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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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sehr alter Shanty, der seinen Ursprung im westlichen England hatte, woher auch die meisten Besatzungsmitglieder der
Hyperion
stammten. Einige von ihnen waren jetzt sicher in Gedanken daheim, als sie sich geschäftig an Deck oder oben auf den Rahen bewegten, dachte Bolitho. Spanien war weit, weit weg von Devon oder Cornwall, aber lieber dort als auf der anderen Seite des Atlantik.
    Er wandte sich um, als Inch über das Achterdeck kam und an seinen Hut tippte. »Anker ist kurzgeholt, Sir.«
    »Sehr gut.« Bolitho warf einen Blick hinüber zur
Inpulsive
und auf die Tätigkeit auf ihren Rahen. Hinter ihr lag das Wrack der
Telamon,
als stumme Erinnerung daran, was sie erlebt hatten, und als Warnung für sie alle. Längs des Ufers sah er viele stumme Zuschauer ihres Aufbruchs und fragte sich, ob wohl auch de Block darunter war. Er war vor einer Stunde an Bord gewesen, um Bolitho seine Aufwartung zu machen und sich für die ihm überlassene Fregatte zu bedanken. Keiner hatte die Möglichkeit erwähnt, daß – sollte Holland in den Krieg hineingezogen werden – das Schiff wieder gegen seinen Stifter eingesetzt werden könnte. Auch das war ein Teil dessen, was sie miteinander durchgemacht hatten.
    De Block hatte ihm das kleine, schön geschnitzte Modell eines holländischen Kriegsschiffs übergeben. »Als Erinnerung, Kapitän. Vielleicht geben Sie es eines Tages weiter an Ihren Sohn.«
    Bolitho hatte ihn am Fallreep verabschiedet und ihm nachgeschaut, als er zu seiner einsamen Residenz zurückgerudert wurde, wo er sein Erdendasein wohl beenden würde. Hoffentlich konnte er wenigstens die letzten Jahre in Frieden leben.
    Er straffte sich und sagte dann kurz: »Also los, Mr. Inch. Bringen Sie das Schiff in Bewegung, wenn’s recht ist!«
    Mit dem Signal zum Ankerlichten, das von ihrer Rah auswehte, brach die
Hyperion
ihren Anker los und trieb unter dem Druck des frischen Windes zunächst ein Stück achteraus. Bolitho hielt sich an den Netzen fest, als die Segel sich dann füllten und das Schiff sich auf die Seite legte. Er beobachtete die Seeleute an den Fallen, Geitauen, Schoten und Halsen, die Hand über Hand arbeiteten, als sich nun weitere Segel entfalteten und blähten. Die Männer an den Brassen brauchten keinen Ansporn, und als dann der Anker aus dem Wasser kam und beigefangen wurde, hatte das Schiff schon Fahrt voraus aufgenommen und näherte sich der letzten Landspitze und dem blauen Horizont dahinter.
    Als die
Hyperion
sich an der Hügelbatterie vorbeischob, sah Bolitho, wie die holländische Flagge zum Gruß gedippt wurde. Dann drehte er sich um und beobachtete, wie seine anderen Schiffe ihre Marssegel setzten und sich – ihm folgend – vom Ankerplatz freisegelten:
Hermes, Impulsive
und die schlanke
Spartan.
Als letzte kam die kleine Korvette um die Landspitze herum. Ihr Vorschiff war völlig von Spritzern übersprüht, als sie hoch an den Wind ging, um ihre vorschriftsmäßige Position in Luv des in Kiellinie segelnden Geschwaders einzunehmen.
    Es war nur ein schwaches Geschwader, dachte Bolitho. Aber im selben Augenblick begriff er auch, daß er es nicht gegen eine
ganze
Flotte eingetauscht hätte.
    Der zweite Morgen auf See zog so schön und klar herauf wie die anderen davor, aber als Bolitho nach einem hastig eingenommenen Frühstück an Deck kam, konnte er den Unterschied fast körperlich spüren. Mit dichtgeholten Segeln über Steuerbordbug segelnd, lag das Schiff weiterhin sehr schräg, aber die kurzen Wellen mit den weißen Köpfen hatten über Nacht einer langen Dünung mit geschlossenen Reihen schaumgekrönter Wogen Platz gemacht, wodurch die Schiffsbewegungen heftiger und unangenehmer geworden waren. Während der Nacht waren sie aus dem Landschutz von Trinidad herausgetreten und standen nun im Atlantik selber. Ringsum war am Horizont kein Land mehr zu sehen.
    Er warf einen Blick auf den in seinem Gehäuse pendelnden Kompaß und dann auf den Stand der Segel. Sie steuerten immer noch genau Kurs Ost, und als er sich über die Reling lehnte und nach achtern schaute, sah er die
Impulsive,
die gerade in ein tiefes Wellental eintauchte und dann gischtübersprüht wieder hochkam. Sie hielt ihren Platz drei Kabellängen hinter der
Hyperion.
Ihre Segel verdeckten fast die
Hermes,
die etwas hinterherhinkte und bereits mehr als zwei Meilen Abstand haben mochte.
    Inch wartete, bis Bolitho seinen morgendlichen Rundblick beendet hatte. »
Dasher
steht auf Position in Luv, Sir.«
    Bolitho grunzte nur und arbeitete

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