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Feind

Feind

Titel: Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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du!«
    »Aber du wusstest doch, dass er kein Paladin sein würde, der seine
Heldentaten in Amtsstuben würde vollbringen wollen.«
    »Ja!«, weinte sie. »Aber so bald! Er will sich dem Heerzug in
Pijelas anschließen! Sofort nach seiner Schwertleite!«
    So wie ich, dachte Ajina, beschränkte sich
aber lieber aufs Zuhören.
    »Er will kämpfen. Mit dem Schwert in der Hand.« Sie machte eine
Geste nach, mit der Narron demonstriert haben mochte, wie er seine Waffe zu
führen gedachte. »Den Schatten Einhalt gebieten! Das letzte Silber verteidigen.
Guardaja halten. Damit den freien Lande noch eine Hoffnung bleibt. Damit wir
Silber haben, um Waffen daraus zu schmieden, die den Schattenherren Wunden
schlagen können. Weil sonst die ganze Welt in die Finsternis fällt.«
    Ajina nahm ihre Freundin in die Arme.
    Nalajis Worte wurden durch die Toga gedämpft, in deren Stoff sie
heulte. »Ich weiß ja, dass er recht hat. Auch wenn man in Akene leicht
vergisst, dass der Silberkrieg tobt. Wir bekommen doch so viele Rubine von
dort! Ich halte sie immer in Ehren.«
    »Das weiß ich.« Ajina strich über ihren Hinterkopf. »Und er weiß das
auch.«
    »Er mag mich. Das hat er gesagt! Aber er muss seiner Bestimmung
folgen. Er muss nach Norden. Und er glaubt, dass er nicht zurückkommen wird!
Dass er in der Schlacht den Tod finden soll!«
    Auch da konnte Ajina ihm nur still zustimmen. Es stand nicht gut an
der Front. In den vergangenen zwanzig Jahren – einer Zeitspanne, die beinahe
Ajinas gesamtes Leben umfasste – hatten die Schattenherren ein Silbervorkommen
nach dem anderen unter ondrische Kontrolle gebracht. Die Minen von Guardaja
waren der letzte Ort, an dem das heilige Mondmetall noch in nennenswerten
Mengen aus dem Boden geholt wurde. Wenn Guardaja fiele, wären auch die
entferntesten Winkel der Welt dem Zugriff der Schattenherren ausgeliefert. Das
galt auch für Akene, aber hier, so weit im Süden, fühlte es sich nicht so an.
Die Menschen taten sich schwer, in solchen Entfernungen zu denken, und an den
Zeitspannen, über die sich die Pläne der Osadroi erstreckten, mussten alle
Sterblichen scheitern. Durch ihren Vater hatte Ajina, auch wenn sie nicht
glücklich darüber war, Einblick in Vorgänge erhalten, die das Begreifen selbst
der Gelehrten überstiegen. Für einen Menschen zählten die Dinge in seinem
Umfeld, seine Familie, seine Freunde, seine Rivalen. Es lag in seiner Natur,
aufzubauen, danach zu streben, in seinem Leben etwas zu erreichen, um
schließlich das, was er geschaffen hatte, zufrieden an die nächste Generation
weiterzugeben. Wie ein Bauer, der sein Feld bestellte. So hatten die Götter die
Menschen geformt, und in diesem Streben halfen ihre Segen und ihre Wunder.
    Die Osadroi waren anders. Sie hatten das von den Göttern gegebene
Leben zurückgewiesen, mit all seinen Gaben, aber auch mit seinen
Beschränkungen. Selbst den Tod hatten sie überwunden, dem Zugriff von Alter und
Krankheit waren sie entzogen. Zu den wenigen Dingen, die ihr Unleben beenden
konnten, zählte das heilige Mondmetall. Darum hatten sie alles getan, um es in
ihre Gewalt zu bekommen. Sie hatten Bündnisse geschlossen, Handelsverträge,
hatten riesige Landstriche gegen vergleichsweise kleine Gebiete mit
Silbervorkommen getauscht. Vor allem aber hatten sie ihre gewaltigen Heere
immer weiter nach Süden befohlen, und jetzt standen sie vor Guardaja. Sie
hatten ihr Ziel beinahe erreicht.
    »Und du gehst auch!«, schluchzte Nalaji.
    »Ich bin eine Heilerin«, flüsterte Ajina. »Ich muss dorthin, wo die
Verwundeten sind.«
    Doch das war nicht der Grund. Sie würde nicht gehen, um zu heilen,
sondern um zu töten.
    Sie wiegte ihre Freundin in der Umarmung und ließ sie weinen.
    »Dies ist also Treatons Mondsilberschwert?« Auf Ordensmarschall
Giswons Stirn standen skeptische Falten.
    »Seine Rüstung ist noch auf meinem Packtier«, entgegnete Helion.
»Mein Meister lehrte mich, dass es die Klinge ist, die zählt.« Er hatte das
Schwert unbeschädigt überbracht. Fiel ein Paladin in der Schlacht, versuchte
man alles, die Waffe zu bergen, wenigstens jedoch den Rubin in ihrem Knauf.
    Die Falten wichen nicht, als Giswon eine Braue hob. Sie war bronzen
nachgezogen, so war es in den feinen Kreisen Ilyjias Mode. Auch sonst war der
Ordensmarschall gekleidet, wie es einem Vornehmen geziemte. Der Schnitt seines
Gewands ahmte die Form einer Rüstung nach, die samtenen Schulterpolster waren
sogar übertrieben groß. Auch die drei Monde auf der

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