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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Sprachgebrauch zufolge war er Brigadegeneral, nach schwedischer Terminologie Vier-Sterne-Oberst in etwa der gleichen Gehaltsklasse wie ein jüngerer Abendzeitungsjournalist.
    Er war aber Chef einer der sensibelsten Abteilungen des Generalstabs, OP 4, die unter anderem für taktische Gegenmaßnahmen gegen fremde, das heißt sowjetische, U-Bootstätigkeit in schwedischen Gewässern zuständig war.
    »Die Sache ist ernst, Lennart. Ich möchte von dir spontane und möglichst aufrichtige Antworten auf ein paar Fragen haben. Sie sollten es um Gottes willen und um deinetwillen und auch um unseretwillen sein«, fuhr Samuel Ulfsson mit einer Ruhe fort, die mühsam erkämpft schien. Es sah aus, als würde sich Sam wieder nach seinen Zigaretten umsehen.
    »Das hört sich ja nicht sehr gut an. Sag nur, worum es geht«, entgegnete der Mann mit dem Codenamen FISCHADLER.
    »Welche Verbindungen hast du im Lauf der Jahre mit Sandström gehabt?« fragte Samuel Ulfsson kurz und ohne das mindeste Zittern in der Stimme.
    Der Mann mit dem Codenamen FISCHADLER änderte sofort seine entspannte Haltung und richtete sich kerzengerade auf.
    »Ist das hier eine Art Verhör?« fragte er.
    »Ja. Und wir nehmen es auf Band auf«, erwiderte Samuel Ulfsson in dem gleichen Tonfall wie zuvor. »Also noch einmal die Frage. Welche Verbindungen hast du mit Sandström gehabt?«
    »Wir sprechen also von dem Spion?«
    Der Verdächtige hatte jetzt endlich eine passende Körperhaltung gefunden. Er saß steif wie ein Ladestock da und sah aus, als vermißte er seine Uniform.
    »Ja, das ist korrekt. Wir wollen, daß du uns möglichst viel erzählst, ohne daß wir Fragen stellen. Dies ist ein sehr wichtiges Gespräch, Lennart, ich kann das nicht genug betonen.«
    »Teufel auch, wie förmlich sich das plötzlich anhört.«
    »Das ist es auch. Nun zu Sandström.«
    »Was soll ich schon von ihm erzählen. Hört sich peinlich an, das Ganze, was glaubt ihr eigentlich? Glaubt ihr, ich arbeite für Sandström, oder worum zum Teufel geht es!«
    Samuel Ulfsson ließ das Schweigen kompakter werden, bevor er antwortete.
    »Wir wollen, daß du unsere Fragen beantwortest.«
    »Ihr glaubt doch wohl nicht, ich sei ein Spion. Das wäre vielleicht was! Aha! Deshalb haben wir diese Scheißkerle nie gefangen. Diese Gerüchte, geht es etwa darum?«
    »Zwing mich nicht, noch förmlicher zu werden, Lennart. Es sieht auch so schon übel genug aus. Jetzt trägst du nur alles vor, was mit dir und Sandström zu tun hat, wie gut ihr euch kennt, alles.«
    Samuel Ulfsson erweckte den Eindruck, als hätte er sich noch deutlicher äußern wollen, in letzter Sekunde aber darauf verzichtet.
    Der Mann, der in einem bestimmten Bericht den Codenamen FISCHADLER hatte, gewann jedoch schnell die Fassung zurück und begann zu erzählen.
    »Ja, völlig richtig, ich kenne Sandström recht gut und habe einigen Umgang mit ihm gehabt. Ich habe das hinterher zwar nicht ans OP 5 gemeldet, und das ist vielleicht ein bißchen peinlich, falls man der Meinung ist, ich wäre dazu verpflichtet gewesen. Jedenfalls liegt es schon viele Jahre zurück.
    Wir waren damals beide Major, Sandström frisch geschieden und ich Strohwitwer, und zwar auf Zypern in UNO-Diensten.
    Damals wurde da unten ziemlich gesoffen, und Weibergeschichten hat es auch gegeben. Nicht gerade etwas, worauf man nachträglich sehr stolz ist.
    Aber trotzdem. Es war einfach so. Wir waren ziemlich sorglos, und Weibergeschichten und Alkohol gab es auch, aber nichts, was… ja, das unordentliche Privatleben hat also nicht den Dienst beeinträchtigt. Wenn ich mal davon absehe, daß wir morgens blutunterlaufene Augen hatten.
    Sandström war teuflisch hinter den Frauen her, das muß ich schon zugeben. Außerdem war der Schnaps ziemlich billig. Übrigens ist dieser zypriotische Brandy ziemlich tückisch. Er ist nämlich etwas süß und entschieden schwächer als richtiger Cognac. Man trinkt ihn oft mit Eis, na ja, dann trinkt man leicht mal einen zuviel. Aber als unsere Frauen im Sommerurlaub herunterkamen, haben wir uns zusammengenommen.
    Viel mehr gibt es über diese Zeit nicht zu sagen, abgesehen davon, wie peinlich es später wurde, als sich herausstellte, was dieser Sandström für einer war, aber damals kam er mir nicht sonderlich rätselhaft vor. War er übrigens schon damals Spion?«
    »Ja. Er war schon damals Spion. Soviel wir wissen, jedenfalls. Erzähl von dem Wagen«, hakte Samuel Ulfsson nach. Sein Gegenüber erstarrte sichtlich.
    »Von welchem

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