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Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Feinde der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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aus, als ich ihn in Erinnerung gehabt hatte. Er ist erst sechzehn, ein Jahr jünger als Mason im Jahr 2009. Ich stand auf, setzte mich neben Holly, nahm ihre Hand und drückte sie.
    »Was soll ich ihr denn sagen?«, fragte Adam leise.
    Seine Worte hingen schwer im Raum, und die Vorstellung, dass er Holly erklären musste, warum ich verschwunden war, tat so weh, dass ich mich zwang, aufs Rationale umzuschalten, wie ich es in den letzten drei Monaten gelernt hatte – bis zu dieser Mission in New York. »Sag ihr, dass ich wegmusste, vielleicht nach Spanien oder irgendein anderes weit entferntes Land, um einen Verwandten zu betreuen, der im Sterben liegt. Sie wird sich aufregen, wahrscheinlich wird sie weinen und sauer auf dich sein, weil du sie nicht geweckt hast.« Ich schluckte. »Dann wird sie irgendwann drüber wegkommen«, sagte ich möglichst ruhig.
    Und dann wird sie mit David oder Brian zusammenkommen und aufs College gehen und …
    »Einfach so«, sagte Adam und schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Ja, einfach so. Das ist sogar statistisch erwiesen. Die CIA sammelte diese Art Daten. Wenn ein Agent eine Beziehung zu einer potentiellen Quelle aufbaut und sie dann wieder verlässt, zeigen fünfundachtzig Prozent nach zwei Wochen keine Anzeichen von Trauer oder irgendwelche Veränderungen in ihrem emotionalen Verhalten mehr.« Ich ging zurück an den Schreibtisch und nahm erneut den Stift zur Hand. »Ich werde ihr einen Brief schreiben, der die Tarngeschichte stützt.«
    Dad stand auf und ging zur Tür. »Komm noch mal zu uns rüber, bevor du –«
    »Ja, klar«, unterbrach ich ihn. »Wenn du möchtest.«
    Adams hielt mich die ganze Zeit genau im Blick, während ich zu schreiben begann. »Was ist los mit dir, Mann?«
    »Du meinst, abgesehen vom Offensichtlichen?«, fragte ich, ohne aufzuschauen. Es überraschte mich selbst, wie emotionslos meine Stimme klang.
    »Ach, egal«, grummelte er und ließ sich zurück aufs Bett fallen. »Ich konnte dir ja ohnehin nie bei irgendwas helfen.«
    Sein Sarkasmus machte mich wütend. Das hier war schon schwer genug für mich, ohne dass Adam mir ein schlechtes Gewissen machte. Er hatte noch andere Freunde. Er würde es verschmerzen. Aber ich würde zurück an einen Ort gehen, wo ich niemandem traute. Selbst die Version von Holly dort hatte auf Healys Ball Spielchen mit mir gespielt. Ich wusste zwar, dass es etwas anderes war, als wenn ein perfekt ausgebildeter Agent mich reingelegt hätte, aber trotzdem war es ausgerechnet Holly gewesen.
    »Es wird alles gut. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ihr werdet beide den besten Schutz genießen, den die CIA zu bieten hat«, zitierte ich mechanisch.
    »Toll, das ist ein echter Trost. Vor allem, nachdem ich deine Verwandlung von meinem Freund in einen Befehle ausführenden Roboter miterleben durfte.«
    Ich biss die Zähne zusammen und nahm ein neues Blatt Papier. Er würde mich nicht weichklopfen. Nicht in dieser Zeitleiste, in der ich nicht bleiben konnte.
    Er kam näher und las, was ich geschrieben hatte: »Liebe Holly. Entschuldige, dass ich so überstürzt aufbrechen musste. In meinem Leben ist gerade alles schrecklich kompliziert. Diese Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen … Du hast vergessen zu schreiben: ›Es liegt nicht an dir, es liegt an mir.‹«
    Ich legte meinen Arm über das Blatt, blickte zu ihm hoch und versuchte, so ruhig wie möglich zu sagen: »Das hier ist sehr persönlich.«
    Er stöhnte und schüttelte den Kopf. »Nein, das ist es nicht, Mann. Nicht mal ein klitzekleines bisschen.«
    Autsch. Ich ignorierte ihn und schrieb weiter, doch kurz darauf zog er mir das Blatt weg. Ich stand auf und streckte die Hand nach dem Brief aus. »Ernsthaft jetzt. Hör auf damit.«
    Adam verzog wütend das Gesicht und zerriss das Blatt, bevor ich es verhindern konnte. »Sie liebt dich!«
    »Hör –«
    »Holly liebt dich, und du erwartest von mir, dass ich ihr diesen bescheuerten Brief gebe und dann darauf warte, dass sie dir einfach vergibt und die Sache vergisst? Das ist das Hirnverbrannteste, was ich je gehört habe.« Er ließ die Papierfetzen auf den Boden fallen und warf mir einen angewiderten Blick zu. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht nur mit ihren Gefühlen spielen. Aber kein Problem, geh du ruhig zurück zu der Version von Holly, die irgendwo auf dich wartet, und kümmere dich um die.«
    Er stand ganz dicht vor mir und sah mich direkt an. Da konnte ich mich nicht mehr länger verstellen. Meine

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