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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Überall wurde gerätselt, was eigentlich passiert sein könnte. Gericke steckte die Linke mit den Handschellen tief in die Manteltasche und schob sich langsam durch das Gedränge.
    Niemand nahm die geringste Notiz von ihm, bis 'er am Ende des Wagens ankam; dort stieß er mit einem jungen Matrosen zusammen, der gerade vom Fenster zurücktrat. Der Mann dreh te sich um, und sah den Regenmantel und die Uniformmütze und sagte hastig: »Verzeihung, Sir.« »Schon gut.« »Was ist eigentlich da hinten los, Sir?«
    »Weiß der Teufel«, erwiderte Gericke. »Ich habe zwei Offizie re mit gezogener Pistole gesehen. Vielleicht ist ihnen ein Ge fangener entwischt.« Er blieb eine Weile am Fenster stehen, verhielt sich genau wie die anderen Neugierigen, und sah Jago mit seinen Begleitern wieder einsteigen. Die Pfeife des Zug führers ertönte, Dampf zischte und der Zug setzte sich wieder in Bewegung.
    Die Passagiere kehrten in ihre Abteile zurück, während Gerik ke langsam weiterging. Als er schließlich den Schlafwagen betrat, befand er sich in einer stilleren und weitaus ordentliche ren Welt. Der Gang war leer, doch als er weitergehen wollte, öffnete sich am anderen Ende eine Tür und der Steward kam aus seiner winzigen Küche.
    Überrascht blieb der Mann stehen. »Kann ich Ihnen helfen, Sir?« Gericke mußte rasch improvisieren; das Gespräch über Jago und das Mädchen, mit dem dieser eine Schlafwagenkabi ne teilte, fiel ihm ein. Wie war doch gleich ihr Name noch? Dr. Munro, ja, die Nichte eines amerikanischen Admirals. Das ent behrte nicht einer gewissen Komik.
    »Ich bin Lieutenant van Lott von der königlich
niederländischen Marine«, sagte er schnell. »Ich möchte zu Dr.
Munro.«
»Abteil vierzehn. Hier entlang, Sir.«
    Er machte kehrt, ging ein Stück weiter und klopfte an eine Tür. Gericke folgte.
    Die Tür wurde geöffnet, Janet spähte heraus. »Hier ist ein Herr, der Sie sprechen will, Doktor. Lieutenant van Lott von der hol ländischen Marine.«
    Janet musterte Gericke kühl. »Vielen Dank«, sagte sie; und dann, zu Gericke: »Bitte, kommen Sie herein.«
    Der Steward verschwand, während Gericke an ihr vorbei das Abteil betrat. Als er sich umdrehte, lehnte sie mit verschränk ten Armen an der Tür und betrachtete ihn ernst. »Sie sehen nicht gut aus, Lieutenant. Fehlt Ihnen was?«
    »Ich weiß nicht recht. In Glasgow ging's mir schon nicht gut. Fast wäre ich da ausgestiegen, aber ich muß unbedingt heute noch nach Mallaig.
    Von irgend jemand erfuhr ich dann, daß wir eine Ärztin im Zug haben, also erkundigte ich mich beim Steward.« »Sie sollten sich lieber setzen.«
    Er hockte sich auf die Bettkante. Sie legte ihm die Hand auf die
Stirn. »Sieht fast aus, als hätten Sie Fieber.«
»Glauben Sie wirklich?«
»Ja, eindeutig.«
    Sie stand so dicht vor ihm, daß er ihr Parfüm riechen konnte; dann setzte sie sich neben ihn, schlug ein Knie über das andere
    und tastete nach seinem Puls. »Sie haben fabelhafte Beine, Doktor.«
    »Das hat man mir schon öfter gesagt«, gab sie zurück und er hob sich wieder. »Ich verschreibe Ihnen einen großen Scotch.« »Meinen Sie wirklich?«
    »Ich würde sagen, Sie werden ihn brauchen.«
    Sie holte die Flasche aus Jagos Tasche , nahm ein Glas von dem kleinen Waschbecken in der Ecke und schenkte ihm großzügig ein. »Auf Ihre Gesundheit«, sagte Gericke.
    »Prosit«, erwiderte sie lächelnd. »Ach Gott, wie dumm von mir! Das ist deutsch , nicht wahr , Lieutenant?«
    Gericke seufzte , dann kippte er den Whisky mit einem einzigen großen Schluck. »Das war wirklich überaus freundlich von Ihnen« , erklärte er , streckte die Hand aus und verriegelte die Tür.

    Jago marschierte durch den schlingernden Zug , Fisher und Carver auf den Fersen.
    »Aber Sir , was soll ich bloß machen?« fragte Fisher ihn be drückt.
    »Fliehen Sie in die Berge. Schießen Sie sich eine Kugel durch den Kopf. Was fragen Sie mich?« entgegnete Jago. »Es ist Ihr Bier , Fisher. Ich war nicht mal in der Nähe. Ich war längst wieder eingestiegen.« Er hatte keine Lust , sich wegen der Un fähigkeit dieses jungen Einfaltspinsels in die Tinte zu setzen. Als er die Tür zum Schlafwagen öffnete , kam der Steward mit einem Tablett aus dem letzten Abteil. »Wir hätten gern Tee oder Kaffee«, bestellte Jago. »Was Sie eben auftreiben kön nen.«
    »In Dr. Munros Abteil?« Der Steward zögerte.
    »Sie hat im Augenblick Besuch , Sir. Einen Lieutenant van Lott. Holländischer Marineoffizier.« Jago sah ihn

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