine exakte Planung und eine funktionierende

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