Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feinde der Krone

Feinde der Krone

Titel: Feinde der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
zurückgekehrt, sie reckte das Kinn hoch, und ihre herrlichen Augen blitzten.
    »Und vertrat jener Mann die Ansichten, die Sie geißeln, Mistress Serracold?«, fragte Pitt.
    »Seien Sie nicht töricht«, sagte sie in scharfem Ton. »Wir verwenden die Hälfte unserer Energie darauf, anderen Menschen vorzuschreiben, was sie denken sollen! Das gilt vor allem für die Kirche. Hören Sie denn nicht zu, was diese Leute sagen?«
    Pitt lächelte. »Wollen Sie meinen Glauben untergraben?«, fragte er unschuldig.
    Die Farbe auf ihrem Gesicht vertiefte sich.
    »Entschuldigung«, sagte er. »Aber viele Leute missachten die
Freiheit anderer leichtfertig. Aus welchem Grund haben Sie Miss Lamont aufgesucht? Mit wem wollten Sie Verbindung aufnehmen?«
    »Warum kümmern Sie sich eigentlich darum, Mister Pitt?« Mit einer Handbewegung bedeutete sie ihm, erneut Platz zu nehmen.
    »Weil sie entweder in Ihrer Anwesenheit oder kurz nach Ihrem Weggang ermordet wurde«, sagte er und setzte sich wieder. Tellman tat es ihm nach.
    Sie erstarrte. »Ich habe keine Ahnung, wer das gewesen sein kann«, sagte sie kaum hörbar. »Ich weiß nur, dass ich es nicht war.«
    »Man hat mir gesagt, dass Sie mit Ihrer Mutter Verbindung aufnehmen wollten. Stimmt das nicht?«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte sie. »Von dem Soldaten?«
    »Warum sollte er es nicht sagen? Schließlich haben Sie mir gesagt, dass er mit seinem Sohn in Verbindung treten wollte, um zu erfahren, wie er ums Leben gekommen ist.«
    »Stimmt«, räumte sie ein.
    »Was wollten Sie von Ihrer Mutter erfahren?«
    »Nichts!«, sagte sie. »Ich wollte einfach mit ihr sprechen. Das ist doch wohl ein natürliches Bedürfnis, oder?«
    Tellman glaubte ihr nicht, und an der Art, wie Pitts Hände reglos auf den Knien lagen, sah er, dass es diesem ebenso ging. Dennoch widersprach Pitt ihr nicht.
    »Selbstverständlich«, stimmte er stattdessen zu. »Haben Sie noch andere spiritistische Medien aufgesucht?«
    Sie wartete mit der Antwort so lange, dass ihr Zögern offensichtlich wurde. Mit einer Bewegung, die zeigte, dass sie sich geschlagen gab, sagte sie schließlich: »Nein, Mister Pitt. Ich habe niemandem getraut, bis ich Miss Lamont kennen lernte.«
    »Und wie kam es dazu?«
    »Man hat sie mir empfohlen«, sagte Mrs. Serracold, als überrasche die Frage sie.
    Jetzt erwachte sein Interesse. Er hoffte, dass man es ihm nicht ansah. »Wer?«
    »Spielt das Ihrer Ansicht nach eine Rolle?«, gab sie zurück.
    »Sagen Sie es mir, Mistress Serracold, oder muss ich der Sache nachgehen?«
    »Würden Sie das tun?«
    »Ja.«
    »Das wäre mir sehr peinlich und ist auch nicht nötig.« Zwei leuchtend rote Flecken auf ihren glatten Wangen zeigten ihren Ärger an. »Soweit ich mich erinnere, war das Eleanor Mountford. Ich weiß aber nicht, auf welchem Wege sie von ihr erfahren hatte. Sie war wirklich weithin berühmt – ich meine Miss Lamont.«
    »Hatte sie viele Klienten in der besseren Gesellschaft?« Pitts Stimme klang ausdruckslos.
    »Das wissen Sie doch bestimmt selbst.« Sie hob die Brauen leicht.
    »Ich weiß, was in ihrem Terminkalender steht«, gab er zu. »Vielen Dank, dass Sie uns Ihre Zeit gewidmet haben, Mistress Serracold.« Er erhob sich erneut.
    »Mister Pitt … Mister Pitt, mein Mann kandidiert für das Unterhaus. Ich …«
    »Das ist mir bekannt«, sagte er leise. »Und ich weiß auch, welches Kapital die Tory-Presse aus Ihren Besuchen bei Miss Lamont schlagen könnte, wenn sie bekannt würden.«
    Sie errötete, aber ihr Gesicht wirkte trotzig, und sie antwortete nicht sofort.
    »Waren Mister Serracold Ihre Besuche bei Miss Lamont bekannt?«, fragte er.
    Ihr Blick wurde unsicher. »Nein«, sagte sie sehr leise. »Ich bin immer dann gegangen, wenn er abends im Klub war. Er sucht ihn regelmäßig auf; es war also ganz leicht.«
    »Das war sehr gefährlich«, erwiderte er. »Sind Sie allein gegangen?«
    »Selbstverständlich! Es ist schließlich eine … persönliche Angelegenheit.« Es war ihr anzumerken, dass es sie Mühe kostete zu sprechen. »Mister Pitt … wenn Sie …«
    »Ich werde so lange wie möglich Diskretion wahren«, versprach er. »Aber alles, woran Sie sich erinnern, könnte unter Umständen nützlich sein.«
    »Ja … selbstverständlich. Wenn mir doch nur etwas einfiele.
Abgesehen von der Frage nach Gerechtigkeit … Miss Lamont wird mir fehlen. Guten Tag, Mister Pitt … Inspektor.« Sie zögerte nur kurz, weil sie Tellmans Namen vergessen hatte. Es war nicht wichtig.

Weitere Kostenlose Bücher