Feindfahrt
büßen!«
Hardisty und Wright kamen im Laufschritt um die Ecke. »Durch die Sperre ist er nicht, soviel steht fest, Sir«, meldete Hardisty. »Da stehn zwei Militärpolizisten, die werden jetzt überall Bescheid sagen.«
»Durchsuchen Sie diesen verdammten Gepäckraum noch mal«, ordnete Lieutenant Fisher an.
»Er muß sich einfach hier versteckt haben. In der kurzen Zeit kann er doch nirgends hingelaufen sein.«
Die beiden Männer setzten sich in Trab. Carver schimpfte em pört und wütend. »Wenn ich dieses deutsche Schwein erwi sche...«
»Mann, hören Sie endlich auf damit und lassen Sie mich nach denken!« unterbrach ihn Fisher barsch.
Die Lokomotive stieß einen schrillen Pfiff aus, der Zugführer schwenkte seine Flagge. Gleich darauf setzte sich der Zug in Bewegung. Zwei Matrosen beugten sich aus einem Wagenfen ster, um zu sehen, was diese Unruhe zu bedeuten hatte, die meisten Passagiere hatten nichts bemerkt.
»Wohin könnte er denn ?« fragte sich Fisher. Und dann däm merte es ihm. Er verschluckte sich fast vor Aufregung. »Der Zug, Carver!« rief er. »Er muß wieder eingestiegen sein. Das ist die einzig mögliche Erklärung.« Der Zug fuhr mittlerweile schon ziemlich schnell, aber es reichte gerade noch, um in die offene Tür des Zugführerwagens zu springen und Carver mit heraufzuziehen. Hardisty und Wright, die neben dem Zug her rannten, schafften es allerdings nicht mehr. »He, was soll das?« fragte der Zugführer.
Fisher ignorierte ihn, zog den Revolver und sagte zum Ober bootsmann:
»Also los, Carver, stöbern wir die Beute auf.«
Da Janet Munros Reisegenehmigung den Stempel »Höchster Vorrang« trug, bediente sie der Schlafwagensteward an diesem Morgen als allererste: Er brachte ihr ein herzhaftes englisches Frühstück, bestehend aus Schinkenspeck, Rührei, Marmelade, Toast und Tee. Jago gingen die Augen über. »Und ich dachte, wir hätten Krieg.« »Beziehungen, Liebling, Beziehungen.«
»Dann bin ich diesmal wahrhaftig auf dem richtigen Dampfer.« Er setzte sich ihr gegenüber an den schmalen Tisch, den der Steward am Fenster hochgeklappt hatte. Janet schenkte schon den Tee ein.
»Weißt du was ? Das Zeug beginnt mir allmählich zu schmek ken«, erklärte Jago.
Es klopfte. Janet, die der Tür am nächsten saß, langte hinüber, um sie zu öffnen. Gleich darauf trat Fisher ein, in der Rechten einen Revolver , Bootsmann Carver unmittelbar hinter sich. »Was, zum Teufel, soll das heißen?« erkundigte sich Jago ziemlich verblüfft.
»Er ist Carver im Bahnhof entwischt, Sir«, berichtete Fisher. »Er wollte zur Toilette und...«
»Sparen Sie sich das fürs Kriegsgericht, Lieutenant«, fuhr ihm Jago brutal ins Wort. »Vorerst will ich nur eines wissen.« Diesmal wandte er sich an Carver. »Haben Sie ihm die Hand schellen abgenommen?« Carver leckte sich nervös die Lippen. »Nur eine, Sir. Ich meine, er wollte doch...«
»Das ist unglaublich!« fuhr Jago auf. »Eine Chance, eine ein zige , kleine Chance - mehr braucht ein Kerl wie der doch nicht!« Weiß vor Zorn kehrte er ihm den Rücken.
»Er ist also im Zug. War es das, was Sie mir sagen wollten?« »Ich nehme es an, Sir.« Fisher zögerte; dann fügte er unge schickt hinzu: »Ich meine, er hätte doch sonst nirgends hin können. Er hatte gar keine Zeit dazu.«
» Sie nehmen es an? « wiederholte Jago ironisch. »Na schön, Lieutenant , wo ist er also? Deutsche Korvettenkapitäne müßten hier eigentlich eher dünn gesät sein , meinen Sie nicht? Vor allem in einem Zug der West Highland Line.«
Fisher warf Carver einen unruhigen Blick zu, dann sah er wie der den Amerikaner an. »Ich... ich weiß es einfach nicht, Sir. Wir haben hinten beim Zugführerwagen angefangen und uns bis nach vorn durchgearbeitet.«
»Und keine Spur von ihm gefunden. Na ja, läßt sich denken. Auf dem Präsentierteller wird er sich Ihnen nicht gerade servie ren. Ist er bewaffnet?«
Carver zögerte, fragte sich, ob er lügen sollte oder doch lieber nicht, aber ein Blick von Jago war genug. »Ich fürchte ja, Sir. Ich trug eine Zweitwaffe, Sir. Eine Mauser. Für alle Fälle.« »Für welche Fälle?« fragte Jago böse zurück, dann winkte er ab.
»Schon gut, Carver. Wir haben jetzt Wichtigeres zu bespre chen.« Er öffnete seine Reisetasche , nahm eine Colt Automatic heraus und schob sie sich in eine Tasche. »Steckt eure Waffen vorläufig ein. Wir wollen doch nicht den ganzen Zug rebellisch machen. Wenn er an Bord ist , was ich bezweifle , wäre ein
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