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Feinde kann man sich nicht aussuchen

Feinde kann man sich nicht aussuchen

Titel: Feinde kann man sich nicht aussuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Herrgott.« Er schüttelte den Kopf.
    »Sie dachten, er hätte sie umgebracht.«
    »Viele Leute dachten das. Denken es
immer noch.«
    »War irgend etwas an dem Brief oder an
den Gerüchten, was darauf hindeuten könnte, wer dahintersteckte?«
    Er dachte nach. »Klar war nur, daß es
jemand sein mußte, der sehr viel über die GGL wußte. Jedenfalls am Anfang; nach
einer gewissen Zeit entwickelten die Gerüchte eine Eigendynamik.«
    »Eine Frage: Wenn Gordon es irgendwie
schafft, das Hunters Point-Projekt wieder zum Leben zu erwecken, würden Sie
sich überlegen, eventuell dabei mitzuarbeiten?«
    »Tja, ich habe inzwischen ein anderes
langfristiges Projekt übernommen, aber... doch, überlegen würde ich es mir
schon.«
    »Kann ich das T. J. mitteilen?«
    »Natürlich. Ach, sagen Sie, wie geht es
ihm denn?«
    »Besser.« Und vielleicht stimmte das
ja. Er hatte sein selbstgewähltes Exil im Moonshine Cottage verlassen und
beschlossen, aktiv zu werden. Aber war das, was er vorhatte, rational? Das
würde ich wissen, wenn ich ihn fand.
    Wenn ich ihn fand...
     
    Als ich die Treppe auf Nate Evans’
Grundstück wieder hinunterstieg, schien die Nacht noch kälter und dunkler. Der
Küstennebel war weiter hereingekrochen und lag jetzt in den Senken zwischen den
Hügeln; dichte Schwaden verhüllten das Haus auf der gegenüberliegenden
Straßenseite und dämpften die Lichter. Von weiter oben kam das Brummen eines
Motors, und dann raste ein Kleinwagen um die scharfe Kurve; die Bremslichter
blinkten auf, als er schlingernd in die spitze Kehre eintauchte. Evans hatte
nicht übertrieben, als er gesagt hatte, Jugendliche benutzten die Straße als
Rennstrecke.
    Ich grub die Hände tiefer in meine
Jackentaschen und marschierte die Straße hinunter zu meinem MG. Wieder dröhnte
oben ein Motor auf, und ich wich automatisch an den Straßenrand aus.
Scheinwerfer leuchteten hinter mir auf. Ich sah mich um.
    Die Lichter schienen direkt auf mich
zuzukommen.
    Ich erstarrte, wartete, daß der Fahrer
gegensteuerte. Die Lichter kamen immer noch auf mich zu, schneller jetzt. Angst
durchzuckte mich, als ich begriff, daß er es auf mich abgesehen hatte. Ich
machte einen Satz zur Seite, bog mich weg und ruderte mit den Armen. Ich spürte
einen Luftzug; Split spritzte auf und prasselte mir auf den Rücken. Heißer
Schmerz versengte meine linke Wade, als die Stoßstange sie streifte. Ich
taumelte vornüber, schlug hin und rutsche auf einem pieksigen Teppich aus
Baumnadeln den Hang hinunter.
    Ich rappelte mich hoch, biß die Zähne
zusammen. Reifenquietschen, hektisches Schalten. Dann erfaßten Scheinwerferkegel
die Bäume über mir.
    Er kam zurück.
    Ich duckte mich, zwängte mich in ein
Feuerdorngestrüpp. Die Dornen rissen an meinen Kleidern, zerkratzten mir das
Gesicht. Ich drückte die Zweige weg, wühlte mich tiefer in das Gesträuch — mein
Herz raste, mein Mund war trocken.
    Droben auf der Straße hielt der Wagen
jetzt.
    Ich arbeitete mich weiter vorwärts und
sah jenseits der Sträucher eine asphaltierte Einfahrt. Bog die Zweige
auseinander, um die Einfahrt entlangspähen zu können.
    Am oberen Ende stand der Wagen — hellfarben,
flach, die Marke auf diese Entfernung nicht identifizierbar. Gleich darauf fuhr
er weiter, aber ganz langsam und nur ein paar Meter. Dann verstummte der Motor,
und die Scheinwerfer erloschen.
    Er wollte mir zu Fuß folgen — und
bestimmt nicht, um sich zu erkundigen, ob mit mir alles okay war.
    Hier würde er mich nur zu leicht
finden.
    Ich brach aus dem Gebüsch und rannte,
den Schmerz in meiner Wade ignorierend, die Einfahrt hinunter. Hin zu den
gedämpften Lichtern des Hauses, wo Menschen waren, ein Telefon...
    Im Rennen suchte ich den Boden nach
irgend etwas ab, was ich als Waffe benutzen könnte. Nichts. Nur die
Feuerdornhecke und dahinter Nebel und Dunkel. Warum lag meine Pistole immer
hübsch weggeschlossen daheim, wenn ich sie brauchte! Ich hatte die Genehmigung,
eine Waffe bei mir zu tragen; ich mußte meine Aversion dagegen überwinden, die
38er mit mir herumzuschleppen — Von droben kamen rasche Schritte.
    Ich rannte über einen Parkplatz vor
einer Garage, um die Garage herum, über einen Plankenweg zur Vordertür. Die
Lichter, die ich gesehen hatte, waren nur Außenlampen; das Innere des Hauses
war dunkel.
    Ich drückte trotzdem auf die Klingel,
hämmerte an die Tür. Keine Reaktion.
    Die Schritte waren hinter mir, auf dem
Parkplatz jetzt. Ich wirbelte herum und sah eine Treppe zu einer

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