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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Käpt'n! Nur noch zwei Meter unter dem Kiel... Ein Meter!«
    »Kurs halten, Karl«, erwiderte Gericke gelassen. »Nur keine Aufregung. Halbe Kraft.«
    »Mir scheint, uns ist das Wasser ausgegangen, mein lieber Paul.« Friemels Stimme klang ebenso gelassen wie Gerickes. U-235 erzitterte, es krachte, dann kam ein langgezogenes Knir schen, bei dem jedem Mann an Bord die Haare zu Berge stan den. »Mein Gott, jetzt hat's uns erwischt«, sagte Heini Roth in der Zentrale laut.
    Aber sie liefen weiter , trotz dieses endlosen , ununterbrochenen Knirschens, das dann plötzlich aufhörte. Gerickes Stimme be fahl ruhig: »Volle Kraft voraus!«
    Heiseres Jubelgeschrei im ganzen Boot. »Er hat's geschafft!« rief Dietz aufgeregt. »Wie immer«, setzte er etwas nüchterner hinzu. Wieder ertönte Gerickes Stimme.
    »Wenn ihr jetzt glaubt, wir sind aus dem Schneider , dann muß ich euch leider enttäuschen. Noch haben wir das Blockade schiff vor uns. In etwa hundert Metern Entfernung. Sehe es deutlich. Halbe Kraft jetzt. Wenn ich Befehl gebe, sofort in die vollen.« Von der offenen Brücke aus beobachtete er aufmerk sam das letzte Hindernis. U-235 schob sich langsam weiter, immer im Sog des ablaufenden Wassers , das durch die South Passage schoß. Das Blockadeschiff war ein altes Küstenmotor fahrzeug; sein Schornstein ragte einsam in den Nachthimmel, das Deck wurde vom Wasser überspült. »Ruder hart Steuer bord« , befahl Gericke.
    Die Rinne zwischen den Klippen und dem Blockadeschiff kam ihm unglaublich eng vor, jetzt aber war es zu spät zum Umkeh ren. Abermals knirschte es unterm Kiel.
    Engels Stimme klang hektisch vor Angst. »Es müßten sechs Meter sein, Käpt'n! Sechs Meter!«
    Als das Boot weiterglitt, hörte das Knirschen auf. »Wahr scheinlich nur eine Kette«, sagte Gericke beruhigend. »Machen Sie weiter, Karl. Wir sind gleich draußen.«
    Irgendwo hinter ihm, hinter dem Qualm auf der anderen Ha fenseite, dröhnte eine Detonation. Er beachtete sie nicht, son dern konzentrierte sich auf die vor ihm liegende Aufgabe, packte die Reling mit froststarren Händen.
    Und dann schien das Boot plötzlich von einer Riesenfaust ge packt und unversehens von einer heftigen Strömung vorwärts gerissen zu werden. Das Blockadeschiff kam fast längsseits, den Schornstein gen Himmel gereckt, die Bodenplatten verro stet, die Fenster der Brücke zersplittert - ein Geisterschiff. Gericke beugte sich weit über die Reling. Dies war der Mo ment höchster Gefahr, denn jetzt konnte der Bootskörper von spitzen Metallstücken oder vorstehenden Trägerenden aufge schlitzt werden wie eine Sardinenbüchse .
    Plötzlich ein Knirschen auf der Steuerbordseite - die Klippe war nah, viel zu nah -, und dann, als sie von der Strömung nach Backbord herumgedrückt wurden, schien das Blockadeschiff plötzlich nach achtern wegzugleiten.
    Heiser sagte Gericke: »Wir sind klar, Leute. Starker Seegang. Windstärke sechs, nach meiner Schätzung. Die Diesel an! Vol le Kraft voraus!« Die Szene in der Zentrale war unbeschreib lich. Dietz brach fast in Tränen aus, während Friemel im Über schwang der Gefühle Heini Roth packte und ihn an seine Brust drückte.
    »Bewundernswert!« sagte der Admiral. »Da lag ich in Gedan ken schon in meinem Stahlsarg und war aufs Abkratzen gefaßt,
    und jetzt heißt es plötzlich wieder, alles ein Irrtum.«
    Auf der Brücke mußte sich Gericke gut festhalten, als U-235 in den vollen Wind hineinlief, der vom Kanal herüberblies. Es war jetzt stockfinster, nichts war zu sehen, wonach er sich hätte richten können. Eine schwere See nach der anderen ging über ihn weg. In seinen Ohren dröhnte das Brüllen der Wellen. Möglichst rasch raus aus diesem Wetter!
    »Also los, Karl«, sagte er. »Voll auftauchen , damit ich wieder trocken werde , und dann tauchen wir , bis wir im Kanal sind.« Plötzlich wurde das Dröhnen lauter , aber nun waren es nicht mehr die Wellen: An Steuerbord sah er eine riesige, weiße Bugsee auftauchen . Mit einem ohrenbetäubenden Krachen, dem kreischenden Reißen von Metall glitt ein dunkler, schlan ker Schatten quer über das Vorschiff von U-235 und fuhr unbe irrt weiter in die finstere Nacht hinein. Das U-Boot rollte, der Kommandoturm legte sich weit nach Backbord über, und Ge ricke wurde über Bord geschleudert .
    »Mein Glückstag«, dachte er, während er aus irgendeinem Grund seine Mütze festhielt. »Hatte ich das vorhin nicht ge sagt?« Dann klatschte er ins tobende Wasser , und die erste See

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