Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1
Gib ihm
einfach eine allgemeine Vorstellung dessen, wer wir sind, und
wenn er sich bereit erklärt zu dienen, werden wir ihm den
Rest nach und nach beibringen.«
Robert hob die Hand. »Darf ich?«
Pug nickte.
»Talon, wir drei gehören zum Konklave der Schatten. Das
Konklave besteht aus Männern und Frauen, die sich aus einem bestimmten Grund zusammengetan haben. Dieser Grund
wird dir im Lauf der Zeit klarer werden, aber im Augenblick
gibt es Dinge, die du noch nicht verstehen kannst. Eins kann
ich dir allerdings sagen. Wir tun unser Bestes, uns dem Bösen
in der heutigen Welt entgegenzustellen, darunter auch den
Kräften, die sich zusammengetan haben, um deine Heimat zu
zerstören. Wenn dein derzeitiges Ziel darin besteht, dein Volk
zu rächen, dann hast du die beste Gelegenheit dazu, das zu
tun, indem du uns dienst.«
Talon blickte Robert in die Augen. »Ich schulde Euch mein
Leben, Herr, und ich will diese Schuld auch gerne begleichen,
aber Ihr verlangt von mir, dass ich eine sehr ernste Behauptung einfach glaube. Ich habe in Kendricks Gasthaus oder hier
nichts erlebt, was mich diese Behauptung bezweifeln lässt,
und nichts, was mich glauben ließe, Ihr und diese anderen
wären böse, aber mein Großvater hat mir einmal gesagt, dass
Menschen, die Böses tun, häufig behaupten, im Namen des
Guten zu handeln, und selbst in der Geschichte der Orosini
gab es Schamanen und Häuptlinge, die das Volk in die Irre
geführt haben, aber behaupteten, sie täten das Richtige. Ich
habe an dem Tag, als mein Volk starb, das Böse mit eigenen
Augen gesehen. Ich weiß nicht, worin der Grund für diese
Vernichtung meines Volkes bestand. Ich weiß nur, dass die
Männer, die die Frauen und Kinder meines Clans getötet haben, etwas Böses taten.«
Robert hob die Hand. »So viel kann ich dir sagen: Die
Männer, die dein Heim zerstört haben, handelten nicht aus
dem fehlgeleiteten Bedürfnis, etwas Gutes zu tun, Sie waren
Söldner, die für Gold töten, unterstützt von Soldaten des Herzogtums Olasko. Wir werden demnächst noch ausführlicher
darüber sprechen. Im Augenblick solltest du wissen, dass wir
gemeinsame Sache gegen jene machen, an denen du dich rächen willst.«
»Robert, Ihr habt mir das Leben gerettet, wo andere mich
einfach den Krähen und Geiern überlassen hätten«, sagte Talon. »Ich habe keine Spur von Ehrlosigkeit an Euch oder Euren Freunden bemerkt. Caleb und Magnus« – er nickte Pug zu
– »haben mir vieles beigebracht, und als ich hier lag und meine Wunden heilten, habe ich Lachen gehört …« Er musste
plötzlich wieder an Alysandra denken. »Es gibt hier offenbar
vieles, was den Bewohnern der Siedlung Freude bringt.« Er
holte tief Luft. »Die Götter haben meine Füße zu einem Weg
gelenkt, dessen Ziel ich nicht einmal im Traum erahnen könnte. Aber seit dem Tag, als ich in Eurem Wagen erwachte, Robert, war ich in Eurer Obhut. Sagt mir, was ich tun soll.«
»Das kann ich nicht, Talon. Und das solltest du eigentlich
wissen. Jeder Eid gegenüber dem Konklave der Schatten muss
freiwillig und ohne jeden Zweifel geleistet werden. Denn sobald du dich zu uns gesellst, gibt es kein Zurück mehr. Diesen
Eid zu brechen bedeutet den Tod.«
Pug fügte hinzu: »Und dann ginge es nicht nur um den Tod
der Erinnerung. Denn wenn du erst einer von uns bist, wirst
du Dinge erfahren, die du keinem Außenstehenden mitteilen
darfst. Dinge, für deren Geheimhaltung du zu sterben bereit
sein musst.«
Nakor grinste: »Aber es hat auch seine guten Seiten. Wir
können dir viele Wunder zeigen. Du wirst in einem Jahr hier
mehr lernen, als du in einem Dutzend Leben in deinen heimatlichen Bergen erfahren hättest.«
»Ich habe bereits viel gelernt«, sagte Talon.
Nakor fuhr fort: »Wenn du Rache suchst, brauchst du Mittel und Verbündete. Wir können dir beides bieten.«
»Was muss ich tun?«
Pug erhob sich von seinem Hocker und baute sich vor Talon
auf, während Nakor und Robert sich neben den Magier stellten.
»Schwörst du, Talon Silverhawk, dass deine erste Loyalität
stets dem Konklave der Schatten gelten wird? Trittst du uns
freiwillig und ungezwungen bei? Wirst du schwören, denen
zu gehorchen, die über dir stehen, und jene, die deiner Obhut
unterstellt wurden, mit deinem Leben zu verteidigen?
Schwörst du, die Geheimnisse zu wahren, die dir anvertraut
wurden? Du musst allem zustimmen können, oder du solltest
es nicht tun. Alles oder nichts, Talon. Wie lautet deine
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