Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
befreit. Ankomme Hotel Summerland in einer Stunde. Löse Station auf. Ende.
    Sie packten die gesamte Ausrüstung ein, die zwei von Mounas Untergebenen zu einem Wagen trugen, der an der Rückseite des Hauses stand, dort, wo der Reservetrupp sich befunden hatte.
    Mouna erzählte erst jetzt, daß sie ganz gegen die Abmachung dort Männer in Reserve gehalten hatte. Eine ganze palästinensische Kompanie, zwanzig Mann.

6
    Samuel Ulfsson hatte mit Ausnahme vielleicht seines Zigarettenrauchens in allem ein mäßiges Leben geführt, und das galt auch für das Gefühlsleben. Insoweit war er sehr schwedisch. Er neigte nicht zu plötzlichem und übertriebenem Optimismus, wurde aber auch nicht handlungsunfähig oder pessimistisch, wenn unerwartete Neuigkeiten katastrophal zu sein schienen. Folglich neigte er auch nicht dazu, Menschen zu lieben oder zu hassen, mit denen er zusammenarbeiten mußte. Und in seinem speziellen Beruf fehlte es wahrhaftig nicht an absonderlichen Persönlichkeiten. Und bei dem beständigen Strom von Männern, fast ausschließlich Männern, die auf dem Stuhl vor ihm saßen und mal über jenes, mal über dieses Thema Vortrag hielten, ob es dabei um mehr oder weniger geheime Dinge oder mehr oder weniger wohlbegründete Vorschläge ging, fand er nur selten Anlaß zu persönlicher Sympathie oder Antipathie.
    Näslund war insoweit eine dramatische Ausnahme.
    Henrik P. Näslund war Chef der zentralen Einheit im zivilen Sicherheitsdienst des Landes, der Abteilung, deren Aufgabe es war, Spione und Terroristen aufzuspüren. Früher hatte diese Einheit Abteilung B oder Büro B geheißen, wurde jetzt aber Abteilung E genannt. Diese zentrale Einheit unten im Affenhaus auf Kungsholmen war die vermutlich ineffektivste und inkompetenteste Institution des Landes. Ihre Arbeit zeichnete sich nämlich vor allem dadurch aus, daß sie die ihr gestellten Aufgaben nie löste, und konkret war nur festzustellen, daß es ihr nie gelang, irgendwelche Spione zu fangen.
    Doch jetzt war es ihnen jedenfalls gelungen. Der Spion, dem die Russen den Namen DER PFAU gegeben hatten, hatte ja schon gestanden. Nach Informationen, die von den Russen selbst gekommen waren, hatten sie über den falschen Überläufer TRISTAN ganz allein herausgefunden, daß sie den Verdächtigen vielleicht verhören und seine Wohnung durchsuchen sollten, und das hatte zu schnellen Ergebnissen geführt. Im Augenblick verhandelten sie mit dem PFAU über Immunität und mit der Regierung darüber, ob diese sich auf ein solches Arrangement einlassen wolle. Das solle das Affenhaus mit der Regierung ausmachen, meinte Samuel Ulfsson und mochte nicht einsehen, daß ihn das etwas anging oder daß er Grund haben sollte, eine Meinung dazu zu äußern, obwohl Näslund jetzt vor ihm saß und darum bat.
    »Das ist eure Sache, oder ihr müßt das mit den Politikern abmachen. Wir sehen keinerlei Grund, uns da einzumischen«, sagte Samuel Ulfsson in einem Tonfall, der keine Vermutungen erkennen lassen sollte. Zumindest bemühte er sich darum.
    Näslund zog einen Stahlkamm aus der Tasche und fuhr mit ihm ein paarmal energisch durch sein nach hinten gekämmtes Haar. Diese Angewohnheit deutete darauf hin, daß er nachdachte, und er selbst schien sich nicht bewußt zu machen, wie diese Gewohnheit auf seine Umgebung, zumindest beim Generalstab, wirkte.
    »Wie du weißt, haben wir auch einige gute Verbindungen in England«, begann Näslund.
    Es war offenkundig, daß er noch ein As im Ärmel zu haben glaubte.
    »Aber ja. Wir halten Verbindung mit dem Nachrichtendienst und ihr mit dem Sicherheitsdienst. Das ist doch nur vernünftig«, erwiderte Samuel Ulfsson ausweichend.
    »Genau«, fuhr Näslund fort und steckte seinen Stahlkamm wieder in die Tasche. »Genauso ist es. Und unsere Quellen beim MI 5 sprechen von einem erweiterten TRISTAN-Bericht, von einigen Agenten mit den Codebezeichnungen OSPREY und SEAHAWK, ja, das bedeutet Fischadler und Falkenraubmöwe.«
    »Falkenraubmöwe?«
    »Ja, das ist so ein Möwenvogel, der Möwen jagt und sie zwingt, das, was sie im Kropf haben, hervorzuwürgen. Eine Art Pirat der Lüfte. Ich dachte, ihr bei der Marine würdet die kennen.«
    »Ja, ich habe sie manchmal gesehen. Halten sich meist weit draußen auf See oder in den äußersten Schären auf, interessanter Vogel.«
    »Ja, obwohl ich mit dir nicht über Ornithologie diskutieren wollte, denn es geht schließlich um etwas anderes.«
    »Du hast damit angefangen.«
    »Nun?«
    »Was heißt

Weitere Kostenlose Bücher