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Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Feinde der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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Schock, den mir diese neue Information versetzt hatte, und konzentrierte mich wieder auf das Hier und Jetzt. »Ja, wir sind quitt.«
    Sie wirkte sehr erleichtert und lächelte mich sogar an. »Wir haben noch ein paar Stunden Zeit, bevor wir uns im Plaza treffen. Ich finde, wir sollten den Morgen dazu nutzen, deine neue Bleibe auf Vordermann zu bringen. Außerdem muss ich noch ein paar Bücher vom NYU Bookstore abholen. Vielleicht solltest du dir auch welche besorgen. Du könntest sie in deine Wohnung stellen, damit du eine Tarnung hast, als Student oder was auch immer.«
    »Du willst mit mir dieses Apartment putzen?«
    »Du hast doch schon mal geputzt, oder?«
    »Fängst du jetzt auch an, dich über Kinder von Reichen lustig zu machen, wie Stewart?« Ich schlug ihr mit dem Umschlag auf den Kopf, der auf dem Tisch lag. »Zu deiner Information: Ich habe Berufserfahrung als Hausmeister und Putzkraft.«
    Sie warf mir Gummihandschuhe zu. »Das glaube ich erst, wenn ich es sehe.«

    Ich klatschte in die Hände und sog den Duft neuer Bücher ein. »Okay, was soll ich kaufen, um mein neues Apartment so auszustaffieren, dass es nach Studentenbude aussieht?«
    »Lehrbücher, Laborkittel, Lernkarten«, zählte Kendrick auf.
    »Sie meinen also, ich sollte in Ihre Fußstapfen treten und so tun, als wäre ich Medizinstudent, Dr. Kendrick?«
    »Ja, entweder das oder der Unabomber.«
    Wir wanderten gut zwanzig Minuten durch den Laden und sammelten einen Haufen Requisiten zusammen. Die legte ich dann schwungvoll auf die Ladentheke und reichte der Frau an der Kasse eine Kreditkarte. »Glaubst du nicht, dass das ein bisschen zu inszeniert aussieht? Wir sind schließlich nur eine Woche hier, oder?«, fragte ich Kendrick im Flüsterton auf Russisch, damit uns niemand belauschen konnte.
    Kendrick öffnete den Mund, um zu antworten, doch von einer Sekunde auf die andere blendete ich sie komplett aus. Denn hinter einem der Regale vor uns hatte ich soeben eine mir sehr vertraute Stimme gehört. Eine Stimme, bei der ich sofort Herzrasen bekam.
    Holly. Meine Holly. Die Holly von 2009.
    »Ich sehe mir gern die Liste mit der Pflichtlektüre an und entscheide dann, was interessant sein könnte.«
    »Eine höchst ungewöhnliche Art, einen Kurs auszuwählen«, erwiderte eine männliche Stimme.
    Ich musste mich an der Ladentheke abstützen und holte tief Luft, während ich herauszufinden versuchte, warum Holly Flynn zur selben Zeit wie ich in diesem Buchladen war.
    Sie kennt mich nicht. Sie ist nicht meine Holly. Nicht mehr.
    Ich musste mich einfach zusammenreißen und durfte auf keinen Fall zu ihr hinlaufen und sie küssen oder irgend so was Idiotisches. Ich hatte das im Jahr 2007 überlebt, also würde ich es auch jetzt überleben. Eigentlich wollte ich sie nicht sehen, nicht jetzt, nachdem ich mich drei Monate hatte umprogrammieren lassen. Aber es erschien mir unverantwortlich zu gehen, ohne mich wenigstens mit eigenen Augen zu vergewissern, dass es ihr gutging.
    »Bin gleich wieder da, okay?«, fragte ich Kendrick, deren Nase gerade in einem Biochemie-Lehrbuch für höhere Semester steckte, und sie nickte.
    Ich fühlte mich noch unwohler und nervöser als wenige Tage zuvor, als ich in Heidelberg vor den EOTs gestanden hatte. Als ich um die Ecke spähte, erblickte ich Holly neben einem der Verkäufer. Mir blieb fast das Herz stehen. Ich hatte sie seit Monaten nicht gesehen, und trotzdem hatte sie noch dieselbe Wirkung auf mich wie zuvor. Ich wäre am liebsten weggerannt, doch gleichzeitig brachte ich es nicht übers Herz. Ich wirbelte herum, um mein Gesicht zu verbergen. Ein paar Sekunden später rempelte mich jemand von hinten an, und ein Stapel Bücher fiel aus dem Regal auf den Boden.
    »Oh, Mist, tut mir leid«, sagte der Verkäufer.
    Ich beugte mich vor, um ihm beim Aufsammeln der Bücher zu helfen. Kurz darauf sah ich Hollys Füße direkt vor meiner Nase, und dann griffen wir gleichzeitig nach demselben Buch. Ich wusste, was als Nächstes passieren würde, und tat nichts, um es zu verhindern.
    Ich konnte es nicht.
    Sie schaute mich an, zog ihre Hand zurück und griff nach einem anderen Buch. »Das da gehört in das Regal direkt hinter dir.«
    Ich machte den Mund auf, um ihr zu antworten, brachte aber keinen Ton heraus. Und ich bin sicher, dass ich sie auf eine Art angestarrt habe, die unheimlich gewesen muss. »Äh … ja.«
    Aus dem Augenwinkel sah ich Kendrick näher kommen. Sie schwenkte eine riesige Tasche. »Bist du so weit,

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