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Feindberührung - Kriminalroman

Feindberührung - Kriminalroman

Titel: Feindberührung - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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nickte heftig.
    » Der hat zig so Taschen an der Weste, selbstgenäht. Und drin die Pakete mit Zündkabeln.«
    » Okay. Gut gemacht, Klimke.« Er drückte die Sprechtaste.
    » Hotel eins an Hotel. Kommen.«
    » Hotel. Kommen.« Tommy musste den Daumen auf der Taste gehabt haben, er war sofort dran.
    » Verdacht auf IED. EOD vorschicken. Kommen.«
    » Verstanden. EOD kommt. Frage: Was für ein IED? Kommen.«
    » Bombengürtel, vermutlich kein Suicider. Kommen.«
    » Verstanden. Kommen.«
    » Ende.«
    Er schaute zu dem Oberfeldwebel. Der hatte es geschafft, den Jungen ein bisschen zu beruhigen.
    Im Funkgerät hörte er wieder Tommys Stimme. Im Kompaniefunkkreis waren sie beide, die drei Zugführer, der Bewegliche Arzttrupp BAT und die EOD – Explosive Ordnance Disposal – ständig verbunden. Die Zugführer hielten den Funkkontakt mit ihren Gruppenführern. Tommys Fahrzeug stand außerdem mit der Operationszentrale TOC im Feldlager in Kontakt.
    » Hotel an Blaster. Kommen.« » Blaster « war das Rufzeichen des EOD-Trupps, der Kampfmittelbeseitiger.
    » Hier Blaster. Gehen vor. Kommen.«
    » Ende.« Tommy klang nicht happy.
    Er drehte sich zu Klimke.
    » HG Klimke, Sie verlegen zurück.«
    Klimke war sichtlich erleichtert, fragte aber dennoch: » Soll ich nicht doch hierbleiben, Herr Oberleutnant?«
    Braver Junge, dachte er, der war doch höchstens zwanzig.
    » Nee, nee, Klimke. Ist schon gut. Zischen Sie ab. Der Chef wird sicher gleich alle Fahrzeuge in Bewegung setzen.«
    Klimke ging flotten Schrittes Richtung Konvoi. Und da kam auch schon Tommys Funkspruch.
    » Hier Hotel, an alle Stellen. Kompanie weicht auf der Straße in östlicher Richtung aus. Abstand zum Gefahrenbereich: zweihundert Meter. Kommen.«
    Sollten er und der Kamerad bei dem Jungen jetzt auch aufsitzen? Er drückte die Sprechtaste, er musste ohnehin als Erster den Befehl quittieren.
    » Hier Hotel eins. Frage: Sollen wir auch ausweichen? Kommen.«
    » Positiv. Kommen.«
    » Verstanden. Kommen.«
    » Ende.«
    Die Befehlsquittierungen der anderen liefen nach und nach ein, er machte ein paar Schritte auf den Oberfeldwebel zu. Warum zur Hölle fiel ihm der Name nicht ein? Es war seit einiger Zeit ein Kreuz mit seinem Namengedächtnis. Dabei war der Typ auffällig, ziemlich groß, Figur wie ein Kleiderschrank, und seine Arme waren großflächig tätowiert, auch wenn man das jetzt durch die Kleidung nicht sah. Blöderweise verdeckten die Schutzwesten immer die Namensschilder.
    » Oberfeldwebel!«
    Der Mann drehte seinen Kopf leicht zu ihm hin und nickte fast unmerklich, um zu bestätigen, dass er ihn gehört hatte. Seine Konzentration lag zu hundert Prozent auf dem Jungen.
    » Oberfeldwebel, Kompaniechef hat Ausweichen befohlen. EOD ist unterwegs, die machen das schon.«
    Der kniende Kamerad machte keine Anstalten aufzustehen.
    » Herr Oberleutnant, der Junge hier ist ungefähr so alt wie mein Sohn. Der ist fix und alle. Ich bleib bei ihm, bis die Bombenjungs kommen«, sagte er leise und langsam und ohne sein beruhigendes Lächeln aus dem Gesicht entwischen zu lassen.
    » Fix und alle « war treffend. Der kleine Afghane triefte vor Schweiß und Tränen, sein ganzer Körper zitterte, nur die kleinen Fäuste hingen verkrampft unbewegt in der Luft. In jeder hatte er so ein … wie hießen die Dinger bloß? Diese Geräte, mit denen man die Geschwindigkeit der Spielzeugrennautos regulierte? Egal. Seine Daumen drückten jedenfalls die Regler nach unten, und wenn er losließ, dann war alles vorbei.
    So war Afghanistan. Wenn hier ein Junge mal Spielzeug in die Finger bekam, dann hing eine Bombe dran.
    Er drehte sich um, in den Konvoi kam Bewegung. Die hintersten Fahrzeuge setzten schon zurück. Nur der Radpanzer Fuchs des EOD-Teams löste sich aus der aufsteigenden Staubwolke und rollte an den anderen vorbei auf die kleine Gruppe zu.
    Ein Toter, ein weinender Junge, ein kniender Soldat. Er konnte sich das als preisgekröntes Kriegsfoto vorstellen: Staub, Sonne, Tränen. Der mitleidige Kämpfer. Aber das Foto würde nichts erzählen können über das Schluchzen des Jungen, das ohne Kraft und wie von ihm losgelöst als Dauerton in der Luft hing. Und auch der Geruch nach Kot und Urin würde die Besucher der Fotoausstellung nicht stören. Sie würden gar nicht auf die Idee kommen, dass unter dem malerisch hingestreckten Erschossenen dessen letzte verdaute Mahlzeit lag, als Beleg der Todesangst. Und dass die Hose des Jungen dunkel von Pisse war, auch das würde das

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