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Feinde der Krone

Feinde der Krone

Titel: Feinde der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Dinge, die vor ihrer ersten Begegnung lagen, kannte keine seiner Schwächen. Was ihn betraf, war der Mann von Geheimnissen umgeben.
    »Und was ist mit Serracolds Frau?«, fuhr Narraway fort. »Zwar sagen mir seine sozialistischen Vorstellungen in keiner Weise zu, aber alles ist besser, als wenn Voisey den Fuß auf die Leiter nach oben setzen kann. Ich brauche Antworten, Pitt.« Mit einem Mal beugte er sich vor. »Wir kämpfen hier gegen den Inneren Kreis. Sollten Sie vergessen haben, wozu die Leute fähig sind, erinnern Sie sich an Whitechapel und die Zuckerfabrik. Denken Sie daran, wie Fetters tot auf dem Boden seiner Bibliothek lag und wie dicht die Leute vor dem Sieg standen! Denken Sie an Ihre Angehörigen.«
    Pitt überlief es kalt. »Das tue ich«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. Gerade weil er an Charlotte und die Kinder dachte, gab er sich so große Mühe, und er nahm es Narraway übel, dass er ihn daran erinnerte. »Sofern Rose Serracold das Medium umgebracht haben sollte, werde ich das nicht für mich behalten. Wenn wir so etwas täten, wären wir nicht besser als Voisey, und das ist auch ihm klar.«
    Narraways Gesicht verfinsterte sich. »Sie haben keinen
Anlass, mir Vorhaltungen zu machen, Pitt!«, fauchte er. »Sie sind kein Wachtmeister im Außendienst, der hinter einem Taschendieb her ist! Hier geht es um mehr als um ein seidenes Taschentuch oder eine goldene Uhr, es geht um die Regierung dieses Landes. Wenn Sie auf einfache Lösungen aus sind, sollten Sie sich wieder der Festnahme von Beutelschneidern zuwenden!«
    »Was sagten Sie noch über den Unterschied zwischen uns und dem Inneren Kreis, Sir?« Pitt betonte das letzte Wort, und seine Stimme klang scharf und kalt wie Eis.
    Narraway presste die Lippen zusammen. Auf sein Gesicht trat der Ausdruck von Wut, aber zugleich ein Anflug von Bewunderung. »Mein Auftrag lautet nicht, Rose Serracold zu decken, falls sie schuldig ist, Pitt. Seien Sie nicht so verdammt selbstgerecht! Ich muss aber sagen, dass es so klingt, als hielten Sie das für möglich. Was wollte sie überhaupt bei diesem widerlichen Weibsbild?«
    »Das weiß ich noch nicht.« Pitt entspannte sich wieder. »Sie gibt zu, dass sie Verbindung mit ihrer Mutter aufnehmen wollte, und aus Kingsleys Aussage weiß ich, dass sie das auch dem Medium als Grund angegeben hat. Sie hat mir aber weder gesagt, warum sie mit ihrer Mutter sprechen möchte, noch wieso ihr das so wichtig ist, dass sie ihren Mann hintergeht und in Kauf nimmt, dass seine Karriere zugrunde gerichtet wird, falls irgendein den Tories nahe stehender Journalist sie bloßstellen möchte.«
    »Und ist sie mit ihrer Mutter in Verbindung getreten?«, fragte Narraway.
    Pitt sah ihn mit plötzlicher Verblüffung an. In Narraways Augen lag nicht der leiseste Anflug von Spott. Man hätte glauben können, er halte sowohl ein Ja wie auch ein Nein für möglich.
    »Nicht so, dass sie damit zufrieden wäre«, gab Pitt zurück. »Sie sucht noch immer etwas, eine Antwort, die sie braucht … und zugleich fürchtet.«
    »Sie war also von Maude Lamonts Fähigkeiten überzeugt«, schloss Narraway.
    »Ja.«
    Narraway atmete bedächtig ein und aus. »Hat sie beschrieben, was geschehen ist?«
    »Wie sie sagt, hat sich das Aussehen des Mediums verändert, ihr Gesicht hat geleuchtet, und auch ihr Atem schien zu glänzen. Sie hat mit veränderter Stimme gesprochen.« Er schluckte. »Außerdem sah es aus, als ob sie in der Luft schwebte und ihre Hände länger würden.«
    Die Anspannung wich aus Narraways Körper. »Das hat so gut wie nichts zu bedeuten. Viele beherrschen diese Technik – Phosphoröl, bewusste Stimmbeeinflussung … Vermutlich glauben wir, was wir glauben wollen … oder das, wovor wir Angst haben.« Er sah beiseite. »Manche fühlen sich verpflichtet, genau dahinter zu kommen, wie sehr es auch schmerzen mag. Andere lassen es für immer im Ungewissen … sie können es nicht ertragen, sich selbst die Hoffnung zu nehmen.« Er richtete sich auf. »Unterschätzen Sie Voisey nicht, Pitt. Ihm ist sein Ehrgeiz wichtiger als sein Hang zur Rache. Aber auch wenn Sie ihm nicht viel bedeuten, er wird Ihnen nie vergessen und verzeihen, dass Sie ihn in der Whitechapel-Geschichte geschlagen haben. Er wartet auf seine Gelegenheit, und die wird gekommen sein, wenn Sie sich nicht wehren können. Ihm eilt es nicht, aber eines Tages wird er zuschlagen. Ich decke Sie, so gut ich kann, aber ich bin nicht unfehlbar.«
    »Ich bin ihm begegnet … vor

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