Feinde der Zeit: Roman (German Edition)
Emily ins Bad, um sie zu baden. Dabei rasselte sie eine Liste von Dingen herunter, die Stewart und ich in der Zwischenzeit besorgen gehen sollten. Wahrscheinlich wollte sie uns eine Gelegenheit geben, über unsere Chancen zu diskutieren, dieses Kind vor der CIA und vor allem vor Tempest zu verbergen.
Vorausgesetzt, es kam niemand, um Emily zu holen. Oder ihr etwas anzutun. Ich hatte keine Ahnung, worauf wir uns gefasst machen sollten.
Rite Aid war so ziemlich die einzige Drogerie, die um diese Zeit noch geöffnet war. Stewart und ich teilten uns auf und zogen mit zwei verschiedenen Einkaufswagen los. Meiner füllte sich mit Vitaminpräparaten, leichten Schmerzmitteln für Kinder und Elektrolytlösungen. Stewart stieß zu mir, als ich gerade den Arzneimittelgang durchkämmte.
»Meinst du, wir sollten noch Vitamin-Kaubonbons mitnehmen?«, fragte ich Stewart.
»Die hier sind die besten.« Sie nahm drei Fläschchen aus dem Regal und warf sie in den Wagen. »Was machen wir denn jetzt mit dem Mädchen? Wenn sie bei unserer Rückkehr nicht ohnehin längst wieder dahin zurückgesprungen ist, wo sie herkommt.«
»Im Augenblick müssen wir uns ja nur Gedanken um Healy machen.« Jetzt, wo Dr. Melvin tot ist. »Allerdings hatte ich heute eine äußerst interessante Unterhaltung mit Agent Collins.«
Sie sah mich neugierig an. »Ich bin ganz Ohr.«
Ich erzählte ihr von meinem denkwürdigen Verhör mit Agent Collins und von dem Foto mit Dad und Collins’ Großvater, worauf Stewart ebenso irritiert reagierte wie ich. »Wie es aussieht, befindet mein Vater sich also momentan in der Zukunft, aber er war auch schon in der Vergangenheit, und zwar mit einem Mann, der seit Jahrzehnten tot ist. Wie verrückt soll das alles eigentlich noch werden, bis wir rausfinden, wo er wirklich ist?«
Stewart sah mich gedankenverloren an. »Lass uns später noch mal in dieses geheime Zimmer gehen und nachsehen, ob wir noch irgendwas finden, das uns weiterhilft«, war alles, was ich zur Antwort bekam.
Als wir mit mehreren Tüten in Dads Wohnung zurückkehrten, hatte Kendrick Emily bereits im Gästezimmer ins Bett gebracht. Emily schlief wie ein Murmeltier, und ihre noch feuchten roten Haare bedeckten das ganze Kissen.
»Ich hab ihr ein Beruhigungsmittel gegeben«, sagte Kendrick. »Ich hatte Angst, dass sie sonst aus Versehen springt und –«
»Vielleicht wäre es ja besser, wenn sie genau das täte«, unterbrach Stewart sie. »Wer weiß, was das mit ihr macht, wenn sie länger hierbleibt? Wo sie doch von so weit her kommt.«
»Aus dem Jahr 3200«, murmelte ich leise. Wir schwiegen eine Weile betroffen. Wir alle bei Tempest fragten uns schon lange, woher die EOTs kamen oder vielmehr aus welcher Zeit sie kamen. Doch keiner von uns hätte es für möglich gehalten, dass ihre Herkunft in so ferner Zukunft lag.
Kendrick machte sich neben dem Bett an einem Beutel zu schaffen, der eine durchsichtige Flüssigkeit enthielt. »Ohne das Beruhigungsmittel hätte ich sie auch nicht an den Tropf hängen können. Sie ist stark dehydriert, und ich hab auch Nahrungsergänzung beigemischt, damit sie schneller wieder zu Kräften kommt.«
Stewart verschränkte die Arme vor der Brust und zog die Augenbrauen hoch. »Was hast du eigentlich vor, Kendrick? Willst du dieses Kind großziehen, bis es so alt ist wie Junior und aus freien Stücken durch die Zeit springt? Es ist doch immerhin möglich, dass sie uns alle in Gefahr bringt. Sie ist bestimmt ein verdammter Klon von Jackson oder so was in der Art.«
»Beruhige dich«, sagte ich zu Stewart und streckte einen Arm aus, damit sie Emily nicht zu nahe kam. »Wir brauchen ja nicht sofort zu entscheiden, was wir tun.«
Stewart stöhnte und zeigte auf Kendrick. »Sie hat doch bereits eine Entscheidung getroffen. Das wissen wir doch beide. Sie gehört zu den Leuten, die noch kleine Vögel retten wollen, denen schon der Kopf abfällt.«
Kendrick erhob sich wütend. »Na schön. Dann weck sie doch auf und schick sie wieder runter in den Park, damit sie sich ihr Essen aus den Mülleimern zusammensucht! Emily wird schon rausfinden, wie sie wieder nach Hause kommt, bevor sie an Unterernährung stirbt oder überfallen wird oder noch Schlimmeres.«
Sie schubste Stewart aus dem Weg und stürmte aus dem Zimmer. Ich warf Stewart einen wütenden Blick zu und folgte Kendrick in die Küche. Sie sah mich nicht einmal an. Sie stand über ihr Notizbuch gebeugt am Tresen und schrieb frenetisch. Ich wartete einen Moment und
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