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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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dich. Eine entschieden schlechte, und eine, die du vielleicht recht gut findest. Also…?«
    »Erst die schlechte.«
    »Der Pfau hat gestanden. Er hatte seine Codeschlüssel zu Hause hinter dem Badezimmerschrank versteckt.«
    Der Alte spürte, wie ihm abwechselnd heiß und kalt wurde.
    TRISTAN hatte also recht gehabt, was den Spion in einer der sicherheitsmäßig sensibelsten Funktionen der schwedischen Abwehr betraf. Zwar im Affenhaus auf Kungsholmen, aber dennoch war es ohne jeden Zweifel ein bedeutender Posten, ausgerechnet in der Russen-Abteilung des Sicherheitsdienstes.
    »Das sind unleugbar sehr schlechte Nachrichten«, murmelte der Alte schließlich fast resigniert, während er eine kleine Schachtel Zigarillos mit weißen Plastikmundstücken aus der Jackentasche zog.
    »Hast du Feuer?«
    »Nein, ich rauche nicht mehr, aber ich kann dir Feuer besorgen«, sagte Samuel Ulfsson. Er drückte auf einen Knopf seiner Gegensprechanlage und bestellte Streichhölzer.
    »Du rauchst nicht mehr? Teufel auch, das hätte ich nie gedacht. Außerdem ist der Zeitpunkt sehr merkwürdig gewählt«, sagte der Alte langsam, als er den ersten Zug am ersten Zigarillo des Tages hinter sich hatte.
    »Sheriff« sagte Samuel Ulfsson.
    »Was soll das heißen, Sheriff?«
    »Deine Zigarillos heißen so. Hast du dir die in den USA gekauft?«
    »Nein, ich glaube es sind schwedische. Oder vielleicht dänische. Und wie lautet die gute Nachricht? Falls es nach dem hier überhaupt gute Nachrichten geben kann.«
    »Sandström sitzt in Moskau. Er wohnt dort, und wahrscheinlich haben wir sogar seine Adresse.«
    »Wie bitte?«
    »Ja, du hast richtig gehört.«
    Beide sprudelten sofort los und redeten durcheinander. Mit einem Mal schien sich alles zum Guten zu wenden.
    Gordon Ingram, dachte Carl.
    Die Waffe war etwa fünfundzwanzig Zentimeter lang, und die ausklappbare Schulterstütze war in eine Metallschiene hineingeschoben.
    Er hatte schon ein paarmal mit dem Modell geschossen und dabei festgestellt, daß es kaum eine Präzisionswaffe war. Die Feder im Magazin machte einen relativ frischen Eindruck. Ein einziges Magazin, das dreißig Schuß enthielt.
    Gordon Ingram hatte seine Waffen in erster Linie an die Bananendiktaturen Lateinamerikas verkauft, da man sie so gut unter der Kleidung verstecken konnte. Die Waffe war völlig rechteckig geformt, und wenn man die Hand und den Unterarm um das nach unten gerichtete Magazin hielt, würde sie aus einiger Entfernung wie eine kleine Kiste oder ein tragbares Radio aussehen. Der Sicherheitspolizei in den Bananendiktaturen hatten die Waffen offenbar gefallen, doch insgesamt erzielte Gordon Ingram auf dem westlichen Markt keinen durchschlagenden Verkaufserfolg. Einer der Gründe dürfte das übertrieben große Kaliber sein.
    Der Schalldämpfer war länger als die ganze Waffe.
    Es war unbegreiflich, wie eine dieser seltenen Waffen bei Palästinensern in Beirut hatte auftauchen können. Doch leise war die Waffe ohne jeden Zweifel.
    Diese Kugelspritze ließ sich nur aus nächster Nähe verwenden.
    Selbst wenn es Mouna gelungen wäre, eine Heckler & Koch MP 5 zu besorgen, hätte er irgendwo probeschießen müssen, um sicher zu sein, daß die Zielvorrichtungen funktionierten. Hier waren sie nicht nötig, hier ging es nur darum, ob man aus einigen Metern Entfernung oder gar nicht schießen sollte. Fast so wie bei den Messern, die alle in Ordnung waren.
    Die Botschaft in Damaskus hatte mitgeteilt, die Verhandlungen seien in ein entscheidendes Stadium getreten, und ihn ermahnt, seine Umgebung nicht in Unruhe zu versetzen.
    Er antwortete, die Entführer würden beobachtet und seien bis auf einen jüngeren Mann identifiziert; er hatte die Namen durch den Äther geschickt. Was die Geiseln angehe, könne er noch nichts Definitives über die Identität der einzelnen Personen sagen. Bislang habe er nur auf einem Doppelbett zwei gefesselte Beine beobachtet.
    Die Botschaft in Damaskus hatte seine Angaben über die Identität der Entführer später bestätigt.
    Die Entführer aßen nach Anbruch der Dunkelheit hinter vorgezogenen Gardinen, durch die man dennoch einiges erkennen konnte. Bei der Wachablösung wurde rotiert. Jeder kam einmal an die Reihe. Carl hatte sich inzwischen entschieden, wer das leichteste Ziel sein würde; der jüngste Entführer, der etwa siebzehn oder achtzehn Jahre alt zu sein schien.
    Zum Essen versammelten sich alle im Erdgeschoß und ließen die Geiseln allein zurück. Nach dem Essen fütterte einer

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