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Feinde der Krone

Feinde der Krone

Titel: Feinde der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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davorstehen mochte, hatte nicht die Absicht, sich ohne weiteres abweisen zu lassen. Es klingelte ein drittes Mal.
    Pitt stand auf, ging zur Haustür und öffnete, bereit, sich zu verteidigen. Es war Cornwallis. Zwar wirkte sein Gesicht recht kläglich, doch blickte er entschlossen drein und sah Pitt in die Augen.
    »Guten Morgen«, sagte er leise. »Darf ich eintreten?«
    »Wozu?«, fragte Pitt unfreundlicher, als er beabsichtigt hatte. Vorwürfe aus dem Munde von Cornwallis würden ihn stärker verletzen als solche von nahezu jedem anderen Menschen. Es überraschte ihn, wie verletzlich er sich fühlte, und es ängstigte ihn ein wenig.
    »Weil ich nicht wie ein Hausierer zwischen Tür und Angel mit Ihnen reden möchte«, sagte Cornwallis scharf. »Ich weiß zwar noch nicht, was ich sagen könnte, aber ich würde lieber im Sitzen darüber nachdenken. Ich war so aufgebracht, als ich die Zeitungen las, dass ich ganz vergessen habe zu frühstücken.«
    Pitt hätte fast gelächelt. »Ich habe Brot und Orangenmarmelade, und der Kessel steht auf dem Feuer. Ich werde gleich noch einmal nachlegen, Mistress Brody hat mir vorhin gekündigt.«
    »Ihre Zugehfrau?«, fragte Cornwallis, trat ins Haus, schloss die Tür hinter sich und folgte Pitt durch den Flur zur Küche.
    »Ja. Ich werde ab sofort meinen Haushalt allein führen müssen.« Cornwallis nahm den angebotenen Tee und Toast gern an und machte es sich auf einem der Küchenstühle bequem.
    Pitt legte Kohlen nach und schürte das Feuer, bis es hell brannte. Dann steckte er eine Scheibe Toast auf die Röstgabel und hielt sie über die Flammen, um sie zu bräunen. Allmählich begann der Wasserkessel zu singen.
    Als beide etwas Toast gegessen hatten und der Tee aufgegossen war, begann Cornwallis: »Hatte dieser Wray etwas mit Maude Lamont zu tun?«
    »Meines Wissens nicht«, gab Pitt zur Antwort. »Er hasste spiritistische Medien, vor allem solche, die Leidtragenden falsche
Hoffnungen machten, doch soweit mir bekannt ist, bezog sich das nicht speziell auf Maude Lamont.«
    »Warum?«
    Pitt berichtete ihm die Geschichte der jungen Frau aus Teddington, die ein Medium aufgesucht hatte, nachdem ihr Kind gleich nach der Geburt gestorben war, sprach von der Tiefe ihres Kummers und ihrem Tod.
    »Hätte das Medium in ihrem Fall Maude Lamont sein können?« , fragte Cornwallis.
    »Nein.« Pitt war seiner Sache ziemlich sicher. »Sie dürfte zu jener Zeit höchstens zwölf, dreizehn Jahre alt gewesen sein. Es besteht keinerlei Verbindung zu ihr, außer der, die Voisey geschaffen hat, um mir eins auszuwischen. Und ich habe alles getan, um ihm dabei zu helfen.«
    »So sieht es aus«, sagte Cornwallis. »Aber der Teufel soll mich holen, wenn ich zulasse, dass Voisey damit durchkommt. Wo man sich nicht verteidigen kann, muss man angreifen.«
    Diesmal lächelte Pitt, überrascht und dankbar, dass sich Cornwallis so ohne Wenn und Aber auf seine Seite schlug. »Wenn ich nur wüsste, wie«, sagte er. »Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich bei dem Mann, der sich hinter der Kartusche verbirgt, um Bischof Underhill handeln könnte.«
    Er war selbst verblüfft, als er sich das sagen hörte. Einen Augenblick lang fürchtete er, Cornwallis würde diese Vorstellung als lachhaft abtun. Die Freundschaft dieses Mannes war an diesem Tag sein einziger Trost. Insgeheim war er sicher, dass sich Vespasia ähnlich verhalten würde. Er hoffte, sie würde Charlotte über eine Zeit hinweghelfen, die ihr sehr zu schaffen machen würde, weil sie kein Ziel für ihre Empörung hätte und keine Möglichkeit sehen würde, Pitt zu helfen. Auch unter der Grausamkeit der Schulkameraden oder der von Menschen auf der Straße würde sie leiden, denn die würde den Kindern zusetzen, denen nicht einmal der Grund dafür bekannt wäre. Sie würden lediglich mitbekommen, dass man ihren Vater hasste. Dergleichen hatten sie nie erlebt, und sie würden es nicht verstehen. Doch er war nicht bereit, sich jetzt über all das den Kopf zu zerbrechen. Es würde schrecklich genug sein, wenn es so weit war, da brauchte er nicht noch
den Schmerz vorwegzunehmen, wenn er ohnehin nichts dagegen unternehmen konnte.
    »Bischof Underhill also«, wiederholte Cornwallis hoffnungsvoll. »Was bringt Sie zu dieser Vermutung?«
    Pitt erläuterte seine Gedankenkette, die mit dem Brief anfing, in dem der Bischof offen Voisey unterstützte.
    Cornwallis runzelte die Brauen. »Und warum sollte er eine Spiritistin aufsuchen?«
    »Ich habe keine

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