Feinde aus dem Jenseits
nehmen«, sagte er. »Ich weiß jetzt, weshalb es auf diese Weise gemacht wurde. Sobald Washington wußte, daß die Russen eine Geheimbasis am Grund des Golfes errichtet hatten, mußte das Ding natürlich vernichtet werden – aber ohne eine internationale Krise hervorzurufen. Die einfachste Möglichkeit war, überhaupt nichts zu sagen und das Ding in aller Stille zu sprengen. Die Roten konnten sich in diesem Falle kaum beschweren. Und die Warnung haben sie auch so. Aber keine Sorge. Ich verrate kein Wort.«
»Wurde die Einrichtung – vollkommen zerstört?« fragte David.
Dwight nickte. »Ich tauchte mit der Anemone und sah mir die Überreste an. Nicht viel zu erkennen. Das verbrannte Wrack eines Marinebootes und ein Flugzeug, das bis zur Hälfte im Schlamm steckte, ein paar Teile der Cornubia und ein Bergungsschiff. Dazu ein ziemlich tiefes Loch im Ozean.«
»Sonst nichts?« beharrte David. »Kein Bauwerk, keine Instrumente?«
Dwight schüttelte den Kopf. »Ich kann mir kaum vorstellen, daß man so einen Schaden mit ein paar Pfund Schwarzmarkt-Sprengstoff anrichten kann«, sagte er leise und sah David an. »Aber das ist wohl auch geheim.«
»Die Kuppel muß eine Vorrichtung besessen haben, die sie sprengte, sobald ein Angriff erfolgte«, sagte David. Er legte sich zurück. Er konnte ein Gefühl der Niedergeschlagenheit nicht unterdrücken. Nichts war übrig – nicht der kleinste Beweis, um die Navy zu überzeugen, daß etwas Gefährlicheres als eine Unterwasserstation der Russen vernichtet worden war – daß die Drohung, neben der die Angst vor dem Atomkrieg verschwindend klein wurde, immer noch existierte.
»Eines kann ich nicht verstehen«, sagte Dwight. »Mein Schiffsseismograph hat mir da unten ein paar merkwürdige Werte übermittelt. Paul hat sie studiert. Es sieht so aus, als sei es den Russen gelungen, das Mohole-Projekt zu verwirklichen – das heißt, eine Bohrung zum flüssigen Innern der Erde anzulegen. Das haben unsere Leute bisher nicht fertiggebracht. Die Explosion hat die Bohrung nicht beschädigt. Paul meint, daß wir eine Mannschaft mit einem Senkkasten in die Tiefe lassen können, um den Einlaß freizuräumen. Das dauert nur ein paar Tage und gibt uns ein herrliches Forschungsprojekt in die Hand. Ich frage mich nur – weshalb haben sie das Loch hier gebohrt – ein paar Meilen von der amerikanischen Küste entfernt? Weshalb nicht an der eigenen Küste?«
»Das ist nur eine von vielen Fragen«, sagte Lieberman. »Komm jetzt, Tom. Wir müssen David ausruhen lassen.«
Nachdem die Männer gegangen waren, lag David da und starrte die Decke an. Die Erinnerung an die gelben Augen, die ihn höhnisch angestarrt hatten, wollte nicht weichen. Es waren Augen, die einen Krieg ohne Erbarmen androhten. Wie viele der seltsamen Fremden, so fragte sich David, gab es auf der Erde? Wann und wo würde er die nächste Spur finden? Und würde er rechtzeitig kommen?
Aber daran konnte er später denken. Er drehte sich fest entschlossen um und schloß die Augen.
Teil II
l.
»Alles zurückgehen!« schrie der schwitzende Polizist einer Gruppe von Jugendlichen zu, die sich einen Weg durch die Menge am Strand gebahnt hatten. Immer mehr Wagen hielten am Ufer, und die Ansammlung der Neugierigen nahm ständig zu. Während der Beamte mit den Jungen beschäftigt war, schob sich David Vincent unauffällig an ihm vorbei und erreichte die vordere Reihe. Zehn Schritt weiter vorn lag ein unglaubliches Geschöpf im nassen Sand.
Es war so groß wie ein halb ausgewachsenes Kalb und hatte eine stumpfrote, durchscheinende Haut mit vielen Knötchen. Acht kurze Beine wuchsen an der Unterseite des plumpen Körpers, und sie endeten in Schwimmflossen mit Krallen. Der Schwanz war lang und dick und mit leichten Schuppen umgeben. Aber es war vor allem der Kopf, der David in Bann hielt. Lange Alligator-Kiefer waren schlaff geöffnet und enthüllten zwei Reihen glänzender schwarzer Fänge. Ein riesiges Facettenauge reflektierte die Spätnachmittagssonne. Das andere Auge war nur noch eine blutige Masse.
»He – das gilt auch für Sie!« sagte der Polizist wütend, als er David sah. David drehte sich um und sah den Mann ruhig an.
»Sind Sie der Beamte, der das Ding getötet hat?« fragte er gebieterisch.
»Ja – ich habe es erschossen. Weshalb? Wer sind Sie? Sagen Sie …« Der Beamte unterbrach sich, und sein zorniger Gesichtsausdruck veränderte sich. »FBI …?«
»Wie lange ist das jetzt her?« fragte David, ohne
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