Feindfahrt
zitterten ihm die Finger .
Die Dead End befand sich fünf Meilen südwestlich von Idrig gil Point auf der Insel Skye und hatte schwer mit dem Wetter zu kämpfen. Petersen hielt das Ruder, während Jago am Kar tentisch saß und den Kurs kontrollierte. Als die Tür hinter ihm aufging, drehte er sich um, weil er seinen Kaffee erwartete, aber statt dessen sah er Jansen mit einem Funkspruch in der Hand und einem merkwürdigen Glitzern in den Augen. »Ich glaube, der Lieutenant wird diesen Funkspruch besonders in teressant finden.«
»Ein Funkspruch?« fragte Jago zurück. »O Gott , von Mallaig! Dabei sind wir doch erst vor einer Stunde aus diesem ver dammten Nest ausgelaufen . Lesen Sie vor.«
»Wie der Lieutenant befehlen.« Jansen amüsierte sich könig lich. »Korvettenkapitän Gericke als blinder Passagier auf der Katrina entdeckt. Befindet sich jetzt auf Fhada. Bitten Sie , ihn morgen auf dem Rückweg von Stornoway abzuholen und in Gewahrsam zu nehmen.« Jago starrte ihn ungläubig an; dann riß er ihm das Blatt aus der Hand und las die Nachricht mit eigenen Augen. »Das ist doch nicht möglich!«
»Anscheinend doch, Sir. Leider. Die frohe Botschaft stammt direkt von Captain Murray.«
»Na schön. Und wenn Sie auf Ihrem ausgefüllten Terminka lender einen kleinen freien Augenblick finden, geben Sie bitte an Mallaig durch, Nachricht erhalten und verstanden. Werden, falls Wetter erlaubt, Stornoway morgen bei Tagesanbruch ver lassen und gegen zwölf Uhr in Fhada sein. Und jetzt ver schwinden Sie - augenblicklich!«
Mit breitem Grinsen ging Jansen hinaus, während Jago einen Bleistift vom Tisch nahm und ihn geistesabwesend zerbrach. Janet legte einen neuen Holzklotz aufs Feuer, schob ihn mit einem langen Messinghaken zurecht, machte es sich wieder bequem und wartete. Onkel Carey stand am Fenster und las den Brief, den sie ihm mitgebracht hatte. »Er schreibt hier, daß er persönlich mit dir gesprochen hätte?«
»Ja, das stimmt«, antwortete sie. »Im Fond seines Stabswagens vor dem Guy's Hospital.« Als sie nicht sofort Antwort bekam, packte sie Ungeduld.
»Er hat dir einen Posten angeboten, Onkel Carey. Der Oberbe fehlshaber persönlich! Eine Chance, ins Zentrum des Gesche hens zurückzukehren. Ist das nicht genau das, was du woll test?«
»Stellvertretender Koordinationschef für Nachschub und Personal«, sagte er bitter und zerknüllte den Brief.
»Mein Gott, was hattest du dir denn vorgestellt? Etwa irgend was mit Blutvergießen?«
Die Tür ging auf, und Jean kam mit dem silbernen Teetablett herein. »Ist hier Familienkrach oder kann sich jeder beteili gen?« fragte sie fröhlich.
»Zeig's ihr«, verlangte Janet. »Los doch, zeig ihr den Brief! Sie hat genauso das Recht, ihn zu lesen, wie ich.«
Jean setzte das Tablett auf einen kleinen Messingtisch am Ka min. Dann ging sie zu Reeve, nahm ihm den Brief aus der ge schlossenen Faust, glättete ihn und las.
»Aber das ist doch wundervoll, Carey!« Sie drückte ihm einen Kuß auf die Wange. »Ich freue mich ja so für dich!« »Großer Gott, Jean, du bist ebenso schlimm wie die da! Das ist ein Schreibtischposten, begreifst du denn nicht? Da bin ich bloß noch ein Schreibstubenhengst und muß den ganzen Tag Papie re abzeichnen.«
Jean zog ihn energisch zum Kamin, aber Janet schüttelte den Kopf. »Du und Harry Jago, ihr paßt zusammen. Ihr könnt es einfach nicht erwarten , bis ihr wieder in diesen glorreichen
Krieg eingreifen dürft. Lieber tot als ehrlos , wie?«
»Ihr beiden solltet feiern , statt euch zu streiten!« erklärte Jean. »Ich hab' für heute abend ein phantastisches Essen vorbereitet. Wildpastete , Hasenbraten , und dann sind noch vier Flaschen von dem köstlichen Champagner übrig , den Colin damals ein gekellert hat.«
»Tut mir leid , Jean« , entschuldigte sich Janet. »Und vielen Dank. Das klingt herrlich. Ich komme gern.«
Reeve stand am Kamin und stopfte sich eine Pfeife. »Weißt du , dieser Gericke, der interessiert mich. Man hat nur selten Gele genheit, eine Legende persönlich kennenzulernen.«
»Ist er denn wirklich so was Besonderes?« erkundigte sich Jean. »In Marinekreisen ja. Wahrscheinlich der erfolgreichste U-Bootkommandant des ganzen Krieges - auf beiden Seiten. Diese Information ist allerdings nicht zur Veröffentlichung gedacht. Aber er ist ein bemerkenswerter Mann, ganz zweifel los.«
»Auf wessen Seite stehst du eigentlich?« fragte Janet aufge bracht. »Bitte, mißversteh mich nicht. Das ist lediglich die
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