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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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gegen den Colonel , der beunruhigt ihre Arme ergriff. »Ist Ihnen nicht wohl?«
    »Es war ein ziemlich langer Tag für mich.« Sie atmete tief durch. »Wo ist der General?«
    »Drüben im Hof , Ma'am , in seinem Stabswagen . W enn Sie mir bitte folgen würden . Leider haben wir nur sehr wenig Zeit . Er muß morgen früh wieder in Paris sein.«
    Der Wagen stand in einer Ecke neben dem Haupttor. Sie regi
    strierte die Jeeps , die ihn umgaben, die Helme der Militärpoli zei. Brisingham öffnete den hinteren Schlag. »Doktor Munro , General.«
    Janet zögerte; dann stieg sie ein , und
Brisingham schloß die Wagentür. Im schwachen Schein der
Armaturenbeleuchtung konnte sie nur sehr wenig erkennen. Eisenhower
trug Trench coat und Käppi , soviel sah sie gerade noch , sein Gesicht aber lag ganz im Dunkeln , und nur die weißen Zähne schimmerten , wenn er sein unnachahmliches Lächeln zeigte. »Würden Sie sich sehr wundern , wenn ich Ihnen sage , daß ich das Gefühl habe , Sie schon sehr lange zu kennen?« fragte der General. Janet runzelte verblüfft die Stirn , dann fiel es ihr auf einmal ein. »Onkel Carey?«
    Er lachte leise. »Sie waren sein einziges Gesprächsthema , wenn
wir vom SHAEF beim Kaffee saßen und die Pläne für
„Overlord" entwarfen. Aber ich kannte ihn schon lange vorher.
Panama, neunzehnhundertzweiundzwanzig, -dreiundzwanzig. Ich war Major
und er, wie ich mich noch gut erinnere, ein be rüchtigter
Korvettenkapitän. Berüchtigt deshalb, weil man so schwer mit
ihm fertig wurde.« »Darin hat er sich nicht
geändert.«
    »Nein, nicht im geringsten.« Er
zögerte. »Zum Beispiel da mals, als am Invasionstag dieser
norwegische Zerstörer sank. Er hätte überhaupt nicht an
Bord sein dürfen. Eine glatte Be fehlsverweigerung.«
    »Die ihn ein Auge und fast einen Arm
kostete.« »Ich weiß. Sagen Sie mal, dieses Fhada, die
schottische Insel, auf der er sich im Augenblick aufhält - was
macht er eigentlich da?« »Die Familie seiner Mutter stammt
von Fhada. Und ein Vetter hat ihm kurz vor dem Krieg ein Haus auf der
Insel hinterlassen. Er wollte sich irgendwo eine Weile verkriechen, und
ich ver mute, daß er sich dort gut aufgehoben fühlte. Ein
wirklich ab sonderliches Fleckchen Erde.«
    »Glauben Sie, daß er vielleicht etwas sucht?« »Ja, vielleicht.«
Der General nickte. »Wußten Sie, daß er wieder Frontdienst
machen will ?«
»Nein, aber es überrascht mich nicht.«
    »Mich auch nicht. Er ist zu alt, um sich zu
ändern, nur muß ich leider sagen, daß es nicht geht.
Das sehen Sie doch sicher ein: mit nur einem Auge und einem fast
unbrauchbaren Arm... Nein, nein, er hat wahrhaftig genug
geopfert!« »Nur nicht sein Leben.«
    »Verdammt noch mal!« schimpfte Eisenhower. »Das Marine
ministerium bleibt stur. Sie wollen ihn unbedingt auf die Pen
sionierungsliste setzen.«
»Und Sie?«
    Er stieß einen schweren Seufzer aus.
»Er hat mir durch einen jungen Marineoffizier einen
handgeschriebenen Brief ge schickt. Zum Glück war ich
zufällig heute hier.«
    »Er hat Sie um Hilfe gebeten? Carey
Reeve?« Janet lächelte. »Also das ist wirklich mal was
Neues, General.« »Der Gedan ke kam mir auch«,
entgegnete Eisenhower. »Und werden Sie ihm helfen
können?«
    »Ich habe in Paris einen Posten für
ihn, ab ersten Oktober. Als Stellvertretender Koordinationschef
für Nachschub und Perso nal.«
    »Einen Schreibtischposten?« Janet schüttelte den Kopf. »Er will an die Front.«
    »Die Zeiten sind endgültig vorbei.
Wenn er einen Posten will - bitte sehr, da ist einer für ihn.
Andernfalls kommt er aufs Ab stellgleis. Das muß er
einsehen.« »Aber wird er das?« entgegnete sie leise.
    »Hören Sie«, fragte Eisenhower,
»besteht die Möglichkeit, daß Sie sich ein paar Tage
frei nehmen und ihn besuchen?« Sie zögerte. »Ich
glaube schon. In den letzten sechs Monaten habe ich höchstens ein
freies Wochenende gehabt.«
    »Großartig!« sagte er
zufrieden. »Die notwendigen Reisedispo sitionen werden
selbstverständlich von meinem Stab erledigt. Ich werde Ihnen einen
Brief mitgeben, in dem ich die Bedin gungen meines Angebots eindeutig
klarlege. Aber den eigentli chen Druck müssen Sie
ausüben.« Es klopfte ans Fenster. Ei senhower kurbelte die
Scheibe herunter, und Brisingham beug te sich herein.
    »Wenn Sie die Maschine erreichen wollen, müssen wir los, General.«
    Eisenhower nickte ungeduldig und drehte das
Fenster wieder herauf. »Nicht eine Minute können die einen
in Ruhe lassen. Ein schlimmer Krieg,

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