Feindberührung - Kriminalroman
weg, sie strauchelte, fing sich kurz, aber dann fand auch der linke keinen Halt mehr, sie knallte auf den Boden und schlitterte gegen eine Litfaßsäule.
Sie fasste sich in Sekundenbruchteilen und warf sich herum, rammte die Handflächen in den Boden und stemmte sich im Liegestütz hoch, zog die Beine an und brachte die Füße unter ihren Schwerpunkt. Jetzt musste sie hoch und weiterlaufen, die Schmerzen ignorieren, das Hosenbein war eingerissen, Scheiß drauf, nur weg hier.
Aber Therese schaffte es bloß in die Hocke, da traf sie schon ein Bikerstiefel unterm Kinn. Sie flog rückwärts gegen die Litfaßsäule und schrie vor Schmerz.
Der Schnapsatem war ganz nah, und ihre Kopfhaut schien abzureißen, der Kerl hatte ihren Pferdeschwanz gepackt und versuchte, sie daran hochzuzerren. Therese hielt instinktiv einen Arm schützend vor ihr Gesicht und versuchte mit dem anderen, sich so abzustützen, dass sie aufstehen konnte. Wenn sie stand, konnte sie sich vielleicht wehren.
» Komm hoch, du verdammte Fotze, du Mistschlampe. Wenn du jetzt nicht aufstehst, tret ich dir deinen Scheißfotzenkopf zu Brei.«
Das Schlimmste war, dass seine Stimme dabei ganz ruhig blieb. Therese wurde übel, ihr Herz schlug bis zum Hals, und der Schweiß lief in eiskalten Bächen an ihr herunter.
Sie hatte so etwas noch nie erlebt, aber sie wusste sofort: Das war Todesangst, so fühlte es sich an, wenn im bleichen Mondlicht der Teufel kam und zum letzten Tanz bat. Sie wollte einfach aufgeben, weinen und alles geschehen lassen.
Aber etwas in ihr, eine verborgene Kammer enthielt noch ein bisschen Licht, ein bisschen Feuer, ganz schwach, vom Erlöschen bedroht. Sie musste die kleine Flamme lebendig erhalten, das war ihre einzige Chance.
Sie stand. Der Teufel hatte ihre Haare losgelassen und krallte die Hand jetzt um ihren Hals. Das Messer hielt er direkt auf ihren Kehlkopf gerichtet, nur wenige Zentimeter Luft waren zwischen Messerspitze und Haut. In der Schwärze seiner Augenhöhlen glomm Hass.
» So, du Dreckstück. Jetzt gehen wir zwei in eine ruhige Ecke, und da geb ich dir mal ein schönes Stück Fleisch zu essen. Und du genießt gefälligst den Gefallen, den ich dir tue. Hast du das verstanden?«
Therese nickte. Sie konnte nicht verhindern, dass ihr Tränen links und rechts die Wangen hinunterliefen.
Er schob sie in Richtung Parkplatz zurück, sie musste rückwärts gehen, er ließ den Hals nicht los, auch das Messer blieb, wo es war. Das kalte Feuer seiner Augen irrlichterte zwischen Therese und der Umgebung schnell hin und her. Den schwach erleuchteten Parkplatz ließen sie schnell hinter sich, dann tauchten sie in die Dunkelheit hinter dem Hochhaus ein. Hier konnte sie keiner sehen. Therese versuchte, sich auf das Unvorstellbare vorzubereiten. Sie hatte mit sich einen Deal gemacht.
Wenn sich nicht eine unvorhergesehene Chance auf Gegenwehr bot, würde sie alles machen, alles über sich ergehen lassen, sie wollte leben, überleben.
Und irgendwann würde sie ihn kriegen. Und dann Gnade ihm Gott. An diesem Gedanken hielt sie sich fest.
» So, bleib stehen«, flüsterte das Vieh. Es war hier so dunkel, dass Therese kaum noch sein Gesicht erkennen konnte. Aber das war auch unnötig. Seine Gegenwart war unleugbar. Seine Hand um ihre Kehle, das Messer, der Gestank.
» Ich würde mir ja gerne schön einen blasen lassen von dir, aber du bist die Sorte, die dann noch zubeißt, was?«
Therese schüttelte vorsichtig den Kopf, gleichzeitig breitete sich ein furchtbarer Brechreiz in ihrer Kehle aus. Sie schluckte ein paarmal und atmete vorsichtig durch den Mund, um den Geruchssinn für einen Augenblick aus dem Spiel zu lassen.
» Egal, bin auch so scharf genug, wir können gleich mit der Hauptspeise anfangen.« Er lachte leise und dreckig.
» Also, Hosen runter, Madame.« Zur Unterstreichung schüttelte er Therese kurz am Hals.
Therese streifte die Jogginghose und den Slip nach unten. Eiskalte Luft.
» Schön, schön. Mal Temperatur und Feuchtigkeit prüfen.« Die Messerhand bewegte sich nach unten, die Hand um den Hals drückte ein bisschen fester zu. Mit dem Daumen rieb er an Thereses Scham. Sie konnte ihr Schluchzen nicht mehr zurückhalten, die Tränen liefen unaufhörlich. Ihre Kinnpartie war wie taub von dem Tritt des Stiefels.
» Du freust dich ja überhaupt nicht auf mich. Also da müsste ich jetzt eigentlich sauer werden, weißt du?« Er ritzte sie mit dem Messer an der Kehle. Ganz leicht. Therese erstarrte.
» Knie dich,
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