Feinde der Zeit: Roman (German Edition)
»Wann ist Senator Healy zu Tempest gestoßen?«
»Senator Healy?«, fragte Chief Marshall. »Nein, das kann nicht sein, ausgeschlossen.«
»Auch nicht in einer anderen Zeitleiste?«, fragte ich verzweifelt. Wie konnte es sein, dass sie das nicht wussten? »Und wenn es noch zwei Jahre in der Zukunft liegt?«
»Ich nehme schon an, dass es möglich ist«, antwortete Dad langsam, doch sie alle hatten deutliche Zweifel.
Vielleicht war dieses Paralleluniversum wirklich anders als das, aus dem ich gerade kam. Vielleicht hatte Thomas an dieser anderen Zeitleiste herumgepfuscht.
Ich wusste, dass Marshall recht hatte; ich musste wieder gehen. Die Nebeneffekte dieser Zeitreise würden mir nach dem letzten Abend schwer zu schaffen machen. Aber Dad war hier. Und eine von meinen Hollys. Eine Version von ihr, die mich gemocht hatte, war hier.
Dad legte mir eine Hand auf die Schulter. »Es tut mir leid, Jackson, alles. Dein Leben ist kompliziert, aber das heißt nicht, dass es mir egal ist.«
»Ich weiß, Dad, ich weiß.« Ich hätte ihn gern nach dieser Bestechung gefragt, aber nicht in Chief Marshalls Beisein.
Dann tat ich etwas, was ich schon seit Jahren nicht mehr gemacht hatte. Ich umarmte Dad. Irgendwie hatte ich erwartet, dass er sich wehren würde, aber er erwiderte meine Umarmung, ohne Fragen zu stellen.
»Pass auf Holly auf und auf Adam«, flüsterte ich ihm zu, bevor ich ihn losließ. »Für den Fall, dass ich wieder hierher zurückkehren muss. Aber auch so, okay?«
Er ließ mich los und trat einen Schritt zurück. »Ja, mache ich.«
Ich warf noch einen Blick auf den toten Mann auf dem Fußboden. Dann schaute ich auf Holly herab und beschloss, sie hier rauszubringen. »Ich trag sie in mein Zimmer. Für den Fall, dass sie bald aufwacht.« Ihr Kopf hing lose über meinem Arm, als ich sie hochhob, und ich musste achtgeben, dass ich nirgendwo an der Wand anstieß, während ich sie durch die Wohnung trug. Keiner von den anderen sagte etwas oder folgte mir.
Adam lag quer über dem Bett und schlief wie ein Toter. Ich legte Holly auf die Kissen und zog eine Decke über sie. So würde sie neben Adam aufwachen, und er würde wissen, wie er ihr die Situation erklären konnte. Aber sie würde trotzdem nicht verstehen, warum ich sie geküsst hatte … und ihr erlaubt hatte, meinen Brief an Courtney zu lesen, und sie dann verlassen hatte, damit sie in einigen Monaten was mit David oder Brian, dem Supersportler, anfing.
Egal. Das war jetzt egal. Im Augenblick zählte nur, dass ich ein Agent auf einer Mission war. Ich musste mich zusammenreißen und durfte mich nicht auf die Realität in dieser Zeitleiste einlassen. Ich bin eigentlich geschäftlich hier, nicht privat.
Doch die Erinnerung an Courtneys Brief brachte ich mich auf eine Idee. Ich nahm ein Blatt Papier und einen Stift und setzte mich an den Schreibtisch. Ich konnte Holly wenigstens etwas hinterlassen.
»O Gott, wer hat mir eins über den Schädel gegeben?«
Ich zuckte zusammen und seufzte dann erleichtert, als ich sah, dass Adam versuchte, sich aufzusetzen; er blinzelte ins helle Licht der Schreibtischlampe. Erst als er sich hingestellt hatte und mich ansah, realisierte ich, wie lange es her war, dass ich ihn zuletzt gesehen hatte. Das war wesentlich länger her als meine letzte Begegnung mit Holly.
Tu es nicht Jackson. Lass dich nicht in diese Welt hineinziehen, in der du Freunde hast, Menschen, die vielleicht für dich sterben müssen.
»Wie geht’s?«
»Beschissen«, murmelte er. »Verdammt, hab ich wirklich so viel getrunken?«
Ich konnte mich nicht mehr erinnern. »Na ja, kann sein, dass die CIA dir irgendwas gegeben hat. Holly haben sie jedenfalls betäubt.«
Er kroch zum anderen Ende des Bettes, nahm einen ihrer Füße und tippte ihn sanft an. »Sie zeigt keine Reflexe. Was zum Teufel ist denn passiert? Noch so ein Angriff wie der am Freitag?«
Ich wandte ihm mein Gesicht zu und holte tief Luft. »Sozusagen, ja. Aber für mich ist der gestrige Abend sehr lange her, Monate her.«
Adam schüttelte den Kopf und schlug sanft seinen Handrücken dagegen. »O Mist, ist das gerade ein Halbsprung? Allmählich bin ich’s leid, immer von diesen Sprüngen zu hören und mich an nichts erinnern zu können.«
»Nein, das jetzt ist real, du wirst dich daran erinnern können. Aber wenn ich wieder verschwinde und zurück in diese andere Zeitleiste reise, wird dort nichts von dem hier passiert sein.«
Er setzte sich gerade hin. Plötzlich schien er zu
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