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Feine Milde

Feine Milde

Titel: Feine Milde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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legte sie in den Flur: Christian ist offenbar abgehauen. Bin bei Gabi. Melde mich. T.
    Die paar Schritte konnte er zu Fuß gehen.
    Gabi wartete in der Haustür. »Gott, bin ich froh, daß du da bist!«
    Er nahm ihre Hand.
    »Was sollen wir bloß tun?«
    »Hast du bei seinen Freunden angerufen?« fragte er und schob sie ins Wohnzimmer.
    »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wen ich alles angerufen habe! Meinst du nicht, wir sollten die Polizei …«
    Er mußte nicht antworten.
    »Du meinst einfach warten?«
    »Ja. Hast du noch was von dem Whisky?«
    Sie holte die Flasche und zwei Gläser. Als sie ein wenig zitterig eingoß, hörten sie beide den Schlüssel im Haustürschloß. Sie warteten. Christian kam, blieb im Türrahmen stehen, starrte seinen Vater an. Er sah todmüde aus.
    »Kann ich was sagen?« fragte er leise.
    Toppe klopfte wortlos auf den Platz neben ihm.
    Was Christian zu sagen hatte, war wenig bemerkenswert. »Ich habe Mist gebaut, ich habe nachgedacht. Es kommt nicht wieder vor, okay?«
    »Wo warst du die halbe Nacht?« fragte Gabi aufgelöst.
    »Ich bin bloß rumgelaufen und hab nachgedacht.«
    »Bis ein Uhr nachts?«
    »Tut mir leid. Ich sag doch, kommt nicht wieder vor. Kann ich jetzt ins Bett?«
    »Nein«, erwiderte Toppe und trank den Schnaps in einem Zug, »kannst du nicht. Ich will das nicht noch ein einziges Mal erleben, sonst …« Christian sah ihn nicht mehr an.
    »Ach, vergiß es! Morgen ist Samstag. Da haben wir Zeit, in Ruhe miteinander zu reden. Einverstanden?«
    Der Junge nickte und verschwand wie der Blitz.
    Gabi weinte jetzt doch. Er nahm sie in die Arme und war verwirrt über das, was er fühlte.
    »Ich will hier weg«, schnaufte sie. »Seit wir in dieses verfluchte Haus gezogen sind, ist alles schief gegangen.«
    Toppe lächelte. »Ich wußte gar nicht, daß du abergläubisch bist.«
    »Ich meine es ernst. Das Haus ist viel zu groß, keiner fühlt sich hier wohl, meine Mutter geht aus und ein, wie es ihr paßt, und macht mich fertig. Ich will mich einfach nicht mehr nach allen Seiten hin aufreiben.«
    »Du meinst, wir sollen es verkaufen?«
    »Das wäre doch am vernünftigsten. Wir hätten auch beide mehr Geld, wenn wir die Belastung los sind.«
    An den Gedanken mußte er sich erst gewöhnen. Sie löste sich aus seinen Armen und ging ins Bad. Er trank noch ein Glas.
    »Wollen wir nicht schlafen gehen?« Sie hatte sich ausgezogen, nur einen Bademantel an.
    Er sagte nichts, schaute nur.
    »Ja«, meinte er dann und ging zur Tür. Sie hielt ihn am Arm fest und küßte ihn. Er zögerte, faßte dann fest ihre Taille, spürte ihre unruhige Zungenspitze. Als er sie losließ, waren sie beide außer Atem.

    Astrid hatte wohl auf ihn warten wollen – das kleine Licht im Schlafzimmer brannte noch, aber sie schlief.
    Unter dem dünnen Laken war sie nackt. Hastig zog er sich aus und legte sich neben sie. Seine Hand glitt über ihre Brüste, ihren Bauch hinunter. Er fing an, sie langsam zu streicheln. Sie blinzelte, schloß aber sofort wieder genüßlich die Augen und stöhnte leise. Ihre Hand fand den Weg mit blinder Sicherheit. Toppe keuchte.
    »Es ist gefährlich, das weißt du«, sagte sie mit halber Stimme.
    Er war wahnsinnig erregt, hielt ihre Hand fest. »Genau das macht mich an«, flüsterte er und schob sich über sie. Ihre Augen glänzten. »Vielleicht machen wir jetzt ein Kind«, raunte er, als er in sie glitt.

23
    Für einen Samstag war der Nachtdienst erfreulich ruhig gewesen, und der Mann auf der Rettungswache Kleve richtete sich schon langsam auf den Feierabend ein, packte Thermoskanne und Zeitschriften in seine Aktentasche. Dann ging er hinüber zum Waschbecken, um Teller, Besteck und Glas abzuspülen. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, in der Nachtschicht eine ordentliche, warme Mahlzeit zu sich zu nehmen. Dazu trank er stets eine Flasche alkoholfreies Bier, gut gekühlt, und verwöhnte sich hinterher mit einer Zigarre und einem Riegel Marzipanschokolade.
    Er faltete gerade die gestärkte Serviette, als der Anruf einging; 5.38 Uhr. Ein Zeitungsbote meldete einen Wohnungsbrand in der Hamstraße. Aus einem Fenster im ersten Stock quoll Rauch, Flammen wollte er auch gesehen haben.
    Der Feuerwehrmann setzte sich ans Mikrofon und tat seine Pflicht.
    Zweimal Dudeln, drei grelle Piepstöne.
    - Alarm für die Feuerwehr Materborn; Alarm für die Feuerwehr Materborn.
    Ja! 9/0/1 von 9/23/21. Kommen!
    9/0/1 hört!
    Wo ist der Einsatzort?
    WohnungsbrandHamstraße 94. Ich wiederhole:

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