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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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des South Morar, kletterte quer über einen mit Felsblöcken übersäten Hang . Im mer noch umgab ihn Nebel. Inzwischen war er bis auf die Haut durchnäßt und spürte zum erstenmal auch die Kälte.
    Aber er stieg hartnäckig weiter, bis er, etwa zwei Stunden nach seiner Flucht, die Kante eines riesigen Granitblocks erklomm und sich auf einem Plateau fand. Hier oben herrschte grimmige Kälte, und der Wind, der ihm ins Gesicht wehte, sagte ihm, daß er auf dem Gipfel angekommen sein mußte. Und dann zerriß ein Windstoß den dichten, grauen Vorhang. Der Blick war überwältigend. Unter ihm Loch Morar, dahinter, auf der ande ren Landzunge, vier bis fünf Meilen entfernt, die Stadt Mallaig, und draußen im Meer, hinter dem Sund von Sleat in den Regen geduckt, die Inseln Eigg, Rhum und Skye. Zehn oder fünfzehn Meter von ihm entfernt erhob sich ein trigonometrischer Punkt aus Feldsteinen , ein Pfad wand sich in Schlangenlinien zum Loch hinab. Der Nebelvorhang zog sich wieder zu, aber er hat te genug gesehen. Mit neu erwachter Energie machte er sich auf den Weg bergab.

    Die Deutschland m achte gute Fahrt; mit jedem Leinwandflek ken, den sie besaß, warf sie sich in den Wind. Vom Achterdeck aus sprach Kapitän Berger zu Passagieren und Besatzung. »Die letzte Etappe«, sagte er. »Das Zusammentreffen mit der Mary Masters war Pech, aber wir hatten trotzdem das Glück auf unserer Seite. Ich habe, sobald es ging, den Kurs geändert - nur für den Fall, daß doch jemand nach uns suchen sollte, aber das halte ich für unwahrscheinlich. Eines ist jedoch von jetzt an unerläßlich: Wir müssen strenger denn je darauf achten, daß man bei Nacht keinen Lichtschein an Bord sieht. Diese Vor sichtsmaßnahme ist mehrmals sträflich vernachlässigt wor den.« Einen Augenblick herrschte Stille; alle Gesichter sahen zu ihm auf, die Leute erwarteten mehr von ihm, und er hatte so wenig zu geben. Fest umklammerte er die Reling und versuch te, Zuversicht in seinen Ton zu legen.
    »Es wird gutgehen . Sieben bis acht Tage noch, mehr nicht, und diejenigen unter euch, die eine Familie haben, werden sie bald wiedersehen, das verspreche ich euch . Wir sind zu weit ge kommen, um es jetzt nicht mehr zu schaffen.« Er nickte Sturm zu. »Lassen Sie die Besatzung wegtreten.«
    Eine Weile herrschte rege Aktivität, während die Steuerbord wache auf ihre Arbeitsstationen zurückkehrte und die anderen unter Deck gingen.
    Berger kontrollierte den Kurs, dann stieg er die Leiter hinunter und betrat seine Kajüte. Er schenkte sich gerade ein Glas Rum ein, als es klopfte und Otto Prager eintrat.
    »Auch einen?« Berger hielt sein Glas empor.
    »Nein, danke«, lehnte Prager ab. »Aber eine von Ihren Zigar ren nehme ich gern, wenn Sie noch eine übrig haben.« »Bitte sehr, bedienen Sie sich.«
    Berger setzte sich an den Schreibtisch und zog eine Seekarte der Westlichen Reviere zu sich heran. »Das klang gut, was Sie da draußen gesagt haben, Erich«, bemerkte Prager.
    »Wirklich?« fragte Berger ein wenig erschöpft. »Na, wenig
stens etwas.«
»Wo sind wir, wenn ich fragen darf?«
    »Hier.« Berger tippte auf die Seekarte. »Jetzt müssen wir nur noch westlich von Irland, den Äußeren Hebriden und Shetland nach Norden und dann nach Norwegen hinüber. Dann sollten wir mehr oder weniger in Sicherheit sein. Anschließend an der Küste entlang durch das Kattegat nach Kiel.«
    »Als wir ausliefen, erschien uns das alles wie ein Traum«, sag te Prager. »Wie ein unmöglicher Traum.« »Ja.«
    Irgend etwas berührte Berger, ein böses Gefühl durchlief sei nen Körper - wie ein kalter Wind, bei der Nacht über das Schiffsdeck streicht: die erste Sturmwarnung.

    In der Kombüse bereiteten Schwester Angela und Maria mit bis zum Ellbogen aufgekrempelten Ärmeln das Abendessen vor. Die Tür wurde aufgestoßen, und Richter erschien, in den Händen eine Emailleschüssel. Er stellte sie mit Schwung auf den Tisch. »Pökelfleisch, meine Damen. Der letzte Rest, und er riecht überhaupt nicht gut.« Schwester Angela prüfte das Fleisch mit dem Messer. »Zur Hälfte verfault, zur Hälfte von Würmern wimmelnd.«
    »Keine Angst, Schwester. Sie werden sicher was Schönes draus machen.«
    Er tauschte einen Blick mit Maria, die ihm zulächelte, während sie, die Arme bis zu den Ellbogen mit Mehl bedeckt, einen Teig knetete. Die Nonnenhaube trug sie nicht mehr; der schlanke Hals und das kurz geschnittene Haar ließen sie selt sam wehrlos erscheinen. Am liebsten hätte Richter sie

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