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Feindberührung - Kriminalroman

Feindberührung - Kriminalroman

Titel: Feindberührung - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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angeboten hatten. Alles war zerplatzt oder in sich zusammengefallen, ohne dass sie eine Denkrichtung wirklich ausschließen konnten. Jederzeit konnte doch noch ein verwirrter Junkie auftauchen, der zugab, Rems getötet zu haben, so unwahrscheinlich das auch war. Perschel war für Grewe immer noch der wahrscheinlichste Täter, aber der einzige Zeuge, der ihnen näher an den Rockerboss heranhelfen konnte, lag tot in der Gemeinschaftszelle. Und bei den Kameraden von Rems hatten sie sich noch gar nicht richtig umgesehen. Es hatte ja auch bisher keine zwingenden Gründe dafür gegeben.
    Nein, das stimmte nicht. Es hatte mehr zwingende Gründe und dramatische Ereignisse in anderen Ermittlungsrichtungen gegeben. Denen waren sie nachgegangen und hatten das Berufsumfeld links liegen lassen. Aber seit Grewe bei der Beerdigung Rohmann wieder gesehen hatte, schlief er schlecht. Da kam so viel hoch, dass er sich insgeheim verdächtigte, die Ermittlungen absichtlich von der Bundeswehr weggehalten zu haben. Hatte er Angst gehabt, ohne es zu bemerken? Es half alles nichts. Jetzt, da sie bei den Rockern nicht viel ausrichten konnten, würde Grewe sich so oder so dem Thema stellen und in der Kaserne ermitteln müssen. Höchste Zeit.
    Ein Taxi näherte sich auf der ansonsten leeren Straße. Um die Reifen sprühte schmutziges Wasser. In der Stadt schien der Winter endlich zu sterben. Das Umland war immer noch verschneit.
    Grewe warf den noch halbvollen Kaffeebecher in den Mülleimer am Haltestellenschild der Tram. Das Taxi hielt genau vor seiner Nase, und Therese stieg nach dem Zahlen aus.
    » Morgen, Therese.«
    » Morgen.«
    Therese trug eine enge Jeans, dazu sehr hochhackige braune Stiefel. Den eleganten Mantel hatte sie bis unters Kinn geschlossen, und über der rechten Schulter baumelte eine hübsche Handtasche. Das war so gar nicht ihre Arbeitskleidung, dachte Grewe. Hatte sie woanders übernachtet?
    » Gehen wir rein?« Sie schaute entschlossen.
    Grewe nickte.
    » Hast du ein neues Parfüm?«
    Therese zögerte, eine Millisekunde nur, aber es fiel ihm sofort auf.
    » Ach, eine Probe. Hab ich in der Eile einfach gegriffen.«
    Grewe nickte wieder.
    » Steht dir gut. Nicht dass dein alter Duft dir nicht gut stehen würde.«
    Sie lächelte.
    » Danke. Aber ich weiß, dass ich heute scheiße aussehe.«
    » Aber lange nicht so scheiße wie ich.«
    Drinnen erledigten sie die Anmeldeformalitäten und wurden dann von einem Schließer zu Schönleins Zelle gebracht.
    Die Tür stand offen, man konnte schon vom Anfang des Flurs Drossels Bass hören, dazwischen drang immer wieder Blitzlicht aus dem Raum nach draußen.
    Sie blieben kurz stehen.
    » Bist du sicher?«
    Therese nickte.
    » Hallo ihr zwei. Tja. Der Klassiker. Verdrehte Lakenstreifen, Fenstergitter, beherzt die Füße nach vorne werfen, und schon ist man auf der Reise.«
    Sie sahen zum Fenster.
    Schönleins Augen waren geschlossen, tiefschwarz unterlaufen. Seine Zunge quoll aus dem Mundwinkel, sein Hals war tief eingeschnitten, man konnte den weißen Stoff kaum sehen.
    Seine Beine hingen verdreht nach links, die Füße auf dem Boden. Sein T-Shirt war hochgerutscht und entblößte seinen tätowierten Bauch. Die blaue Anstaltshose war vorne durchnässt, es roch nach Kot.
    » Der Anstaltsarzt hat den Totenschein schon ausgestellt. Unser beider Ansicht nach gibt’s da nicht viel zu deuteln. Keinerlei Anzeichen eines Kampfes oder äußerer physischer Gewalt. Er könnte höchstens unter äußerem psychischem Druck gehandelt haben, aber beweis das mal … Außerdem halte ich die Zellenbesatzung für dahingehend unverdächtig. Müsst ihr aber selber sehen, ich bin ja nur der Fingerabdruckaugust, ha!«
    So schweigsam oder mürrisch Drossel meist in der Dienststelle war, so aufgeräumt und lebhaft war er an Tatorten. Er liebte seine Arbeit.
    Therese sah den Mann an, der sie getreten, geschlagen und an den Haaren über den Boden gezerrt hatte. Der ihr Gesicht in ihre eigene Kotze gedrückt hatte. Den Mann, der gnadenlos seinen stinkenden steifen Schwanz in sie gerammt und sich in ihren Körper entleert hätte, wenn nicht ein schlecht gelaunter Hausmeister aus Ostberlin einen leichten Schlaf, ein mutiges Herz und einen Revolver gehabt hätte.
    Er war eine miese Drecksau und hatte wer weiß wie vielen Menschen wehgetan in seinem Leben. Ohne jemals darüber nachzudenken. Er war tot, und sie lebte. Sein letztes Opfer lebte und sah ihn hier hängen.
    Sie fühlte … Mitleid.
    Das war gut. Sie war

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