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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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zueinander. Sie hat mich ein paarmal gründlich durchgeschüttelt, aber ich bin immer wieder zu ihr zurückgekehrt. Das ist so eine Art Spiel zwischen uns.« Jago überlief ein Frösteln. »Verdammt, Jansen, was reden Sie da?«
    »Das weiß der Teufel.« Der Bootsmann wirkte tatsächlich ver legen. »Vielleicht werde ich alt.«
    Er steckte den Kopf zur Tür hinaus. »Diese Inseln sind anders als alles, was ich sonst kenne. Die See ist anders.« »Ach so, jetzt weiß ich's«, gab Jago ein wenig spöttisch zurück. »Sie wollen sagen, die See hat hier Ihr Leben lang auf Sie gewartet, wie?«
    »Oder ich auf sie«, antwortete Jansen. »Was wieder ein biß chen was anderes wäre. Wie dem auch sei, ich muß jetzt den Funkspruch absetzen, Sir.«
    Er ging. Der Regen schlug gegen die Fenster der Brücke, und draußen jaulte der Wind durch die Drähte und Leinen. Jago, immer noch wie gebannt von dem, was Jansen gesagt hatte, blieb nachdenklich sitzen. Es sah fast aus, als lausche er auf irgend etwas.
    Auf dem Schreibtisch lag der Wetterbericht. Er nahm ihn zur Hand. Seegebiete Rockall, Bailey, Malin , Hebriden- überall das gleiche bedrohliche Bild. Ein schweres Tief im Anmarsch vom Atlantik. Heftiger Regen, Winde vier bis fünf, gegen Abend auffrischend zum Orkan. Er zerknüllte das dünne Papier und warf es zornig in die Ecke. »Ach was«, murmelte er vor sich hin, »heute habe ich einfach keinen guten Tag.«

    Auf der Deutschland saß Berger in seiner Kajüte vor den See karten und steckte den Kurs für die nächsten Tage ab. Das mo notone Geräusch der Pumpe draußen, der zunehmende Wind störten ihn nicht. Otto Prager lag auf der Koje und las ein Buch. Nach einer Weile richtete er sich auf und nahm die Brille ab.
    »Dieses verdammte Ding hört wohl überhaupt nicht mehr auf zu rumpeln, wie?«
    Es klopfte; Leutnant Sturm trat ein. »Sie haben mich rufen las
sen, Käpt'n?«
»Wie sieht's aus?«
    »Zwei Stunden gestern, zweieinhalb heute.« »Und immer noch nicht trocken?«
    »Na ja, fast.« Sturm zögerte. »Käpt'n, wir nehmen ständig Wasser über; das ist auch nicht gerade gut. Ich finde, wenn wir die Segel reffen würden. ..«
    »Keinen Zentimeter, Sturm!« Berger schlug mit der Hand auf die Tischplatte. »Ohne meine Erlaubnis werden Sie keinen Faden Leinwand anrühren. Verstanden?« »Wie Sie meinen, Käpt'n.«
    »Und jetzt gehen Sie an Ihre Arbeit und schicken Sie mir Rich ter her.«
    Sturm verschwand. Otto Prager erhob sich von der Koje und kam zu Berger an den Schreibtisch. »Der Junge hat sich ziem lich verändert. Vor einem Monat hätte er noch strammgestan den und die Hacken zusammengeschlagen, wenn Sie in diesem Ton mit ihm gesprochen hätten. Jetzt aber...«
    ».. .ist er ein Mann geworden«, fiel Kapitän Berger ihm ins
Wort. »Das hat er der Deutschland zu verdanken. Die hat uns
wirklich alle verändert.«
»Stimmt es denn, was er gesagt hat?«
    »Zum Teil. Es stimmt, daß wir viel Wasser übernehmen und daß das Wasser der ohnehin schwierigen Lage im unteren Teil des Schiffes nicht gerade zuträglich ist. Daß der Hauptgrund dafür in meiner Weigerung liegt, bei Schlechtwetter Leinwand wegzunehmen, trifft ebenfalls zu. Aber das Schlechtwetter ist unser bester Verbündeter, denn es bewirkt, daß wir nur schwer zu orten sind. Außerdem, Otto, können wir es ausnutzen, um möglichst viel Fahrt zu machen, und das ist in diesem Stadium lebenswichtig.«
    Er strich mit beiden Händen die Karte glatt. »Ich darf nicht versagen. Jetzt nicht mehr, nachdem wir schon so weit ge kommen sind.«
    Prager legte ihm die Hand auf die Schulter. »Wir verdanken Ihnen viel, Erich. Wir alle.«
    Es klopfte wieder, und Richter trat ein. Er trug Ölzeug und seine Hände waren mit Teer beschmiert. »Käpt'n?«
    »Ach ja, Richter! Wie ich sehe, waren Sie oben.«
    Der Bootsmann musterte seine Hände. »Ein Block an der Vor marsstange hatte sich gelöst.«
    »Haben Sie sich um das Oberlicht im Salon gekümmert?« »Das haben wir endgültig zugenagelt, Käpt'n. Ist zwar ein biß chen dunkel für die Damen da unten, aber besser, als wenn dauernd Wasser reinkommt.«
    »Gut«, sagte Berger. »Und jetzt möchte ich Ihre Ansicht über unsere allgemeine Lage hören.«
    Richter schien ein wenig zu zögern. »Sie sind der Kapitän,
    nicht ich.«
    »Das weiß ich, Mann!« entgegnete Berger ungeduldig. »Aber außer mir sind Sie am längsten von allen an Bord unter Segel gefahren. Sie wissen wenigstens, wovon ich rede.«
    Richter zuckte ergeben die

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