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Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Feinde der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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angefangen.« Mein Herz raste immer noch, und mir lief der Schweiß in Strömen. Aber Stewart war viel zu fasziniert von ihrer Entdeckung, um diese offensichtlichen Anzeichen dafür, dass ich log oder etwas vor ihr verbarg, überhaupt wahrzunehmen. Obwohl das meiste ja auch stimmte. Irgendwie.
    Plötzlich nahm sie erneut das rosafarbene Büchlein zur Hand und blätterte hektisch darin herum. »Warte, ich glaube, ich weiß, warum du diese andere Zeitleiste verlassen hast. An dem Tag, an dem ich erfahren habe, dass du unser neuester Rekrut bist, hatte ich den Auftrag, dir zur Arbeit zu folgen. Aber du warst nicht da.« Auf einer Seite, die weiter vorn war, hielt sie inne und legte mir das Tagebuch in den Schoß. »Hier, lies das.«
    Ich schaute auf die Seite und erkannte sofort Hollys Handschrift.
    15. März 2009
    Ich arbeite auf dem Mars oder vielleicht auch auf dem Jupiter. Echt. Ich war ja schon häufig in Manhattan, aber meistens an Touristenorten, an denen sich normale Mittelschichtleute wie ich versammeln, um sich irgendwas anzusehen.
    Es gibt jedoch wirklich und wahrhaftig Leute, die auf der Upper East Side wohnen. Das ist einfach verrückt. Oh, und ich habe einen guten ersten Eindruck hinterlassen. Erinnere mich daran, nicht im Gehen zu lesen, denn sonst kann es passieren, dass ich mit einem supersüßen Jungen (ich möchte eigentlich nicht »Junge« schreiben, aber »Mann« klingt irgendwie gruselig und »junger Mann« bescheuert) zusammenstoße. Und wenn man völlig bescheuert ist und beschließt, nicht nur im Gehen zu lesen, sondern dabei auch noch einen Erdbeer-Smoothie mit sich rumzuschleppen, kann es passieren, dass man die Schuhe dieses supersüßen Jungen ruiniert.
    Ich dachte: Ach, du lieber Himmel! Aber ich muss sagen: Er hat es mit Humor genommen. Er hat gelacht und dann mein Buch aus dem Smoothie gezogen und damit gerettet, was großartig war, weil ich sonst auf dem Heimweg nichts zu lesen gehabt hätte.
    Für den Rest des Monats haben wir nur zwei Abende die Woche Unterricht; die Arbeit geht also noch nicht richtig los. Heute habe ich allerdings was richtig Cooles gemacht. Als Mr Wellborn, der Leiter der Ferienspiele, uns mitgeteilt hat, dass der Dozent, der bei den Ferienspielen den Computer-Workshop leiten sollte, einen anderen Job bekommen hätte und er nun nach jemandem mit ausgezeichneten Computer-Kenntnissen suchen würde, habe ich mich mutig gemeldet und gesagt: »Ein guter Freund von mir studiert bald am MIT und hat gerade bei Jugend forscht einen Preis gewonnen. Er kann super mit Kindern umgehen, und er sucht einen Job.«
    Mr Wellborn war richtig beeindruckt und hat sich Adams Namen und Adresse notiert. Adam wird ausflippen, wenn er hört, was er da verdient, und ich weiß ja, dass er genauso darauf brennt, aus Jersey rauszukommen, wie ich. Das hatten wir schon immer gemeinsam.
    Als ich ging, hat derselbe Typ, mit dem ich vorher zusammengestoßen war und dem ich die Schuhe ruiniert hatte, direkt vor mir das Gebäude verlassen. Ich hab gesehen, wie er zu einer langen schwarzen Limousine ging, die vor der Tür auf ihn wartete. Der Fahrer (der einen schwarzen Anzug und eine Art Ohrhörer trug) rannte sogar allen Ernstes um den Wagen herum, um ihm die Tür aufzuhalten.
    Ich hab die Augen verdreht, und ich glaube, er hat es gesehen, denn er hat gegrinst. Er ist offensichtlich so ein reiches Jüngelchen von der Upper East Side. Aber warum zur Hölle braucht er dann einen Job? Vielleicht hat ihn irgendein Gericht zu Sozialstunden verdonnert? Das ergibt aber nicht wirklich Sinn, wenn man bedenkt, was man bei dem Job verdient und wie viele Bewerber es dafür gibt. Dann hätten sie ihn bei den Ferienspielen für Kinder von sozial Benachteiligten in Harlem oder so unterbringen sollen.
    So viel für heute.
    Liebe Grüße,
    Holly
    »Das warst doch du, oder?«, fragte Stewart und riss mir das Buch weg. »Der Junge mit den ruinierten Schuhen? Das ist der Tag, an dem du sie kennengelernt hast … und der Tag, an dem du zu Tempest gekommen bist.« Stewart sah mich an und verdrehte die Augen. »Und? Was ist passiert? Ist sie da reingegangen, ohne dass ihr der Smoothie aus der Hand gefallen ist? Mann, wie dramatisch. Und tragisch. Hast du dieses Datum extra ausgesucht? Das wäre nämlich megakitschig.«
    »Ja«, brachte ich heraus. Dieses Tagebuch war die Härte für mich. Schlimmer als alle Fotos, die Dad von seiner Kontaktperson bekommen hatte.
    »O Gott, du bist so ein armseliger Loser«, sagte Stewart

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