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Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Feinde der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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schaute vor uns auf die Straße. »Gut, dann werde ich es mit deinen Angelegenheiten genauso halten. Ich werde nicht anfangen, in deinen Geheimnissen herumzustochern.«
    Sie blickte mich an und zog eine Augenbraue hoch. »Ach, wirklich? Und was sollte dann das beim Pokerabend neulich? Hast du da etwa nicht versucht, Michael auszuhorchen?«
    Sie hatte recht. Ich hatte neulich Abend eingewilligt, mit ihm und einigen seiner Freunde Poker zu spielen, und dabei versucht, Michael einige Informationen zu entlocken.
    Nun regte sich mein schlechtes Gewissen. »Na ja, schon, aber –«
    »Auf die Tour wirst du genau wie sie«, unterbrach sie mich.
    »Wie wer? Was meinst du?«
    »Wie Stewart, Freeman, Parker, Marshall.« Sie wedelte mit der Hand durch die Luft, als wollte sie sagen, sie könnte die Liste noch endlos fortsetzen. »Sie alle haben den liebsten Grundsatz der CIA verinnerlicht: Nichts ist privat, alles ist geschäftlich; danach leben sie rund um die Uhr, sieben Tage die Woche.«
    Ich stellte mein Weinglas ab und seufzte. »Das mit Michael tut mir leid. Wirklich.«
    Sie wandte sich mir mit dem ganzen Körper zu und sah mich lange eindringlich an; so einschüchternd hatte ich sie noch nie erlebt. »Mich kannst du reinlegen so viel und so oft du willst. Ich hab gelernt, mit so was umzugehen und es sogar zu erwarten. Aber bitte führ Michael nicht an der Nase rum, indem du so tust, als wärst du sein Freund. Hast du verstanden?«
    Kendrick hatte recht. Ich hatte wirklich ein Problem damit, ihr zu vertrauen, und das war sogar größer, als ich gedacht hatte. Aber mal im Ernst: Was hatte ich schon für eine Wahl? Außer ich befolgte den Rat, den der 07er Adam mir mal gegeben hatte: Traue niemandem. Diese noble Vorrede von Kendrick konnte natürlich einfach nur Show sein. Aber wenn sie es ernst meinte, dann konnte es sein, dass sie verstand, warum ich die Sache mit Holly geheim halten musste. Michael war vielleicht Grund genug für sie, um zu verstehen, wie wichtig diese Information für mich war.
    Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Schwörst du bei deinem Leben und bei seinem Leben, dass Michael nicht nur irgendeine Tarnung ist, die Chief Marshall dir gegeben hat?«
    Die Wut in ihrer Miene wich schierem Entsetzen. »Nein, nein, er ist keine Tarnung! Wie kannst du nur so was denken?«
    »Wie kann ich nicht so was denken?«, gab ich zurück. »Du hast ja auch Geheimnisse vor ihm, warum dann nicht auch vor mir?«
    Sie nickte. »Okay, du hast recht.«
    Obwohl wir den Agentenmodus nun eigentlich hätten verlassen sollen, um ein vertrauensvolles Verhältnis zueinander aufzubauen, hatte ich plötzlich ein unbändiges Bedürfnis, ihre Geschichte zu hören, ihr Geheimnis zu erfahren. So als könnten wir uns gegenseitig erpressen, um an private Informationen heranzukommen.
    Und ich glaube, sie wollte mir ihre Geschichte auch erzählen.
    »Über mein Leben ist mehr bekannt als über das irgendeines anderen Agenten, und was das Thema verstorbene Familienmitglieder angeht, bin ich auch nicht gerade unbeleckt, wie du weißt«, sagte ich und sah sie scharf an.
    Sie errötete leicht. »Ja, ich weiß. Ich meine, das stimmt, aber –«
    »Aber was?«, fragte ich und zog die Augenbrauen hoch.
    Kendrick trank ihr Glas aus und schenkte sich gleich neuen Wein ein, so als sammelte sie Mut, um es mir erzählen zu können. Sie wusste genau, was ich wissen wollte. Ihre Familie, was war mit ihrer Familie passiert? »Weißt du noch, was du neulich zu mir gesagt hast? Darüber, dass Michael mich gar nicht richtig kennt?«
    »Ja, das weiß ich noch.«
    »Du hast recht und gleichzeitig auch wieder nicht. Ich bin genau die Frau, die er kennt. Die, die sich gern aus Spaß Babymöbel anguckt und heult, wenn sie sich blöde romantische Komödien ansieht. Doch ich bin auch das andere, der Mensch, den du kennst. Das liegt daran, dass ich Dinge kann, die die meisten Leute nicht können. Nicht daran, dass ich mir das so ausgesucht hätte. Aber nichts davon ist vorgetäuscht. Ist das irgendwie nachvollziehbar für dich?«
    »Ja, ich glaube schon.« Daraufhin schwiegen wir beide, und ich wusste, dass es nun so weit war; sie würde es mir erzählen.
    Und dann konnte ich ihr von Holly erzählen, zumindest die Verschleppungstheorie, die Stewart bereits kannte.
    »Meine Eltern und mein Bruder wurden vor ungefähr drei Jahren ermordet, von Feinden der Zeit.«
    Ich hielt den Atem an, wartete, dass sie noch mehr sagte,

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