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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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nun?«
    »Habt ihr auch Maulwürfe im Haus?«
    »Das glaube ich nicht. Wissen kann man das natürlich nie. Ihr habt ja seit zehn oder zwanzig oder vielleicht gar dreißig Jahren ein paar im Haus gehabt.«
    »Welche Personen sind mit den Codebezeichnungen OSPREY und SEAHAWK gemeint?«
    Das Spiel war zu Ende. Samuel Ulfsson spürte einen fast unerträglichen Stich von Rauchlust. Doch jetzt mußte er sich entscheiden, ob er die Wahrheit sagen, lügen oder einen Mittelweg wählen wollte.
    »Es sieht so aus«, begann er langsam, während er immer noch fieberhaft nachdachte, »daß der TRISTAN-Report tatsächlich die Namen zweier weiterer Personen enthält, aber wir haben berechtigte Gründe zu der Annahme, daß die Behauptungen unwahr sind.«
    »Dieser TRISTAN soll also über unseren Mann die Wahrheit gesagt, über euer Personal aber gelogen haben?«
    »Ja, das ist die Schlußfolgerung, zu der wir im Augenblick neigen.«
    »Spionageverdacht ist Angelegenheit der Sicherheitspolizei.«
    »Das hängt davon ab, wie wohlbegründet er ist. Wenn du dich beschweren willst, muß du zur Regierung gehen. Ich glaube aber, daß sie uns unterstützen würde. Was eine dieser Personen bei den Streitkräften angeht, hat uns die Regierung schon eine Art Urteil gegeben. Sie ist zu den gleichen Schlußfolgerungen gekommen wie wir.«
    »Im Fall SEAHAWK?«
    »Ja, stell dir vor.«
    »Das bedeutet, daß OSPREY noch unsicher ist?«
    »Das möchte ich damit nicht behaupten.«
    »Weshalb wolltest du nun diese Verhöre unseres Mannes über sein Verhältnis zu Sandström?«
    »Habt ihr die Verhöre durchgeführt?«
    »Ja, ich habe die Protokolle bei mir. Eure Hypothesen scheinen jedenfalls zu stimmen. Aber ich möchte gern die Gründe erfahren.«
    »Du meinst die Gründe dafür, daß wir nach einem Zusammenhang zwischen Sandström und eurem Mann gesucht haben?«
    »Ja, natürlich.«
    Es fiel Näslund schwer, seine Irritation oder Ungeduld zu verbergen, und Samuel Ulfsson mußte sich im stillen eingestehen, daß dies nur zu verständlich war. Überdies würde es schwerfallen, eine Erklärung zu vermeiden, vor allem jetzt, wo der Zusammenhang zwischen ihrem Spion und Sandström offenkundig geworden war. Es war also Zeit für eine gewisse, wenn auch begrenzte Aufrichtigkeit.
    »Wir glauben, daß TRISTANs Angaben das Wissen Sandströms zugrunde liegt: Sowohl was euren PEACOCK wie unsere SEAHAWK und OSPREY betrifft. Mit dem entscheidenden Unterschied jedoch, daß PEACOCK im Gegensatz zu OSPREY und SEAHAWK ein echter Spion ist. Ja, er hat schließlich sogar gestanden. Sandström sitzt also in Moskau und arbeitet für die Russen. Das ist jedenfalls eine Annahme, für die wir gute Gründe haben. Eine typisch russische Operation. Sie wollten bei uns ein Chaos anrichten.« Näslund schwieg eine Zeitlang und dachte nach. Es hatte den Anschein, als wollte er wieder seinen Stahlkamm aus der Tasche ziehen, doch er besann sich, als ihm endlich sein Einwand einfiel.
    »Aber dann hätten sie ja einen ihrer eigenen Leute ans Messer geliefert, wenn das stimmt. Er hat ja gestanden.«
    »Ja, ein anderer Schluß ist kaum möglich«, seufzte Samuel Ulfsson.
    Näslund dachte erneut nach und strengte sich dabei so sehr an, daß es im Zimmer fast roch.
    »Aber«, brachte er schließlich hervor, »aber es fällt mir sehr schwer zu glauben, daß sie einen richtigen Spion ans Messer liefern wollen, nur um euch glauben zu machen, ihr hättet das Haus voller Maulwürfe. Und außerdem hat dieser TRISTAN ja seinen eigenen Spionagering in England auffliegen lassen. Wer mißtrauischer veranlagt ist als ich, müßte eher zu der Vermutung neigen, daß ihr eure eigenen Leute oder eure Organisation vor einem Skandal schützen wollt. Verhandelt ihr etwa auch über Immunität?«
    Näslund sah zufrieden aus, als hätte er endlich den Gesamtzusammenhang durchschaut. Samuel Ulfsson hielt mühsam an sich, um nicht aus Bequemlichkeit ja zu sagen, damit die Diskussion endlich zum Abschluß kam. Allerdings war ihm auch klar, daß man im Affenhaus nicht zögern würde, die Neuigkeit in der Abendpresse öffentlich zu machen, sobald man sich dort selbst bedrängt fühlte.
    »Nein«, entgegnete er säuerlich, demonstrativ säuerlich, »wir verhandeln wahrhaftig nicht wegen Immunität. Wir sind in unseren Analysen der Angaben schon sehr weit gediehen, und wie ich schon sagte, teilt die Regierung in allen wesentlichen Punkten unsere Schlußfolgerungen. TRISTAN ist in seinen Angaben also zum Teil

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