Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feinde der Krone

Feinde der Krone

Titel: Feinde der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
er sogar Furcht zu empfinden. »Sein Ehrgeiz muss maßlos sein.«
    Keiner der beiden anderen lachte oder bestritt, was er gesagt hatte.
    »Ehrgeizig ist er«, sagte Tellman ernst.
    Cornwallis beugte sich ein wenig vor. »Könnten die beiden miteinander um die Vorherrschaft in diesem Bund rivalisieren?«
    Pitt wusste so genau, was er damit meinte, als hätte er es selbst gesagt. So abwegig das zu sein schien, es war der erste Funken Hoffnung. »Und wir wollen uns das zunutze machen?«, fragte er. Er wagte kaum, den Gedanken in Worte zu fassen.
    Cornwallis nickte bedächtig.
    Tellman sah ihn mit bleichem Gesicht an. »Einen gegen den anderen ausspielen?«
    »Fällt Ihnen etwas anderes ein?«, fragte ihn Cornwallis. »Wetron ist ehrgeizig, um so mehr, wenn er glaubt, dass er Voisey die Führung einer Hälfte des Inneren Kreises entreißen kann. Ich denke, wir dürfen annehmen, wenn er schon nicht derjenige ist, der den Bruch herbeigeführt hat, dass er ihn zumindest vollendet hat. Er kann nicht so dumm sein anzunehmen, Voisey würde ihm das verzeihen. Er wird sich sein Leben lang vorsehen müssen. Wer aber weiß, dass er einen
Feind hat, tut gut daran, ihm zuvorzukommen, bevor dieser zuschlägt, und sofern Aussicht besteht, ihn aus dem Weg räumen zu können, sollte man das tun.«
    »Aber wie?«, fragte Pitt. »Indem er Voisey in den Mord an der Southampton Row verwickelt?« Die Theorie gewann Konturen, während er sprach. »Es muss eine durchgehende Verbindung geben. Voisey sucht Maude Lamont auf. Er kann ihr gesellschaftliche Beziehungen bieten, Geld, alles, wonach ihr der Sinn steht, und als Gegenleistung erpresst sie bestimmte ihrer Besucher, damit diese Aubrey Serracold in der Öffentlichkeit unmöglich machen, was Voisey bei seiner Unterhauskandidatur zugute kommt.«
    »Die Gedankenkette klingt plausibel«, sagte Tellman. »Voisey  – Maude Lamont – ihre Besucher, die tun, was sie von ihnen verlangt – das wiederum hilft Voisey. Aber wir können es nicht beweisen! Maude Lamont war das Bindeglied, und sie ist tot.« Er holte tief Luft. »Augenblick mal! Hat die Erpressung nach ihrem Tod aufgehört? Haben die Leute aufgehört, Voisey zu helfen?« Damit wandte er sich an Pitt.
    »Nein«, sagte dieser. »Nein. In dem Fall war Miss Lamont nicht die Erpresserin, sondern hat lediglich Angaben über verletzliche Stellen ihrer Klienten weitergegeben.« Dann machte sich erneut Enttäuschung breit. »Aber wir haben keine Beziehung zu Voisey entdeckt, obwohl wir ihre Papiere, Briefe, Tagebücher, Bankauszüge, einfach alles, durchgegangen sind. Es gibt nicht den geringsten Hinweis auf eine Beziehung zwischen den beiden. Andererseits würde Voisey auch keine Spuren hinterlassen, dazu ist er viel zu ausgekocht. Das war schon deshalb wichtig, damit sie nichts gegen ihn in der Hand hatte.«
    »Sie suchen den Gegner in der falschen Richtung«, sagte Cornwallis mit zunehmender Erregung. Es war, als durchlebe er noch einmal eine seiner Seeschlachten und richte die Geschütze auf das feindliche Schiff. »Wetron! Wir sollten uns nicht den einen oder den anderen vornehmen, sondern überlegen, wie sie sich gegenseitig außer Gefecht setzen.«
    Tellman machte ein finsteres Gesicht. »Und wie?«
    Pitt empfand bei diesem Gedanken ein Hochgefühl, das er sogleich unterdrückte. Auf keinen Fall wollte er eine so tiefe
Enttäuschung erleben, dass er sie nicht zu ertragen vermochte.
    »Wetron ist ein Ehrgeizling«, sagte Cornwallis eindringlich. »Falls es ihm gelingt, den Mord in der Southampton Row auf spektakuläre Weise aufzuklären und sich das Verdienst daran zuzuschreiben, würde das seine Position so sehr stärken, dass ihm niemand in der Bow Street gefährlich werden könnte. Möglicherweise hilft es ihm sogar, eine weitere Stufe auf der Karriereleiter zu erklimmen.«
    Damit war Cornwallis’ eigene Position gemeint. Die Erkenntnis, dass sich Cornwallis über diese Gefahr völlig klar zu sein schien, beeindruckte Pitt um so mehr, als er sah, dass der Mann, der da die Ellbogen auf seinen Küchentisch stützte, nicht im Geringsten zu zögern schien.
    »Finden Sie den Mann, der sich hinter der Kartusche versteckt!« , sagte Cornwallis. »Sollte es Wetron gelingen, ihn zu ermitteln, ihm eine Falle zu stellen und ihm das Geheimnis der Erpressung zu entreißen, und sei es nur, um damit Voisey belangen zu können – was ohne weiteres möglich ist, da Rose Serracold und Kingsley zu den Opfern gehören –, dann …«
    »Das ist

Weitere Kostenlose Bücher