Feinde der Zeit: Roman (German Edition)
Coolste in unserer Abteilung. Es dauerte noch ungefähr fünf Sekunden, dann atmete sie tief durch und kam in Gang.
»Zieh die an!« Sie drückte mir ein Paar Latexhandschuhe in die Finger. »Setz den Computer wieder zusammen!«
Ich wirbelte herum. Erst jetzt registrierte ich die überall auf dem Boden verteilten Metallteile. »Die Daten! Die Ergebnisse, die Melvin bei seinen Experimenten gewonnen hat. Die haben sie geklaut, oder?«
In mir blitzte ganz kurz die Erinnerung daran auf, dass Adam einmal das Gleiche getan hatte, dann kehrte ich in die schreckliche Gegenwart zurück.
»Ja, die haben sie mitgenommen.« Stewart krabbelte unter den Schreibtisch und tastete herum. »Und sie sind von der CIA. Also müssten sie eigentlich wissen, wie man so was macht, ohne ein Chaos zu hinterlassen. Aber sie haben genau das Gegenteil getan.«
»Meinst du, sie, also die Typen von Eyewall, wollten ganz sichergehen, dass wir wissen, dass sie diese Daten haben?« Ich warf die Einzelteile in das nun leere Gehäuse des Computers.
»Sie wollten uns klarmachen, dass sie mit Dr. Melvins Theorien nicht einverstanden sind«, sagte Stewart entschieden. »Sie haben moralische Einwände dagegen.«
Das Klonen. Das war es, was Eyewall über Dr. Melvin herausgefunden haben musste. Aber Healy hatte gesagt, dass Dr. Melvin kaum etwas so bereute, wie dass er über das Klonen geforscht und herausgefunden hatte, wie man es in die Realität umsetzte. Wie hatte er es genannt? Den Traum eines dummen Jungen.
»Du hast schon den Notfall-Code eingegeben, oder?«, fragte ich Stewart.
»Ja, musste ich doch«, sagte sie widerstrebend. »Was sollen wir denn sonst tun?«
Mein Blick fiel auf etwas Rotes unter dem Schreibtisch. Ich kroch noch einmal rücklings darunter und blickte hoch. Stewart drehte sich neben mir ebenfalls auf den Rücken und starrte dieselbe rote Schrift an, die mir ins Auge gefallen war.
»Was heißt das? Ich kann Japanisch nicht lesen.«
»Tod, Mord« , las ich laut vor. »Nichts davon ist gerechtfertigt, es sei denn, es dient dem höchsten aller Zwecke: die Existenz der Menschheit auch für die kommenden Jahrhunderte zu sichern. Den natürlichen Zustand der Menschheit. Jede andere Form wird uns alle zerstören.«
Wir schwiegen betroffen und ließen diese Sätze auf uns wirken. Als mein Handy klingelte, zuckten wir beide zusammen und stießen mit den Köpfen aneinander.
»Ja?«, sagte ich und drückte das Telefon ans Ohr, während ich unter dem Schreibtisch hervorkroch. Dabei vermied ich es geflissentlich, Dr. Melvins Leiche anzusehen. »Ich bin’s, ich meine, Agent Meyer.«
»Ist Agent Stewart bei Ihnen?«, fragte Senator Healy.
»Ja, Sir.«
»Ist Dr. Melvin bei Ihnen?«, fragte er, und die Art, wie er das fragte, verriet mir, dass er höchstwahrscheinlich bereits wusste, was passiert war. Vielleicht hatte Eyewall auch unter seinen Schreibtisch gekritzelt.
Ich blies die Luft aus und versuchte mich auf die Beantwortung seiner Fragen zu konzentrieren. »Ja, aber … er ist tot.«
Darauf blieb es am anderen Ende der Leitung lange still, dann sagte Healy mit fester Stimme: »Ich möchte, dass Sie und Agent Stewart sofort in das Apartment Ihres Vaters fahren. Lassen Sie alles so, wie Sie es vorgefunden haben, und verschließen Sie die Tür.«
»Nein«, protestierte ich. »Wir werden hier bei ihm warten, bei der Leiche. Und sicherstellen, dass niemand sonst hereinkommt.«
»Jackson, bitte tun Sie, was ich sage. Ich habe in den letzten Minuten eine ganze Reihe von Nachrichten bekommen, und eine davon enthielt Hinweise darauf, dass Ihr Vater möglicherweise von seiner Mission zurückgekehrt ist.«
Das reichte mir. Ich sprang auf, und auch Stewart stand vom Boden auf. »Wir brechen sofort auf«, sagte ich ihm und legte auf.
Bevor ich die Tür schloss, warf ich noch einen letzten Blick auf Dr. Melvin. Mein Schmerz, meine Trauer waren unermesslich groß, doch ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Weiterzumachen war das Einzige, was mir im Augenblick dazu einfiel.
»Healy glaubt, dass Dad zurück ist«, sagte ich zu Stewart, während wir zur Treppe liefen. Auf den Aufzug zu warten hätte uns zu viel Geduld gekostet. »Und das mit Dr. Melvin schien er schon zu wissen. Oder zumindest hatte er es wohl vermutet.«
Ich glaube, wir hielten beide den Atem an, als wir Dads Apartment betraten. In der Unterhaltung, die wir höflicherweise mit dem Türsteher Henry hatten führen müssen, hätte ich um ein Haar meine Tarnung
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